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DIE WELTKUNST

Jahrg. XI, Nr. 14 vom 4. April 193?

niges älteres Bild von der „Dampfschiffstation
bei Kaisermühlen“. Canon ist mit zwei Bild-
nissen, dem Bildnis des Dr. Granitsch und sei-
ner Frau zur Stelle. Von Rornako begegnen
wir dem aus der Sammlung des Dr. med.
(>. Reichel stammenden stimmungsvollen Bild
der „Dame in Schwarz“. Auch wurden zwei
Landschaften des Künstlers angekauft.
In die Moderne Galerie gelangte durch Wid-
mung Klimts „Schloß Kammer am Attersee“.
Unter den Gemälden der jüngeren Generation
ist wohl das Interessanteste die Vision Alfred
Wickenburgs: „Schönbrunn“. Von Kolig ging
mit dem Bildnis des „General "Seibt“ ein male-
risches Meisterwerk seiner Frühzeit in den
Besitz der Sammlung über. Von Dobrowsky

finden wir ein Selbstbildnis und eine „Lehr-
stunde“ benannte Komposition vor, die gele-
gentlich der Verteilung des großen Oester-
reichischen Staatspreises für bildende Kunst
mit einem Teilpreis ausgezeichnet wurde. Zu
erwähnen wäre unter anderem auch R. C. An-
dersens „Landschaft bei Pitten“ und das große
Stilleben von Zülow. Maria Pauli-Rottler ist
mit einem Selbstbildnis in Bronze vertreten.
Auch kamen mehrere Werke italienischer Pla-
stik anläßlich der italienischen Ausstellung des
Vorjahres durch Widmung in die Galerie:
Bildnisköpfe von Libero Andreotti, dem ver-
storbenen großen Florentiner Bildhauer,
F. Messina und eine Kleinplastik von Martini.
Dr. Stefan Poglayen-Neuwall
Italienische u. deutsche
Handzeichnungen
Zwei Sonderausstellungen breiten. Schätze
aus den Mappen Berliner Staatlicher
Sammlungen aus.


Eduard Grützner, Konzert im Kloster. 1897.
Versteigerung : Rudolph Lepke, Berlin,
9. April 1937 (Kl. Lepke)
In den Schausälen des Kupferstich-
kabinetts sind Folgen von Blättern des i t a-
lienisclien Barock und Rokoko zu
sehen. Das entscheidende Formerlebnis der
Zeit, die Verillusionierung, wird in flüssig hin-
geschriebenen Zeichnungen der Hauptmeister
mit suggestiver Kraft lebendig. In all diesen
bewegungsreichen Kompositionen, voller Ein-
heit in ihren zuweilen ganz flüchtig gegebenen
und immer auf bildmäßige Wirkung ausgehen-
den Formen, scheint der Augenblick der Inspi-
ration noch über die Jahrhunderte hinweg
ganz unmittelbar zu uns zu sprechen. Die
auch mit Proben ihrer Stechkunst vertretenen
einzelnen Meister haben ihre Studien in den

