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DIE WELTKUNST

Jahrg. XI, Nr. 16 vom 18. April 195?

Nachrichten von Überall

Das Haus der Deutschen
Kunst vor der Vollendung
Die Einweihungsfeierlichkeiten des Hauses
der Deutschen Kunst, verbunden mit der Er-
öffnung der Großen Deutschen Kunstausstel-
lung, finden vom 16.—18. Juli statt. In der
zweiten Maihälfte wird mit der Jurierung der
über 20 000 angemeldeten Kunstwerke begon-
nen, von denen 1500 für die Ausstellung zuge-
lassen werden.
Gelegentlich einer Presseführung machte
Direktor Kolb Angaben über die Ausmaße
des Gebäudes und der Ausstellungsräume. Der
Bau selbst, der in seiner architektonischen
Großartigkeit erst nach der Umgestaltung der
Von-der-Tann-Straße und des Hofgartens zur
rechten Geltung kommen wird, mißt in der
Länge 175, in der Breite 80 und in der Höhe
15 Meter. Den Mittelpunkt bildet die durch
den Haupteingang zu erreichende große Ehren-
halle, die nicht zu Ausstellungszwecken, son-
dern nur für festliche Veranstaltungen heran-
gezogen wird. Südlich von ihr sind je drei
Fluchten von insgesamt 24 Ausstellungsräumen
angeordnet, die die Größe von 10 : 10 bzw.
10 : 15 Meter haben und zur Aufnahme der
bedeutendsten Werke bestimmt sind. Im glei-
chen Geschoß befinden sich noch die Verwal-
tungsräume und nach dem Englischen Garten
zu das sich auf eine Terrasse öffnende Restau-
rant. Im Mittelgeschoß sind im Süd- und Nord-
teil weitere Ausstellungsräume untergebracht,


Silberpokal von Linhard Bauer, Straßburg 1555
Versteigerung der Sammlung Rothschild
durch Sotheby & Co., London, 26. bis 28. April 1937
(Photo Sotheby)

