6
DIE WELTKUNST
bach, F. X. Wagenschön sind charakteristische
Oelstudien vorhanden und ebenso, wie von
den oben genannten Künstlern, Feder- und
Bleistiftzeichnungen. Joh. Fischer von Erlach
und sein Sohn Joseph Emanuel, Joh. Lucas von
Hildebrandt, Jakob Prandtauer und Mathias
Steindl sind mit Entwürfen zu Hauptschöpfun-
gen zur Stelle. St. Poglayen-Neuwall
Jluktions Tor berichte
München, 1.—2. Juni
Die Versteigerung von Kunstwerken aus
dem Besitz der Staatl. Museen Berlin, die
J. Böhler und R. Lepke, wie bereits gemeldet,
am 1. und 2. Juni in München durchführen,
begegnet bereits so lebhaftem Interesse, daß
wir heute wenigstens kurz die Einzelgebiete
aufführen, die der umfangreiche, etwa 800
Nummern umfassende Katalog verzeichnet.
A.ntike Kleinbronzen, italienische, deutsche,
niederländische und französische Skulpturen,
Bronzestatuetten, Plaketten und Elfenbein-
arbeiten werden gefolgt von der gut besetzten
Abteilung des Kunstgewerbes mit Majoliken,
Fayencen, Steinzeug, Glas (s. Abb. S. 10), Tex-
tilien, Schmuck und Kleingerät, Metallarbeiten,
Leder, Holz, Porzellan (hauptsächlich Figuren
sämtlicher deutscher Manufakturen unter Vor-
rang Meißens). Die letzte Abteilung verzeich-
net einen reichen Besitz an Miniaturen, haupt-
sächlich aus der Figdor-Sammlung, etwa 70
alte Gemälde und eine Reihe von Werken
neuerer Meister.
Wien, 26.—30. April
Das große Auktionsereignis dieses Jahres
in Wien dürfte die Versteigerung der Samm-
lung Trau werden, deren etwa 1200 Num-
mern im Frühjahr durch Gilhofer &
R anschbur g ausgeboten werden. Diese in
drei Generationen aufgebaute Sammlung, über
die noch ausführlicher zu berichten sein wird,
setzt sich zusammen aus Gemälden, Bronzen.
Holzplastiken, Majoliken, Textilien, Tapisse-
rien, Waffen u. a.
Münchener Altertumsverein
Die diesjährige Mitgliederversammlung hatte
satzungsgemäß die Neuwahl des Vorsitzenden vorzuneh-
men. Der bisherige 1. Vorsitzende, Dr. Hubert W i I m '
wurde einstimmig wiedergewählt. Der Vorstand setzt sich
nunmehr folgendermaßen zusammen: 1. Vorsitzender;
Dr. Hubert Wilm, 2. Vorsitzender: Dr. Josef Bauer,
1. Schriftführer: Kunstschriftsteller Ludwig F. Fuchs.
2. Schriftführer: Reg.-Rat Karl Euringer, Schatzmeister;
Benno Gereon Engel. Als Beisitzer treten neu hinzu;
Reg.-Rat Josef Bernhart und Maior Karl Hofberger.
PREISAUSSCHREIBEN DER WELTKUNST
1. PREIS:
Nagler’s Neues allgemeines Künstler-
Lexikon.
25 Bände, Ganzleinen. 1835—1858, Leip-
ziger Neudruck.
2. PREIS:
Die Meisterwerke. Von Leo Bruhns.
Eine Kunstgeschichte für das deutsche Volk,
in 8 handlichen Leinenbänden, insgesamt
2533 Seiten mit 912 Bildern und einem
Gesamtregister.
Band 1: Die alten Völker. Band 2: Christ-
liche Frühzeit und mittelalterliche Dome.
Band 3: Bildner und Maler des Mittel-
alters. Band 4: Von Eyck bis Holbein.
Band 5: Die italienische Renaissance.
Band 6: Das Jahrhundert Rembrandts.
Band 7: Von der Peterskirche zum Würz-
burger Schloß. Band 8: Das neunzehnte
Jahrhundert.
3. PREIS:
Geschichte Aegyptens. Von J. H. Breasted.
Mit einem Anhang: Die ägyptische Kunst.