verschiedensten Techniken auf zum Teil ge-
tönten Papieren skizziert. Sie sind wie die
Carracci, Barocci, Guercino, Guido Reni, Sal-
vatore Rosa, Magnasco, Castiglione, die beiden
Longhi erst spät von der Kunstwissenschaft
beachtet worden. Auch von Tiepolo, Guardi
und Canaletto muß-man die Zeichnungen ken-
nen, um den vollen schöpferischen Umkreis
der Barock- und Spätbarockkunst zu ahnen.
Für die Eigenart und Mannigfaltigkeit ihrer
LcVstu ngen auf dem Gebiet eines ins Malerische
gesteigerten zeichnerischen Könnens setzt sich
die schöne, durch Dr. Kurth sorgfältig zu-
sammengestellte Ausstellung des Kupferstich-
kabinetts mit Nachdruck ein.
Die Staatliche Kunstbibliothek
ordnet im Lichthof des
Museums in der Prinz
Albrechtstraße um eine
geschlossen erworbene
Gruppe von Entwürfen
für Siedlungsanlagen und
landwirtschaftliche Ge-
bäude aus der Schule des
älteren Gilly — der die
Berliner Bauakademie
begründete, aber auch
das Bauwesen in den
preußischen Ostseepro-
vinzen maßgebend be-
einflußt hat — Berli-
ner Baumeister-
zeichnungen des
18. und frühen 19.
Jahrhunderts. Hier
geben einige Entwürfe
des überragenden, aber
schon im 28. Lebens-
jahr dahingerafften Frie-
drich Gilly und von
der Hand des jungen
Schinkel stammende Blätter den zeitlichen
Ausklang. Durch ältere Berliner Stadtansich-
ten und Pläne gibt Direktor Herman n
Schmitz seiner instruktiven Schau eine
glückliche Abrundung. Hans Ze eck
Altdeutsche und nieder-
ländische Kupferstiche
i m
Germanisches Museum N ü r n b e r g
Der zu Anfang des Jahres zum Direktor des
Germanischen Museums in Nürnberg ernannte
Dr. Kohlhaußen eröffnete seine Amtstätigkeit
auf dem Ausstellungsgebiet mit einer Schau
altdeutscher und früherer niederländischer
Kupferstiche. Erlesene und zum Teil auch sel-
tene Blätter werden gezeigt; das Museum be-
sitzt eine Darstellung des Christus-Hauptes
vom Meister der Spielkarten (1440—50), wie
keine andere Sammlung sie aufzuweisen hat.
Hervorragende Blätter sieht man von dem
oberrheinischen Meister E. S. und Israel van
Meckenem. Von dem großen Gotiker Martin
Schongauer (1445—1491) zeigt die Ausstellung
eine Anzahl von Arbeiten, eine Passionsfolge,
Marien- und Engelbilder, Wappenschilder und
Ornamentstiche. Auch die anderen Anonyma
dieser Epoche sind zu vergleichen. Man sieht
Meister M. Z„ den Meister P. W., den Meister
der Liebesgärten, den Meister mit dem Blumen-
rahmen. den Meister der Nürnberger Passion,
den Meister des Dutuitschen Oelbergs u. a.
Kunst in Stuttgart
Zwei Ausstellungen von Gewicht stehen im
Zeichen einer Vergangenheit, die aber zugleich
noch lebendige Gegenwart ist. Der Kunst-
salon D r. Valentin veranstaltet zur Ein-
weihung seiner erweiterten Räume eine Schau
Adolf Holzels und seines Kreises. Sie bietet
einen ausgezeichneten Ueberblick über die
rund sechs Jahrzehnte umspannende, folge-
richtige Entwicklung des als Gestalter wie als
Lehrer gleich hervorragenden Altmeisters, der
lange Jahre an der Stuttgarter Akademie
wirkte und 1954 als fast 81jähriger starb,
schöpferisch tätig bis zur letzten Stunde. Eine
größere Zahl von Schülern und Jüngern des
engeren und weiteren Kreises gruppiert sich
um ihn mit Werken, die meist der Zeit ent-
stammen, in der ihre Urheber Holzels Lehren
iti sich aufnahmen, um später auf ihnen nach
eigener Weise weiterzubauen: Willi Bau-
meister, Hans Bollmann, Hans Brühlmann,
Heinrich Eberhard, Josef Eberz, Marusja Foell,
Gottfried Graf. Ida Kerkovius, Hildegard Kreß.
— die überdies einen vortrefflichen Ueberblick
über seine Farblehre, eine Art Kontrapunkt
der Malerei beigesteuert hat —, Otto Meyer-
Amden. der als fertiger Künstler in eine für
beide Teile fruchtbare Beziehung zu Hölzel
trat, A. FI. Pellegrini. Oskar Schlemmer, Her-
mann Stemmler, Hermann Stenner, Vincent
Weber. J. A. Wirth, gleich Stemmler und
Stenner ein Opfer des Weltkrieges.
Der Kunstsalon Sch aller zeigt zum
Gedächtnis des 10. Todestages eine sorgfältig
gewählte, Hauptwerke und manch unbekannte
Bilder und Graphiken umfassende Ausstellung