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die sich gegen die Ehrenhalle als Emporen
öffnen und in ihren kleineren Ausmaßen für
intimere Kunst geeignet sind. Im Untergeschoß
befindet sich das Kesselhaus und die Betriebs-
anlage der kombinierten Warmluftheizungs-
und Klimatisierungsanlage, welch letztere die
Innentemperatur des Hauses im Sommer immer
6 Grad unter der Außentemperatur hält. Fer-
ner die elektrische Anlage zur Speisung der
vielen hundert Tiefstrahler, die ausreichend
wäre, den Strombedarf einer Stadt von 8 bis
10 000 Einwohnern zu decken. Gelegentlich
der Einweihung werden wir uns eingehender
mit diesem Repräsentationsbau der deutschen
Kunst beschäftigen. F.
Ein interessanter Münzenfund
In Lobowa in der Woiwodschaft Posen, fand
ein Ackerbauer ein Tongefäß mit Silber-
münzen, welche Prof. Z. Zakrzewski vom
staatlichen Denkmalpflegeamt in Posen als
arabische, mit kufischet- Schrift in Asien im
VIII.—X. Jahrhundert geprägte Münzen fest-
gestellt hat.
Rembrandt in Bern
Im Kunstmuseum Bern wurde gestern
eine Rembrandt-Ausstellung eröffnet, in der
der holländische Meister durch die Sammlung
de Bruyn in Spiez repräsentiert ist, die
über 450 Radierungen zählt, sowie durch
Handzeichnungen aus schweizerischem Privat-
besitz.
Die Sammlung de Bruyn ist in der Kunst-
welt wegen ihrer seltenen Zustände und vor-
züglichen Drucke allgemein bekannt und ge-
schätzt. Sie war vor einigen Jahren im
Rijks-Museum Amsterdam ausgestellt und hat
dort einen riesigen Besuch erhalten. Es ist zu
hoffen, daß die Kunstfreunde aus der Schweiz
und den angrenzenden Ländern die einzig-
artige Gelegenheit benutzen werden, einen
der größten Künstler auf Grund einer beispiel-
losen Auswahl seiner graphischen Produktion
kennen zu lernen. Ein ausführlicher Katalog
klärt den Besucher über die verschiedenen
Blätter und Zustände auf. Es sollen außerdem
regelmäßige Führungen durch die Ausstellung
veranstaltet werden.
Italienische Barock-Malerei
Die seit langem von der Galerie St. Lukas
in Wien geplante Ausstellung italienischer
Barockmalerei findet nunmehr in 'den Monaten
Mai und Juni in den Festsälen des Palais Pal-
lavicini statt. Mit Hilfe des Privatbesitzes soll
vor allem ein Ueberblick über das in Oester-
reich vorhandene Material aus dieser Epoche
gegeben werden.
Wer war
der Bamberger Reiter?
Die Frage der Identifizierung des „Bam-
berger Reiters“ mit einer bestimmten geschicht-
lichen Persönlichkeit des deutschen Mittelalters
hat die Wissenschaft schon oftmals beschäftigt.
Soeben veröffentlicht nunmehr H. Fiedler
(Bamberg) in seiner Schrift „Dome und Poli-
tik“ eine interessante neue Deutung. Aus-
gehend von dem Gedanken, daß jede Kunst
Ausdruck des Gesamtwollens der Nation ihrer
Zeit ist, gibt er einen neuen geistigen und
weltgeschichtlichen Hintergrund für die Bau-
geschichte der Kaiserdome Bamberg und
Magdeburg. Nach Fiedler handelt es sich bei
dem berühmten Tympanon mit der Darstel-
lung des -„Jüngsten Gerichts“ über dem Für-
stenportal des Bamberger Doms nicht um ein
allgemeines Weltgericht, sondern um die Dar-
stellung des Sieges Philipps von Schwaben, der
am 21. Juni 1208 in der Pfalz auf dem Dom-
berg ermordet wurde, über seinen Widersacher
Otto von Braunschweig vor dem Forum eines
göttlichen Gerichts. Im politischen Geschehen
der damaligen Zeit findet Fiedler auch die
Lösung des Rätsels des Domreiters. Der Bau-
herr des Bamberger Doms, Bischof Ekbert von
Andechs, war durch seinen Bruder in den ver-
hängnisvollen Mord an Philipp von Schwaben
verstrickt. Nach den Folgerungen Fiedlers hat
er nun. einmal, um sein Gewissen zu beruhi-
gen und zum anderen, um die Gunst der
Staufer zurückgewinnen, den Auftrag zur

Schaffung eines künstlerischen Sühnemais ge-
geben. So erscheinen auf dem genannten
Tympanon drei Mitglieder des Andechsschen
Hauses: Bischof Ekbert, sein Bruder Markgraf
Heinrich von Istrien und Otto von Braun-
schweig, während das Standbild des Bamberger
Reiters die Züge des ermordeten Königs Phi-
lipp von Schwaben trägt.
Die Mellon-Stiftung
Eine soeben veröffentlichte vorläufige Liste
der von A. W. M. Mellon der amerikanischen


Sundara Murti Swami. Indien, 12. Jahrh.
Höhe 65 cm
Versteigerung: Hugo Helbing, Frank-
furt a. M., 11.—13. Mai 1937. (Kl. Helbingl
Nation gestifteten Kunstwerke führt 97 Mei-
sterwerke der europäischen Malerei und etwa
20 Skulpturen auf. Dazu kommen noch die
amerikanischen Gemälde und die Sammlung
frühamerikanischer Bildnisse der Clarke Col-
lection.

