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DIE WELTKUNST

Jalirg. XI, Nr. 52/35 vom 15. August 1SZK

Nachrichten von Überall

Görings Erlaß
zur Säuberung der Museen
Der Preußische Ministerpräsident Hermann
Göring hat an den Reichs- und Preußischen
Minister für Wissenschaft, Erziehung und
Volksbildung Rust folgenden Erlaß gerichtet:
„Nachdem der Führer und Reichskanzler am
Tage der Deutschen Kunst in München in
klarster Weise die Richtlinien für die Kunst-
auffassung des Nationalsozialismus festgelegt
hat, beauftrage und bevollmächtige ich den
Reichs- und Preußischen Minister für Wissen-
schaft, Erziehung und Volksbildung, die Be-
stände aller im Lande Preußen vorhandenen
öffentlichen Kunstsammlungen ohne Rücksicht
auf Rechtsform und Eigentumsverhältnisse im
Sinne der Richtlinien des Führers und Reichs-
kanzlers zu überprüfen und die erforderlichen
Anordnungen zu treffen. Ueber die Verwen-
dung aller ausgemerzten Gegenstände, soweit
sie dem Staate gehören, werde ich gesondert,
sobald mir die Liste vorliegt, entscheiden. Ich
beauftrage ferner den Reichs- und Preußischen
Minister für Wissenschaft, Erziehung und
Volksbildung, die Richtlinien des Führers und
Reichskanzlers mit unnachsichtlicher Strenge
allen staatlichen Beamten, Angestellten und
Beauftragten gegenüber, soweit sie sich auf
dem Gebiet der Kunst betätigen, schnellstens
durchzuführen. Soweit Kunstinstitute meiner
unmittelbaren Leitung unterstehen, werde ich
die Richtlinien selbst zur Anwendung bringen.“
Neuerwerbung für Stockholm
Das aus einem österreichischen Stift stam-
mende, hier abgebildete Herrenportrait von
Anthonis Mor wurde kürzlich von der Kunst-
handlung P. de Boer, Amsterdam, an das
Nationalmuseum in Stockholm ver-
kauft. Dieses vornehme, in Ausführung und
Komposition gleich hervorragende Bildnis

eines Ritters in spanischer Tracht, entstanden
etwa um 1560, bildet eine wesentliche Be-
reicherung der Gemäldesammlung des Mu-
seums, in dem der große niederländische
Meister bisher überhaupt nicht vertreten war.
Bevor das Gemälde endgültig in sein neues

Heim übersiedelt, wird es noch auf der augen-
blicklich in Stockholm stattfindenden Ausstel-
lung der "Galerie de Boer gezeigt. E. B.
Eine Gemälde-Fälschung
Wie „Daily Telegraph“ meldet, stellte der
französische Maler Emile Bernard, ein Zeit-
genosse von Cezanne, van Gogh und Gauguin,
bei der Besichtigung der Pariser Ausstellung
„Meisterwerke französischer Kunst“ fest, daß
eine von ihm 1888 gemalte und 1925 an
M. Schuffenecker verkaufte „Bretonische Land-
schaft“ unter dem Namen Gauguins ausgestellt
ist. Die Signatur war verschwunden und durch
die Gauguins ersetzt.
Die Prado-Gemälde im Sep-
tember in Paris ausgestellt
In den ersten Tagen des September wird im
Louvre die Ausstellung der Gemälde aus dem
Prado eröffnet; es handelt sich um mehr als
200 Meisterwerke des Velasquez, Goya, Greco,
Zurbaran usw.
Die Gemälde treffen in plombierten Roll-
wagen in Paris ein, eine Beförderung, die als
die sicherste angesehen wurde.
Außer dem Museum im Prado haben auch
mehrere Provinz-Museen in Spanien ihre
Kunstschätze nach Paris transportiert.
Revision des Gesetzes über
Kunstvermögen der Nation
Das für den italienischen und den inter-
nationalen Kunsthandel einschneidendste Ge-
setz ist in Italien das der Behandlung des natio-
nalen Vermögens an Kunstwerken. Dieses Ge-
setz mit seinen Ausfuhrüberwachungsbestim-
mungen hat bisher die Entwicklung des italie-
nischen Kunsthandels stark gehemmt; schon
.bei dem Kunstmarkt von
Cremona sind durch die
Kunsthandelsfederazione
Eingaben gemacht wor-
den, schnellstens zu einer
Abänderung des Gesetzes
zu kommen, wenn man
den italienischen Kunst-
markt beleben und wich-
tig machen will. Jetzt
hat die die Gesetze vor-
bereitende Korporation
der Künste und Freien
Berufe an die Regierung
das Verlangen gerichtet,
innerhalb kürzester Zeit
zu einer Revision des
Gesetzes zu kommen. Die
Regierung soll, so wird
gefordert, schleunigst eine
Kommission zur Ueber-
holung des Gesetzes ein-
setzen. In dieser Kom-
mission soll die Korpo-
ration stark vertreten
sein. Die Kommission
habe unter allen Um-
ständen endlich das Ge-
setz auf eine Grundlage
zu bringen, die dem Ver-
hältnis zwischen dem
außerordentlich großen
Besitz von Kunstwerken
in Staatshand, in Hand
der Kirche, von öffent-
lichen Aemtern usw.,
d. h. also des ohnedies
nicht veräußerlichen
Kunstschatzes, zu dem
Besitz der Privaten Rech-
nung trägt. Die ganze
Revision 90II in einem
solchen Sinne durchge-
führt werden, daß der
italienische Kunsthandel
eine Stellung einnehmen
kann, die dem italie-
z entspricht. Dieses wird
nur zu einer vermehrten Exportmög-
lichkeit durch italienische Kunsthändler füh-
ren, die danach streben, innerhalb des inter-
nationalen Kunstmarktes entscheidend mit-
sprechen zu können.