Anton Ro ma ko , St. Wolfgangsee
Neuerwerbung der Oesterreichischen Galerie des


19. Jahrhunderts, Wien
(Foto J. Scherb)

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Mit dieser Ausgabe beginnt das II. Quar-
tal 1957.
Wir bitten, die Aboniiementsgebiihr für das
II. Quartal 1957, sofern noch nicht bezahlt, im
Betrage von RM 4.50 (für Deutschland) oder
RM 4.40 (für das Ausland), bis zum 15. April
1957 unter Benutzung der beiliegenden Zahl-
karte einzusenden. Anderenfalls werden wir
uns erlauben, am 15. April 1957 den Quartals-
betrag durch die Post nachnehmen zu lassen.
Der Jahresbeitrag für Deutschland beträgt
RM 18.—, f. d. Ausland RM 17.60. Die in der je-
weiligen Währung des Landes festgesetzten Quar-
talsbeträge finden Sie im Titel der Zeitschrift.

Christian Landenbergers, des feinsinni-
gen Freilichtmalers, der zu den beliebtesten
Lehrern der Stuttgarter Akademie zählte.
Wilhelm Thöny
Wien. Kunstsalon W ü r t h 1 e
Der geheimnisvoll tuenden Primitivität der
Bildnisse, die Wilhelm Thöny im Verein mit
Städteansichten der letzten Zeit bei Würthle
ausstellt, wird man die Architekturbilder bei
weitem vorziehen. Die zarten, wie hingewisch-
ten Bleistiftzeichnungen aus Marseiile und
New-York sind von einem eigenartigen Reiz.
Nicht minder die spritzigen Federzeichnungen.
Sehr geistreich die auf Kobaltblau und Kalk-
weiß (mit eingesprengtem Zinnober) abge-
stimmten Veduten in Oel und Aquarell. Viel-
leicht nur allzu geistreich, zu wenig aus dem
Gefühl heraus geschaffen. Ateliermalerei, die
Frankreich und Amerika mit den gleichen,
von der Farbigkeit F. Guardis beeinflußten
Augen sieht. Daß Thöny auch anders kann,
zeigt eine Oelskizze aus dem New-Yorker Tier-
garten, die an Frische und Unmittelbarkeit
alle übrigen Gemälde in den Schatten stellt.
Dr. Stefan Poglayen-Neuwall
Jluktions Vorschau
Berlin, 9.—10. April
Am 9. und 10. April veranstaltet Rudolph
Lepke eine Versteigerung von Gemälden
alter und neuerer Meister, Antiquitäten und
Kunstgewerbe. Bei den Gemälden ist die
Münchener Schule des 19. Jahrhunderts mit
einer Reihe von hervorragenden Werken ver-
treten, darunter vor allem einem bedeutenden
Bild von Eduard Grützner aus dem Jahre
1897 (s. Abb.), das ein Konzert im Kloster
darstellt. Andere Werke desselben Meisters,
sowie solche von Stuck, Waldmüller, Knaus,
Corinth, Schreyer, Woerndle, weiter Arbeiten
von Schoppe. Rentzell, Anton v. Werner etc.
schließen sich an. Auch ausländische Arbeiten

sind vorhanden und zwar: Troyon, Puvis de
Chavannes, C. Meunier. Unter den Bildern
alter Meister sind eine Reihe schöner Porträts,
sowie flämische und holländische Gemälde. Die
zweite Abteilung enthält Barockschränke und


E I sh e i me r , Kreuzigung
(Zuschreibung durch A. J. J. Deien)
Versteigerung: Dr. W. Achenbach, Berlin»
6. April 1937 (Foto Privat!