Von Prof. H. Ranke. Mit 8 farbigen Fak-
simile-Wiedergaben und 350 mehrfach
ganzseitigen Kupfertiefdruckbildern. 8 Bü-
cher in einem festen Leinenband.
4. PREIS:
Alt-Olympia. Von Wilhelm Dörpfeld.
Untersuchungen und Ausgrabungen zur
Geschichte des älteren Heiligtums von
Olympia mit der älteren griechischen
Kunst. 2 Bände mit vielen, teilweise ganz-
seitigen Abbildungen sowie einem Beiheft.
5. PREIS:
Albrecht Dürer, Holzschnitte, 61 original-
getreue Nachbildungen.
Die starke und regelmäßige Zunahme der Weltkunst-Abonnenten, die zu etwa 70°/o aus
neuen Sammlern besteht, legt es uns nahe, die Erfahrung der älteren Sammlerschicht
auch diesen vielfach weniger informierten und erfahrenen Kreisen neuer Kunstfreunde
zugänglich zu machen. Ein auf diese Weise bewirkter Meinungs- und Erfahrungsaustausch
aus der Praxis des Sammelns dürfte sich für alle Beteiligten als nützlich erweisen. Wir
fordern daher den alten Stamm unserer Leser auf, in kürzerer oder ausführlicherer Form
nützliche Erfahrungen aus der Praxis, die das Sammeln erleichtern, zu schildern oder
grundsätzliche Fragen zu erörtern. Es gibt deren so viele und verschiedenartige, daß hier
nur wenige Beispiele genügen können:
Was war der Antrieb zu meiner Sammeltätigkeit?
Wie baue ich eine Graphiksammlung auf?
Welche Gesichtspunkte leiteten mich beim Erwerb
vou Gemälden?
Wie stehe ich zum Problem der Restaurierung?
Wie stelle ich meine Sammlungen au] ?
Welche Grundzüge muß ich beim Sammeln alter
Plastiken berücksichtigen ?
Welche hauptsächlichsten Merkmale sind beim
Sammeln von Handzeichnungen zu beachten ?
Wir erwarten keinerlei gelehrte Abhandlungen, sondern die offene Meinung unserer Leser:
positive, kurze Ratschläge und Erlebnisse aus der Praxis.
Alle erfahrenen Sammler sollen mitarbeiten!
Und die Weltkunst wird die nützlichsten Beiträge zu dieser Preisfrage durch Gewinne
belohnen und sie, ob kurz oder lang, mit oder ohne Namen des Einsenders (streng nach
Wunsch) fortlaufend veröffentlichen.
6. PREIS:
Niederländische Malerei des 15. und
16. Jahrh., von Ernst Günter Troche, 104
Tafeln.
7. -12. PREIS:
Jeweils ein Jahresabonnement auf die
WELTKUNST.
13. PREIS:
Deutsche Malerei des 16. Jahrh. Von
Dr. W. R. Deusch. Vorwort Dir. F. Winkler.
104 Tafeln.
14. PREIS:
Die künstlerische Phantasie in der Form-
gebung der Dichtkunst, Malerei und Plastik.
Von Prof. Max Nussberger.
32 Tafeln.
15. PREIS:
Berlin, die alte und die neue Stadt. Mit
80 Zeichnungen, von Georg Fritz, Text
Dr. Walter Puttkammer. Vorwort von
Dr. Julius Lippert.
BEDINGUNGEN:
Die Einsendungen müssen, mit dem Kenn-
wort „WELTKUNST-Preisausschreiben" ver-
sehen, bis zum 30. Mai d. J. beim WELT-
KUNST-VERLAG, Berlin W 62, Kurfürsten-
straße 76/77, eingelaufen sein. Die Teil-
nahme ist zugleich Einverständniserklärung
dafür, daß alle Vorschläge, ob sie preis-
gekrönt werden oder nicht, in das belie-
bige Verfügungsrecht der WELTKUNST
übergehen. Preisrichter ist die Schrift-
leitung der WELTKUNST.
Her war Biedermaier?
Viele wissen vom Biedermaier-Stil, der die
Jahre zwischen 1820 und 1840 regierte und um
1900 zu einer kurzlebigen Mode erwachte. Wie
aber Wort und Begriff entstanden, wer Herr
Biedermaier gewesen — den man mit a i
schreibt — und ob er wirklich gelebt hat, das
wissen nicht einmal die wissenschaftlichen
Handbücher. Deshalb will ich hier erklären,
wie, wo, wann es zu diesem seltsamen Stilwort
gekommen ist.