Amerikanische Notizen
New York. Die Ausstellungssaison dieses
Frühjahrs wird ausschließlich von den fran-
zösischen Impressionisten beherrscht: Degas
bei Durand-Ruel, Manet bei Wildentein & Co.,
Courbet bis Seurat bei J. Seligmann & Co.
Springfield. Für die Gray Collection des
Museum of Fine Arts wurde ein bedeutendes
Madonnenbild von Giambattista Tiepolo erwor-
ben. das während der Epoche der Würzburger
Arbeiten des Meisters, um 1755, entstanden ist.
Philadelphia. Das Museum of Art erhielt
als Stiftung die reiche Sammlung französischer
Gemälde aus dem Besitz von George W. und
William L. Elkins. Sie wurde, vermehrt um
Leihgaben aus Privatbesitz, unter dem Titel
„Drei Jahrhunderte französischer Malerei“ dem
Publikum in einer großzügigen Schau zugäng-
lich gemacht.
Das Museum hat gleichzeitig in seinem
Nordflügel eine Reihe von Renaissanceräumen
deutscher, französischer und italienischer Her-
kunft zugänglich gemacht.
New Haven. Durch eine Stiftung des be-
kannten Sammlers Maitland F. Griggs gelangte
die Yale Gallery of Fine Arts in den Besitz
eines polychromen Madonnen-Tondos von Gio-
vanni della Robbia.
Worcester. Ein in den letzten Jahren auf
vielen Ausstellungen gezeigtes Bild von Quen-
tin Massys, die vor einigen Jahren mit anderen
Tafeln in Portugal entdeckte und um 1511 zu
datierende „Ruhe auf der Flucht“, ging aus

Adolf Meyer
A NTIQUITATEN
BERLIN W 35, Corneliusstraße 4 a (früher Tirpitzufer 46)
Fernsprecher 26 2180

Amtliche
Bekanntmachungen
Auszug aus der Bekanntmachung über BeitragsleistunÖ
der Kunstverleger, Kunst- und Antiquitäten-Händler,
Kunstblatthändler und Kunstversteigerer.
Bei den kulturwirtschaftlichen Berufen (Kunstverlege»''
Kunst- und Antiquitätenhändler, Kunstblatthändler und
Kunstversteigerer) beträgt der Beitrag wie bisher 1%
des im Inlande erzielten Gesamtumsatzes und ist bis zul"
Beitragsveranlagung, die gleichfalls auf Grund des aus-
zufüllenden und an die Kammer einzusendenden beige'
legten Fragebogens erfolgt, ohne besondere Aufforde-
rung vierteljährlich im voraus, beginnend ab 1. Apr»1
1937, an die Reichskammer einzuzahlen.
Es bleibt vorbehalten, für die letztgenannten Berufe
im Einzelfall Ermäßigungen eintreten zu lassen, wenn
wegen der Höhe der Zahl der beschäftigten Beleg-
schaftsangehörigen oder aus sonstigen besonders zu be-
gründenden Umständen eine Herabsetzung des Beitrages
gerechtfertigt erscheint.
Bei den Kulturgut-Versteigerern verbleibt es — ung®'
achtet der Gesamtveranlagung — bei der bisher beste-
henden Regelung der Einzelabrechnung nach jeder Ver-
steigerung.
Im übrigen gelten die im Mitteilungsblatt Nr. 2
I. 1029/150 — gegebenen allgemeinen Richtlinien für An-
träge in Beitragsangelegenheiten.
Neue Anschrift der Landesleitung Berlin.
Ab 1. April lautet die neue Anschrift des Landes-
leiters Berlin: Berlin W 62, Ahornstr. 2, Telefon: 25 40 45-
Sprechstunden des Landesleiters nach fernmündlicher
Vereinbarung, der Geschäftsführer und Sachbeabeiter
Dienstag, Donnerstag und Freitag von 9 bis 13 Uhr/
des Sachbearbeiters für Rechtsangelegenheiten: Dienstag
und Freitag 11—12 Uhr.
Der Lesesaal -der Reichskammer der bildenden
Künste befindet sich seit 1. April ebenfalls Ahornstr. 2-

