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DIE WELTKUNST
Jahrg. XI, Nr. 15 vom 28. Marz 193?
sehen Form und Inhalt tätig weiß, ist die Aus-
stellung in ihrer sorgfältigen Auswahl eigen-
händiger und qualitätvoller Werke aus in-
und ausländischem Museums- und Privatbesitz
ein Ereignis von erster Bedeutung. So werden
unter anderen folgende Werke zu sehen sein:
Die Madonnen aus dem Breslauer und Glo-
gauer Dom, zwei Flügel des Altars aus der
Kirche zu Schneeberg im Erzgebirge, der
Kreuzigungsaltar des Jüngeren Cranach aus
dem Nürnberger Germanischen Museum, das
Selbstporträt und „Adam und Eva“ aus den
Uffizien, der Nothelferaltar aus der Marien-
kirche zu Torgau, aus dem Wiener Kunsthisto-
rischen Museum die Schottenstift-Kreuzigung
und der „Hieronymus“ von 1502, das früheste
datierte Bild Cranachs. „Willibald und Wal-
burga“ aus dem Museum Bamberg und „Chri-
stus segnet die Kinder“ aus der Naumburger
St. Wenzelskirche, der Altar der Weimarer
Chinesische Kunst
In unserer Nr. 11 kündigten wir eine Aus-
stellung bei China-Bohlken in Berlin an
und brachten daraus die Abbildung einer chi-
nesischen Bronze-Glocke der mittleren Chou-
Dynastie. Wir bilden heute ein weiteres Stück
ab und zwar eine kleine chinesische Holz-
Figur, die uns von den in der Ausstellung ge-
zeigten chinesischen Holzskulpturen besonders
reizvoll erscheint. Neben diesen Stücken sei
noch die Sung-Keramik erwähnt, die durch
drei feine, durchsichtige Ying-ching-Schalen.
einen Ting-yao-Teller und eine bauchige Chü-
lu-hsien Schale vertreten ist. Aus der Kera-
mik ferner: Zwei größere Seladon-Gefäße der
Mingzeit und 1 Paar grün-gelb gefleckte Email
sur biscuit Löwen der Kanghsi-Periode.
Unter der Siam-Plastik treten zwei größere
Skulpturen hervor: Ein 40 cm hoher Stein-
Buddha-Kopf aus der Zeit des
Ueberganges der Khmer- zur
Thai-Kunst und eine stehende
Buddha-Figur aus dunkler
Bronze in der Geste des Hin-
haltens der Almosen-Schale.
Letztere Figur stammt aus Ayu-
thia (nördlich von Bangkok)
und dürfte dem 14. bis 15. Jahr-
hundert zuzuschreiben sein.
Zum Schluß sei noch auf zwei
sogenannte Palast-Vasen (China,
18. Jahrhundert) hingewiesen,
die auf Bronzegrund in präch-
tigem, farbenreichem Zellen-
schmelz (Cloisonne) hergestellt
sind.
IKöln
Mittelalterliche
rheinischeKunst
Nach dem großen Erfolg
der letztjährigen Lochner-Aus-
stellung im Wallraf-Richartz-
Museum folgt in diesem Jahre
das Schnütgen-Museum mit
einer groß angelegten Schau
frühmittelalterlicher deutscher,
insbesondere rheinischer Kunst.
Im Mittelpunkt der Ausstellung
stehen die um 1050 entstande-
nen geschnitzten Holztüren von
Sta. Maria im Kapitol, die von
der dicken Staub- und Schmutz-
schicht befreit wurden und
erst jetzt in ihrer ganzen
Schönheit erfaßt werden kön-
nen. Es wird über diese Schau,
Holzfigur der Kuanyin aus einem Tempel in der Provinz Honan, China. (He soeben eröffnet Wurde und
18. Jahrhundert, Höhe 15 cm. Ausstellung: China-Bohlken, Berlin bis ZUm Herbst dauern soll,
(Photo Schulz) noch zu berichten sein.
Stadtkirche, Bilder aus München, Dessau, Wit-
tenberg und der Dresdner Katharinenaltar.