Ein armes badisches Dorfschulmeisterlein
Samuel Friedrich Sauter in Flehingen
veröffentlichte seit 1799 Volkslieder und Reime,
treuherzig naiv, echte Volkskunst, die wie „das
Lied des Krämermichels“, „das große Kartoffel-
lied“ oder der von Beethoven und Schubert
vertonte „Wachtelschlag“ aus dem Herzen des
bäuerlichen Dichters kam. Die sämtlichen Ge-
dichte Sauters erschienen 1845 in einem Bänd-
chen, das 1855 einem Arzt in Kandern. Dr.
Adolf Kussmaul, in die Hände fiel. Kuss-
maul, der später als Kliniker in Heidelberg
bekannt wurde und sich in Ulkgedichten und
Parodien gefiel, fand die treuherzigen Ge-
dichte Sauters so komisch, daß er sie nach-
ahmte und seinem Freunde, dem Juristen L u d-
wig Eichrodt, als Fundgrube des Humors
anvertraute. Eichrodt, der durch seine rhein-
fränkischen Ulkgedichte als „der badische
Nadler“ bekannt ist, übernahm vom Freunde
Kussmaul die Sautermanier und den Gedan-
ken, aus dem braven Schulmeister die komische
Figur des deutschen Bildungsphilisters zu
machen. So entstand „der alte Schul-
meister Gottlieb Biedermaier und
sein Freund Buchbinder Horati us
KUNSTHAUS HEINRICH HAHN
Frankfurt a. Kaiserstr. G
Ständige Verkaufs-Ausstellung von
Gemälden, Antiquitäten und Möbeln
Kunstversteigerungen
Übernahme von Tillen- und Wohnungseinrichtungen,
sowie Nachlässen stur Versteigerung
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„UNION“ INHABER LEO SPIK
IIERLIXW 35 :: TIERGARTENSTRASSE 6
TEL.: 21 4460 und 21 4135
Ireuherz“ 1855 in Eichrodts „Gedichten in
allerlei Humoren“. Schon 1848 hatte Joseph
Viktor Scheffel in den „Fliegenden Blättern“
die Figuren des „Biedermann“ und des „Bum-
melmaier“ geschaffen. Aus beiden entstand
nun der Name „Biedermaier“. Eichrodt
und Kussmaul ließen mit einer Einleitung und
witzigen Zeichnungen von Ille ihre Bieder-
maier-Gedichte in den Jahrgängen 1855/57 der
„Fliegenden Blätter“ erscheinen. Dadurch
wurde Biedermaier in den fünfziger Jahren
allen Deutschen bekannt. Da man auch sein
Bildnis sehen wollte, setzten die Freunde das
vergröberte Bildnis Sauters dazu. Bis in die
sechziger Jahre wuchs Eichrodts Biedermaier-
dichtung, und noch 1869 erschien seine Samm-
lung „Biedermaiers Liederbuch, Lyrische Kari-
katuren und Kehraus“ mit einem Titelbild An-
ton von Werners, das Biedermaier und Treu-
herz beisammen zeigt. So also war Gottlieb
Biedermaier 1855 entstanden, und wer noch
mehr von ihm wissen möchte, lese Adolf Kuss-
mauls „Jugenderinnerungen eines alte»
Arztes“ (1899) und W. E. Oefterings „Ge-
schichte der Literatur in Baden“ (II. 1957).
Biedermaiers Urbild war der dichtende
Dorfschulmeister Sauter in Flehingen an der
Kraich. Seine Väter waren zwei Badener, der
Arzt Adolf Kussmaul und der Jurist Ludwig
Eichrodt. Die „Fliegenden Blätter“ und Eich-
rodts Gedichtbände haben ihn den Deutschen
bekannt gemacht. Ille und Werner haben sein
Bildnis gezeichnet. So lebt er unsterblich fort
als Name einer deutschen Stil- und Zeitepoche,
„wo Deutschland noch im Schatten kühler
Sauerkrauttöpfe gemütlich aß und trank, dich-
tete und verdaute und das Uebrige Gott und
dem Bundestag anheimstellte“.