eine Anzahl anderer Möbel aus den verschie-
densten Epochen, ferner Silber, Porzellane,
Fayencen, Miniaturen und Kleinkunst.
Besonders zu erwähnen sind ein sehr schö-
ner Aubusson- und ein Savonnerieteppich.
Berlin, 6. April
Das Auktionshaus Dr. Walther Achen-
bach bringt in seiner nächsten, etwa 500
Nummern umfassenden Versteigerung Ge-
mälde, Mobiliar und einen großen Posten Per-
serteppiche zum Ausgebot. Unter den Gemäl-
den, neben neueren Meistern, dabei ein schöner
Zügel, ragen die kleine Kreuzigung (s. Ab-
bildung), vom Konservator des Museums Plan-
tin-Moretus in Antwerpen dem Elsheimer zu-
geschrieben, ein miniaturhaft feines Bildnis
von Pourbus, ein signiertes Stilleben von Jan
van der Stecke und ein Kircheninterieur von
Gyselaer hervor. Hingewiesen sei außerdem
auf eine Reihe von Bronzeplastiken des Bild-
hauers Alexander Oppler. Unter den Möbeln
einige gute Schränke und Kommoden des
18. Jahrhunderts.

Eine neuentdeckte Handzeichnung
von Pietro Perugino

Im Jahre 1499 kehrte Perugino nach lang-
jährigem Aufenthalt in Florenz nach Perugia
zurück und malte dort die Wechslerhalle, das
Collegio del Cambio, aus. Diese Fresken ge-
hörten und gehören zu seinen berühmtesten
Werken, die auch durch zahlreiche „Elogii“

klar und sorgfältig nebeneinander, an de®
plastisch erhabenen Stellen ist das Licht aus-
gespart. Trotz weitgehender und genauer Aus-
führung ist nichts kleinlich oder nur grafisch,
jeder Strich und jede Schraffe dient der pla-
stischen Gestaltung, nicht eine Schattenlage

und ein Gedicht in fünf


Hellebarde
Zeichnung

ist die
auf der

Pietro
Perugia.

Perugino, Skizze zum Horatius Codes im Collegio di Cambio
17 S 12,8 cm.

in
Neuentdeckung im Wiener PrivatbesitZ
(Foto privc,tl
gleicht der andern, jede ist ihrem Sinne u”
Zweck entsprechend gestaltet. Es ist nabc
liegend, an Raffaels Frühzeichnungen zu de’1
ken, aber der Vergleich zeigt deutlich d<^
Unterschied zwischen den Werken des re*^C[1
Meisters der früheren Epoche und den not_
vorsichtigen ins Neue hinein tastenden <*
großen Erneuerers.

Gesängen gefeiert wur¬
den. Ihre Darstellungen
wurden aus dem ganzen
Kulturgebiet der Epoche
geholt, antike Helden,
Heilige, allegorische Fi¬
guren sind nebenein¬
ander gestellt. An dem
einen von Temperentia
und Fortitudo gekrönten
Wandteil steht, als dritte
Gestalt von links, Hora¬
tius Codes, ein jugend¬
licher Held in langen
Locken mit Helm, Schild
und Hellebarde. Zu die¬
ser Gestalt fand sich nun
in Wiener Privatbesitz
eine Handzeichnung, un¬
bedingt ein Entwurf, der
der Ausführung voran¬
ging (s. Abbildung, Feder,
Bister, 17X12,8 cm). Das
Blatt ist unten abgeris¬
sen, dürfte aber wohl
den Entwurf für die
ganze Figur getragen
haben, da Haltung und
Stellung mit dem Fresko
völlig übereinstimmen.
Die Ausführung wich¬
tiger Einzelheiten aber
erscheint stark verän¬
dert. Die Helmzier ist
auf der Zeichnung rei¬
cher, denn ein Fabeltier
schwebt über dem hohen
Kamm, das aus Platz¬
mangel auf dem Fresko
weggeblieben ist; auch
Brustpanzer, Armschie¬
nen und Schild sind an¬
ders ornamentiert. Stark
verändert und vereinfacht
des Freskos, deren Barte
ein ornamentales Gebilde aus stilisierten Blü-
ten ist, während sie auf dem Fresko in ein
ihrer Bestimmung gleichfalls zuwiderlaufendes
Ornament verwandelt ist, das aber in Form
und Linienführung eine geschlossene plastische
Form zeigt. Der Strich der Zeichnung ist de-

zidiert, aber behutsam, die Schraffen liegen

I.. F r ö 'n 1 i c h - B u >’>
 
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