Endlich aus dem Ausland u. a. Bilder aus dem
Pariser Louvre. Doch ist dies — die Bilder
aus Berliner Museen und Schlössern sind fast
alle vertreten — nur eine gedrängte Auswahl
des Gezeigten. Insgesamt werden etwa 200
Bilder ausgestellt sein. An Zeichnungen wird
eine Sammlung aus allen deutschen Museen zu
sehen sein, wie sie bisher noch nie an einer
Stelle zusammen vereinigt war. Die Druck-
graphik ist mit einer Zahl von etwa 120 Blatt
in ihren besten Stücken lückenlos vertreten.
An Zeichnungen werden etwa 50 Blatt aus-
gestellt. Dr. H. Herrmann
München
Graf Pocci-Ausstellung
Man hat schon mehrfach Gelegenheit ge-
habt, den vielseitigen Grafen in Sonderausstel-
lungen des Historischen Stadtmuseums kennen
zu lernen. Was uns Amtmann Schießl dies-
mal bietet, ist etwas Umfassendes und gibt uns
Pocci als Maler, Karikaturzeichner, Dichter
und Komponisten. Wir erkennen, daß er in
seinen Aquarellen nicht hinter den anderen
Romantikern zurücksteht. Namentlich haben
es ihm die alten Burgen angetan. Viele Blät-
ter stammen aus dem Schloß des Grafen in
Ammerland am Starnberger See, andere aus
dem Archiv der Künstlergenossenschaft.
Heiliger Eligius. Oesterreich, um 1500. H. 88 cm — Galerie J oh. Hinrichsen, Berlin — (Aus
d. Abb.-Reihe: ,,Sammlerstücke a. d. dt. Kunsthandei") (Foto Schulz)
Ein Arzt als Maler
Zwischen die Auktionen des Münchener
Kunstversteigerungshauses Adolf Weinmüller
wurde programmgemäß wieder eine Ausstel-
lung eingeschaltet. Diesmal ist es der Maler
Hans Zaubitzer, der mit einer Uebersicht über
sein malerisches Werk zu Worte kommt. Dem
inneren Drange folgend hat dieser Künstler
die ärztliche Praxis an den Nagel gehängt und
ist Maler geworden. Er hat «ich in die Ein-
samkeit des Loisachtales zurückgezogen, wo
die Welt der Berge und die Stille der Moore
zu jeder Jahreszeit und im steten Wandel des
Lichtes ihm eine Fülle
von Anregungen ge¬
ben. Voraus ging aller¬
dings ein gründliches
Studium der Maltech¬
nik der alten deut-
schen Meister mit dem
Ergebnis, daß in sei-
nen Bildern Kunst und
Malhandwerk eine in
unserer Zeit kaum ge-
kannte Einheit bilden.
Diese Gemälde in Ka¬
seinfarben sind sozu¬
sagen bis ins Letzte
verfeinertes Kunsthand¬
werk. Sie verraten tüch-
tiges zeichnerisches Kön¬
nen und ein feines
Gefühl für den farbi-
gen Aufbau, die in dem
schwingenden Rhythmus
der Konturen und der
gedämpften Harmonie
des Kolorits zum Aus¬
druck kommen.
Lud w i g F. F u c h s
.Amsterdam
Holländische Kunst
Dreihundert Jahre sind vergangen, seit —
wie erst vor kurzem ein Nachfahre des Mei-
sters, Dr. A. C. van Eck, aus alten Familien-
papieren ermittelte — Jan van der Heyden,
„Künstler und Erfinder“, „Generalbrandmeister
von Amsterdam“ und „Generalaufseher der
Stadtlaternen“, am 5. März 1657 geboren wurde.
Amsterdam ehrt das Andenken des großen
Meisters und Erfinders der ersten modernen
Feuerspritze und der ersten modernen Straßen
Bernhard Fries, Italienische Landschaft. 87:115cm. Ausgestellt in der
Ludwigs.-Galerie (K. Thäter), München
(Foto Ludwigs-Gal.1
ARMAND GOBIET
Berlin W 9 • Hermann-Göring-Straße 7
BEDEUTENDE ENGLISCHE MÖBEL DES 17. u. 18. JAHRH.
Signierte und authentische Werke der Ebenisten: Old und Ody, Frederick Hints, Ihomas Chippendale, Robert Adam, Gillow-Lancaster u. a.