Dr. Kurt Karl E b e r 1 e i n
Alfred B e r k f) a n
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FERDINAND KNAPP
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BERLIN W 35 KL UCKSTR. 16, früher MAGDEBURGER STR.
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DIE WELTKUNST
bach, F. X. Wagenschön sind charakteristische
Oelstudien vorhanden und ebenso, wie von
den oben genannten Künstlern, Feder- und
Bleistiftzeichnungen. Joh. Fischer von Erlach
und sein Sohn Joseph Emanuel, Joh. Lucas von
Hildebrandt, Jakob Prandtauer und Mathias
Steindl sind mit Entwürfen zu Hauptschöpfun-
gen zur Stelle. St. Poglayen-Neuwall
Jluktions Tor berichte
München, 1.—2. Juni
Die Versteigerung von Kunstwerken aus
dem Besitz der Staatl. Museen Berlin, die
J. Böhler und R. Lepke, wie bereits gemeldet,
am 1. und 2. Juni in München durchführen,
begegnet bereits so lebhaftem Interesse, daß
wir heute wenigstens kurz die Einzelgebiete
aufführen, die der umfangreiche, etwa 800
Nummern umfassende Katalog verzeichnet.
A.ntike Kleinbronzen, italienische, deutsche,
niederländische und französische Skulpturen,
Bronzestatuetten, Plaketten und Elfenbein-
arbeiten werden gefolgt von der gut besetzten
Abteilung des Kunstgewerbes mit Majoliken,
Fayencen, Steinzeug, Glas (s. Abb. S. 10), Tex-
tilien, Schmuck und Kleingerät, Metallarbeiten,
Leder, Holz, Porzellan (hauptsächlich Figuren
sämtlicher deutscher Manufakturen unter Vor-
rang Meißens). Die letzte Abteilung verzeich-
net einen reichen Besitz an Miniaturen, haupt-
sächlich aus der Figdor-Sammlung, etwa 70
alte Gemälde und eine Reihe von Werken
neuerer Meister.
Wien, 26.—30. April
Das große Auktionsereignis dieses Jahres
in Wien dürfte die Versteigerung der Samm-
lung Trau werden, deren etwa 1200 Num-
mern im Frühjahr durch Gilhofer &
R anschbur g ausgeboten werden. Diese in
drei Generationen aufgebaute Sammlung, über
die noch ausführlicher zu berichten sein wird,
setzt sich zusammen aus Gemälden, Bronzen.
Holzplastiken, Majoliken, Textilien, Tapisse-
rien, Waffen u. a.
Münchener Altertumsverein
Die diesjährige Mitgliederversammlung hatte
satzungsgemäß die Neuwahl des Vorsitzenden vorzuneh-
men. Der bisherige 1. Vorsitzende, Dr. Hubert W i I m '
wurde einstimmig wiedergewählt. Der Vorstand setzt sich
nunmehr folgendermaßen zusammen: 1. Vorsitzender;
Dr. Hubert Wilm, 2. Vorsitzender: Dr. Josef Bauer,
1. Schriftführer: Kunstschriftsteller Ludwig F. Fuchs.
2. Schriftführer: Reg.-Rat Karl Euringer, Schatzmeister;
Benno Gereon Engel. Als Beisitzer treten neu hinzu;
Reg.-Rat Josef Bernhart und Maior Karl Hofberger.
PREISAUSSCHREIBEN DER WELTKUNST
1. PREIS:
Nagler’s Neues allgemeines Künstler-
Lexikon.
25 Bände, Ganzleinen. 1835—1858, Leip-
ziger Neudruck.
2. PREIS:
Die Meisterwerke. Von Leo Bruhns.
Eine Kunstgeschichte für das deutsche Volk,
in 8 handlichen Leinenbänden, insgesamt
2533 Seiten mit 912 Bildern und einem
Gesamtregister.
Band 1: Die alten Völker. Band 2: Christ-
liche Frühzeit und mittelalterliche Dome.
Band 3: Bildner und Maler des Mittel-
alters. Band 4: Von Eyck bis Holbein.
Band 5: Die italienische Renaissance.
Band 6: Das Jahrhundert Rembrandts.
Band 7: Von der Peterskirche zum Würz-
burger Schloß. Band 8: Das neunzehnte
Jahrhundert.
3. PREIS:
Geschichte Aegyptens. Von J. H. Breasted.