dem Besitz von Durlacher Broth. an das Woi’"
cester Art Museum über.
Detroit Das Detroit Institute of Arts mel*
det die Erwerbung* eines Gemäldes ,.Def
Frucht-Verkäufer“ von Caravaggio.
Personalien
Dr. Johann Diepolder wurde anstelle des als Dire^'
tor des Alten Museums nach Berlin berufenen Professor5
Dr. Weickert zum Direktor der Glyptothek und der
Sammlung antiker Kleinkunst in München ernannt.
Eugen Quaglio 80 Jahre. In diesem Jahre, wo sid1
der Geburtstag des bedeutendsten aus dem Künstle»"
geschlecht der Quaglios, Domenicos, zum 150. Ma,e
und dessen Todesjahr zum 100. Male jährt, feiert def
Nachkomme, Professor Eugen Quaglio in Berlin seine»1
80. Geburtstag. Er ist in München geboren und Sch ü l0|Z
Brioschis, Burgkarts, Kautskys und seines Vaters A»1'
gelo I. Quaglios. dessen Atelier für Theaterdekoratie»1
er 1890 übernahm, gewesen. 1891 wurde er als Theate»"
und Dekorationsmaler an das Berliner Opernhaus b0'
rufen. Der Stammvater des Geschlechts, dem nicht W®'
niger als 15 Künstler entsprossen sind, war Giulio **
Quaglio, geboren 1601 in Luino am Comersee, ein Schu'
ler Tintorettos, der Altar- und Freskengemälde *(1
Kirchen Norditaliens, Salzburgs und Wiens schuf un^
von Kaiser Leopold mit der Ausmalung des Domes vO»1
Laibach beauftragt wurde. F.
Prof. Heinrich Reifferscheid und Prof. Alexand«r
Zschokke sind, ersterer wegen Erreichung der AlterS'
grenze, letzterer auf eigenen Wunsch, von ihren Leh»'"
ämtern an der Düsseldorfer Akademie geschieden.
Vital Benguiaf, der international bekannte amerik0'
nische Kunsthändler und Spezialist in Teppichen un
Textilien, ist in New York im Alter von 78 Jahren 9e
storben. Er wurde um 1890 bekannt als Spezialbera|0r
von Sammlern wie Morgan und Whitney. 1924 hatte 0f
den bekannten Palazzo Davanzati in Florenz mit sein0r
gesamten Innenausstattung angekauft.

Kurz-Nachrichten
Essen. Im ’Folkwang-Museum findet eine Ausstellu»1^
neuer Arbeiten des Malers Joachim-Carl F r i e
rieh statt. Der Künstler hat außerdem soeben ein üfT1
fangreiches Kirchenbild „Auferstehung" für die Lind^n
kirche in Berlin-Wilmersdorf vollendet.
Köln. Das Kunstgewerbe-Museum und der Kunstö0
werbe-Verein zeigen vom 17. 4. bis 17. 5. im KunstÖ0
werbe-Museum Wandbilder, Mosaiken und Glasfenst0r
'Entwürfe des in Köln ansässigen Westfalen Wilh0,fl1
Geißler. Außer als Holzschneider ist Geißler in d^
letzten Zeit als Preisträger bei den großen Wandbild
und Mosaik-Wettbewerben bekannt geworden.

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Verantwortliche Schriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch, Berlin-Charl., und C. A. Breuer, Berlin-Grunewold. — Vertretungen im Inland: Düsseldorf: Dr. M. A. Stommel, Wilhelm-Kleinstr. 6. Ham-
burg: A. Alexander, Dillstr. 6. München: Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstr. 92. — Vertretungen im Ausland: Amsterdam, Budapest, Krakau, London, Neapel, Paris (Pariser Büro: Directeur Dr.
J. J. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16e ; Tel.: Jasmin 18-90), Wien. — Erscheint im Weltkunst-Verlag, Berlin W 62. — Druckaufl. I. Quartal: 2523. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürsten-
Straße 76-17 zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Paul Nowotny. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Ver-
lags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der
Rücksendung abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskriptes alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck: Achterberg & Co., GmbH., Berlin SW61.
 
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