GEMÄLDE* HANDZEICHNUNGEN * ENGLISCHE FARBSTICHE
HERVORRAGENDES ENGLISCHES KUNSTGEWERBE DES 18. JAHRHUNDERTS
Katalog mit Vorwort von R. W. Symonds, London, deutsch-englisch, 42 Bildtafeln, RH3.—
DIE WELTKUNST
Jahrg. XI, Nr. 15 vom 28. Marz 193?
sehen Form und Inhalt tätig weiß, ist die Aus-
stellung in ihrer sorgfältigen Auswahl eigen-
händiger und qualitätvoller Werke aus in-
und ausländischem Museums- und Privatbesitz
ein Ereignis von erster Bedeutung. So werden
unter anderen folgende Werke zu sehen sein:
Die Madonnen aus dem Breslauer und Glo-
gauer Dom, zwei Flügel des Altars aus der
Kirche zu Schneeberg im Erzgebirge, der
Kreuzigungsaltar des Jüngeren Cranach aus
dem Nürnberger Germanischen Museum, das
Selbstporträt und „Adam und Eva“ aus den
Uffizien, der Nothelferaltar aus der Marien-
kirche zu Torgau, aus dem Wiener Kunsthisto-
rischen Museum die Schottenstift-Kreuzigung
und der „Hieronymus“ von 1502, das früheste
datierte Bild Cranachs. „Willibald und Wal-
burga“ aus dem Museum Bamberg und „Chri-
stus segnet die Kinder“ aus der Naumburger
St. Wenzelskirche, der Altar der Weimarer
Chinesische Kunst
In unserer Nr. 11 kündigten wir eine Aus-
stellung bei China-Bohlken in Berlin an
und brachten daraus die Abbildung einer chi-
nesischen Bronze-Glocke der mittleren Chou-
Dynastie. Wir bilden heute ein weiteres Stück
ab und zwar eine kleine chinesische Holz-
Figur, die uns von den in der Ausstellung ge-
zeigten chinesischen Holzskulpturen besonders
reizvoll erscheint. Neben diesen Stücken sei
noch die Sung-Keramik erwähnt, die durch
drei feine, durchsichtige Ying-ching-Schalen.
einen Ting-yao-Teller und eine bauchige Chü-
lu-hsien Schale vertreten ist. Aus der Kera-
mik ferner: Zwei größere Seladon-Gefäße der
Mingzeit und 1 Paar grün-gelb gefleckte Email
sur biscuit Löwen der Kanghsi-Periode.
Unter der Siam-Plastik treten zwei größere
Skulpturen hervor: Ein 40 cm hoher Stein-
Buddha-Kopf aus der Zeit des
Ueberganges der Khmer- zur
Thai-Kunst und eine stehende
Buddha-Figur aus dunkler
Bronze in der Geste des Hin-
haltens der Almosen-Schale.
Letztere Figur stammt aus Ayu-
thia (nördlich von Bangkok)
und dürfte dem 14. bis 15. Jahr-
hundert zuzuschreiben sein.
Zum Schluß sei noch auf zwei
sogenannte Palast-Vasen (China,
18. Jahrhundert) hingewiesen,
die auf Bronzegrund in präch-
tigem, farbenreichem Zellen-
schmelz (Cloisonne) hergestellt
sind.
IKöln
Mittelalterliche
rheinischeKunst
Nach dem großen Erfolg
der letztjährigen Lochner-Aus-
stellung im Wallraf-Richartz-
Museum folgt in diesem Jahre
das Schnütgen-Museum mit
einer groß angelegten Schau
frühmittelalterlicher deutscher,
insbesondere rheinischer Kunst.
Im Mittelpunkt der Ausstellung
stehen die um 1050 entstande-
nen geschnitzten Holztüren von
Sta. Maria im Kapitol, die von
der dicken Staub- und Schmutz-
schicht befreit wurden und
erst jetzt in ihrer ganzen
Schönheit erfaßt werden kön-
nen. Es wird über diese Schau,
Holzfigur der Kuanyin aus einem Tempel in der Provinz Honan, China. (He soeben eröffnet Wurde und
18. Jahrhundert, Höhe 15 cm. Ausstellung: China-Bohlken, Berlin bis ZUm Herbst dauern soll,
(Photo Schulz) noch zu berichten sein.
Stadtkirche, Bilder aus München, Dessau, Wit-
tenberg und der Dresdner Katharinenaltar.