Mit einem Anhang: Die ägyptische Kunst.
Von Prof. H. Ranke. Mit 8 farbigen Fak-
simile-Wiedergaben und 350 mehrfach
ganzseitigen Kupfertiefdruckbildern. 8 Bü-
cher in einem festen Leinenband.
4. PREIS:
Alt-Olympia. Von Wilhelm Dörpfeld.
Untersuchungen und Ausgrabungen zur
Geschichte des älteren Heiligtums von
Olympia mit der älteren griechischen
Kunst. 2 Bände mit vielen, teilweise ganz-
seitigen Abbildungen sowie einem Beiheft.
5. PREIS:
Albrecht Dürer, Holzschnitte, 61 original-
getreue Nachbildungen.
Die starke und regelmäßige Zunahme der Weltkunst-Abonnenten, die zu etwa 70°/o aus
neuen Sammlern besteht, legt es uns nahe, die Erfahrung der älteren Sammlerschicht
auch diesen vielfach weniger informierten und erfahrenen Kreisen neuer Kunstfreunde
zugänglich zu machen. Ein auf diese Weise bewirkter Meinungs- und Erfahrungsaustausch
aus der Praxis des Sammelns dürfte sich für alle Beteiligten als nützlich erweisen. Wir
fordern daher den alten Stamm unserer Leser auf, in kürzerer oder ausführlicherer Form
nützliche Erfahrungen aus der Praxis, die das Sammeln erleichtern, zu schildern oder
grundsätzliche Fragen zu erörtern. Es gibt deren so viele und verschiedenartige, daß hier
nur wenige Beispiele genügen können:
Was war der Antrieb zu meiner Sammeltätigkeit?
Wie baue ich eine Graphiksammlung auf?
Welche Gesichtspunkte leiteten mich beim Erwerb
vou Gemälden?
Wie stehe ich zum Problem der Restaurierung?
Wie stelle ich meine Sammlungen au] ?
Welche Grundzüge muß ich beim Sammeln alter
Plastiken berücksichtigen ?
Welche hauptsächlichsten Merkmale sind beim
Sammeln von Handzeichnungen zu beachten ?
Wir erwarten keinerlei gelehrte Abhandlungen, sondern die offene Meinung unserer Leser:
positive, kurze Ratschläge und Erlebnisse aus der Praxis.
Alle erfahrenen Sammler sollen mitarbeiten!
Und die Weltkunst wird die nützlichsten Beiträge zu dieser Preisfrage durch Gewinne
belohnen und sie, ob kurz oder lang, mit oder ohne Namen des Einsenders (streng nach
Wunsch) fortlaufend veröffentlichen.
6. PREIS:
Niederländische Malerei des 15. und
16. Jahrh., von Ernst Günter Troche, 104
Tafeln.
7. -12. PREIS:
Jeweils ein Jahresabonnement auf die
WELTKUNST.
13. PREIS:
Deutsche Malerei des 16. Jahrh. Von
Dr. W. R. Deusch. Vorwort Dir. F. Winkler.
104 Tafeln.
14. PREIS:
Die künstlerische Phantasie in der Form-
gebung der Dichtkunst, Malerei und Plastik.
Von Prof. Max Nussberger.
32 Tafeln.
15. PREIS:
Berlin, die alte und die neue Stadt. Mit
80 Zeichnungen, von Georg Fritz, Text
Dr. Walter Puttkammer. Vorwort von
Dr. Julius Lippert.
BEDINGUNGEN:
Die Einsendungen müssen, mit dem Kenn-
wort „WELTKUNST-Preisausschreiben" ver-
sehen, bis zum 30. Mai d. J. beim WELT-
KUNST-VERLAG, Berlin W 62, Kurfürsten-
straße 76/77, eingelaufen sein. Die Teil-
nahme ist zugleich Einverständniserklärung
dafür, daß alle Vorschläge, ob sie preis-
gekrönt werden oder nicht, in das belie-
bige Verfügungsrecht der WELTKUNST
übergehen. Preisrichter ist die Schrift-
leitung der WELTKUNST.
Her war Biedermaier?