Endlich aus dem Ausland u. a. Bilder aus dem
Pariser Louvre. Doch ist dies — die Bilder
aus Berliner Museen und Schlössern sind fast
alle vertreten — nur eine gedrängte Auswahl
des Gezeigten. Insgesamt werden etwa 200
Bilder ausgestellt sein. An Zeichnungen wird
eine Sammlung aus allen deutschen Museen zu
sehen sein, wie sie bisher noch nie an einer
Stelle zusammen vereinigt war. Die Druck-
graphik ist mit einer Zahl von etwa 120 Blatt
in ihren besten Stücken lückenlos vertreten.
An Zeichnungen werden etwa 50 Blatt aus-
gestellt. Dr. H. Herrmann
München
Graf Pocci-Ausstellung
Man hat schon mehrfach Gelegenheit ge-
habt, den vielseitigen Grafen in Sonderausstel-
lungen des Historischen Stadtmuseums kennen
zu lernen. Was uns Amtmann Schießl dies-
mal bietet, ist etwas Umfassendes und gibt uns
Pocci als Maler, Karikaturzeichner, Dichter
und Komponisten. Wir erkennen, daß er in
seinen Aquarellen nicht hinter den anderen
Romantikern zurücksteht. Namentlich haben
es ihm die alten Burgen angetan. Viele Blät-
ter stammen aus dem Schloß des Grafen in
Ammerland am Starnberger See, andere aus
dem Archiv der Künstlergenossenschaft.
Heiliger Eligius. Oesterreich, um 1500. H. 88 cm — Galerie J oh. Hinrichsen, Berlin — (Aus
d. Abb.-Reihe: ,,Sammlerstücke a. d. dt. Kunsthandei") (Foto Schulz)
Ein Arzt als Maler
Zwischen die Auktionen des Münchener
Kunstversteigerungshauses Adolf Weinmüller
wurde programmgemäß wieder eine Ausstel-
lung eingeschaltet. Diesmal ist es der Maler
Hans Zaubitzer, der mit einer Uebersicht über
sein malerisches Werk zu Worte kommt. Dem
inneren Drange folgend hat dieser Künstler
die ärztliche Praxis an den Nagel gehängt und
ist Maler geworden. Er hat «ich in die Ein-
samkeit des Loisachtales zurückgezogen, wo
die Welt der Berge und die Stille der Moore
zu jeder Jahreszeit und im steten Wandel des
Lichtes ihm eine Fülle
von Anregungen ge¬
ben. Voraus ging aller¬
dings ein gründliches
Studium der Maltech¬
nik der alten deut-
schen Meister mit dem
Ergebnis, daß in sei-
nen Bildern Kunst und
Malhandwerk eine in
unserer Zeit kaum ge-
kannte Einheit bilden.
Diese Gemälde in Ka¬
seinfarben sind sozu¬
sagen bis ins Letzte
verfeinertes Kunsthand¬
werk. Sie verraten tüch-
tiges zeichnerisches Kön¬
nen und ein feines
Gefühl für den farbi-
gen Aufbau, die in dem
schwingenden Rhythmus
der Konturen und der
gedämpften Harmonie
des Kolorits zum Aus¬
druck kommen.
Lud w i g F. F u c h s
.Amsterdam
Holländische Kunst
Dreihundert Jahre sind vergangen, seit —
wie erst vor kurzem ein Nachfahre des Mei-
sters, Dr. A. C. van Eck, aus alten Familien-
papieren ermittelte — Jan van der Heyden,
„Künstler und Erfinder“, „Generalbrandmeister
von Amsterdam“ und „Generalaufseher der
Stadtlaternen“, am 5. März 1657 geboren wurde.
Amsterdam ehrt das Andenken des großen
Meisters und Erfinders der ersten modernen
Feuerspritze und der ersten modernen Straßen
Bernhard Fries, Italienische Landschaft. 87:115cm. Ausgestellt in der
Ludwigs.-Galerie (K. Thäter), München
(Foto Ludwigs-Gal.1
ARMAND GOBIET
Berlin W 9 • Hermann-Göring-Straße 7
BEDEUTENDE ENGLISCHE MÖBEL DES 17. u. 18. JAHRH.
Signierte und authentische Werke der Ebenisten: Old und Ody, Frederick Hints, Ihomas Chippendale, Robert Adam, Gillow-Lancaster u. a.
GEMÄLDE* HANDZEICHNUNGEN * ENGLISCHE FARBSTICHE
HERVORRAGENDES ENGLISCHES KUNSTGEWERBE DES 18. JAHRHUNDERTS
Katalog mit Vorwort von R. W. Symonds, London, deutsch-englisch, 42 Bildtafeln, RH3.—