Viele wissen vom Biedermaier-Stil, der die
Jahre zwischen 1820 und 1840 regierte und um
1900 zu einer kurzlebigen Mode erwachte. Wie
aber Wort und Begriff entstanden, wer Herr
Biedermaier gewesen — den man mit a i
schreibt — und ob er wirklich gelebt hat, das
wissen nicht einmal die wissenschaftlichen
Handbücher. Deshalb will ich hier erklären,
wie, wo, wann es zu diesem seltsamen Stilwort
gekommen ist.
Ein armes badisches Dorfschulmeisterlein
Samuel Friedrich Sauter in Flehingen
veröffentlichte seit 1799 Volkslieder und Reime,
treuherzig naiv, echte Volkskunst, die wie „das
Lied des Krämermichels“, „das große Kartoffel-
lied“ oder der von Beethoven und Schubert
vertonte „Wachtelschlag“ aus dem Herzen des
bäuerlichen Dichters kam. Die sämtlichen Ge-
dichte Sauters erschienen 1845 in einem Bänd-
chen, das 1855 einem Arzt in Kandern. Dr.
Adolf Kussmaul, in die Hände fiel. Kuss-
maul, der später als Kliniker in Heidelberg
bekannt wurde und sich in Ulkgedichten und
Parodien gefiel, fand die treuherzigen Ge-
dichte Sauters so komisch, daß er sie nach-
ahmte und seinem Freunde, dem Juristen L u d-
wig Eichrodt, als Fundgrube des Humors
anvertraute. Eichrodt, der durch seine rhein-
fränkischen Ulkgedichte als „der badische
Nadler“ bekannt ist, übernahm vom Freunde
Kussmaul die Sautermanier und den Gedan-
ken, aus dem braven Schulmeister die komische
Figur des deutschen Bildungsphilisters zu
machen. So entstand „der alte Schul-
meister Gottlieb Biedermaier und
sein Freund Buchbinder Horati us
KUNSTHAUS HEINRICH HAHN
Frankfurt a. Kaiserstr. G
Ständige Verkaufs-Ausstellung von
Gemälden, Antiquitäten und Möbeln
Kunstversteigerungen
Übernahme von Tillen- und Wohnungseinrichtungen,
sowie Nachlässen stur Versteigerung
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„UNION“ INHABER LEO SPIK
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Ireuherz“ 1855 in Eichrodts „Gedichten in
allerlei Humoren“. Schon 1848 hatte Joseph
Viktor Scheffel in den „Fliegenden Blättern“
die Figuren des „Biedermann“ und des „Bum-
melmaier“ geschaffen. Aus beiden entstand
nun der Name „Biedermaier“. Eichrodt
und Kussmaul ließen mit einer Einleitung und
witzigen Zeichnungen von Ille ihre Bieder-
maier-Gedichte in den Jahrgängen 1855/57 der
„Fliegenden Blätter“ erscheinen. Dadurch
wurde Biedermaier in den fünfziger Jahren
allen Deutschen bekannt. Da man auch sein
Bildnis sehen wollte, setzten die Freunde das
vergröberte Bildnis Sauters dazu. Bis in die
sechziger Jahre wuchs Eichrodts Biedermaier-
dichtung, und noch 1869 erschien seine Samm-
lung „Biedermaiers Liederbuch, Lyrische Kari-
katuren und Kehraus“ mit einem Titelbild An-
ton von Werners, das Biedermaier und Treu-
herz beisammen zeigt. So also war Gottlieb
Biedermaier 1855 entstanden, und wer noch
mehr von ihm wissen möchte, lese Adolf Kuss-
mauls „Jugenderinnerungen eines alte»
Arztes“ (1899) und W. E. Oefterings „Ge-
schichte der Literatur in Baden“ (II. 1957).
Biedermaiers Urbild war der dichtende
Dorfschulmeister Sauter in Flehingen an der
Kraich. Seine Väter waren zwei Badener, der
Arzt Adolf Kussmaul und der Jurist Ludwig
Eichrodt. Die „Fliegenden Blätter“ und Eich-
rodts Gedichtbände haben ihn den Deutschen
bekannt gemacht. Ille und Werner haben sein
Bildnis gezeichnet. So lebt er unsterblich fort
als Name einer deutschen Stil- und Zeitepoche,
„wo Deutschland noch im Schatten kühler
Sauerkrauttöpfe gemütlich aß und trank, dich-
tete und verdaute und das Uebrige Gott und
dem Bundestag anheimstellte“.
Dr. Kurt Karl E b e r 1 e i n
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