Anthonis Mor, Edelmann
Neuerwerbung des Nationalmuseums


nischen

Stockholm

(Phot. Archiv)


Das Haus Gonzaga
im Spiegel der Kunst
Neben der Giotto-Ausstellung in Florenz
und der Tintoretto-Schau in Venedig bean-


Pi sa nel Io, Bildnis Margherita Gonzaga, Gemahlin
des Lionello d'Este (Paris, Louvre}
Ausstellung: Mantua, Palazzo Ducale
(Foto Archiv!

sprucht die dritte große künstlerische Veran-
staltung Italiens in diesem Jahre, die „Mostra
Iconografica Gonzaghesca“ im Palazzo Ducale
zu Mantua ein gleichermaßen wissenschaft-
liches wie künstlerisches Interesse. Wenn auch
die Leihgaben für diese bis 19. September ge-
öffnete, rund 800 historische und künstlerische
Dokumente umfassende Schau auf wenige
Leihgeber, unter denen die Wiener Museen mit
ihren reichen Schätzen der Ambraser Samm-
lung an erster Stelle zu nennen sind, be-
schränkt blieben, so ist es doch gelungen, eine
lückenlose Reihe von Bildnissen der Familie
Gonzaga vom 14. bis 17. Jahrhundert darzu-
bieten, außerdem viele Dokumente zusammen-
zutragen, die im Rahmen des alten Palazzo mit
seinen berühmten Mantegna-Fresken ein gutes
Bild des Mäzenatentums dieser Fürstenfamilie
entrollt. Der reich illustrierte Katalog bringt
eine große Zahl neuer Zuschreibungen und
Identifizierungen bisher strittiger Bildnisse, die
auf Grund der reichen Vergleichsmöglichkeiten
erzielt werden konnten.
Martin Behaims-Globus
im Germanischen Museum
Dem neuen Direktor des Germanischen
Nationalmuseums in Nürnberg, Dr. Kohl-
hausen, ist es gelungen, den ersten, von dem
berühmten Nürnberger Seefahrer Martin Be-
haim gefertigten Erdglobus zu erwerben. Die
Anschaffung wurde durch eine Stiftung des
Führers ermöglicht. F.
Erwerbungen der
Londoner Nationalgalerie
Die Londoner Nationalgalerie erwarb so-
eben eine Themse-Ansicht von Richard Wilson,
die auf der Versteigerung Clumber im Juni
1936 für 980 Guineas verkauft wurde, sowie
eine Landschaft von Peter de Wint. Als Leih-
gabe wurden ihr das Bildnis Mme Monet von
Renoir aus der Sammlung Gulbenkian und die
„Jockeys im Regen“ von Degas aus der Samm-
lung William Burrell — kürzlich auf der Ver-
steigerung Gow bei Christie’s für 3700 Guineas
erworben — überlassen.
Eine Spende Münchens
an die Künstler
Oberbürgermeister Fiehler teilt mit, daß die
Hauptstadt der Bewegung anläßlich des Tages
der Deutschen Kunst für Sonderbeihilfen an

Gemälde erster Meister
aus 4 Jahrhunderten
Galerie August Kleucker
Düsseldorf, Blumenstr. 21 (Nähe Könignllee)

Gemälde zu kaufen gesucht:
Braith, Achenbach. Lier, Schleich,
Kröner, Zügel (Schafe), Spitzweg, Schuch,
Fagerlin und sonstige gute Gemälde der
älteren D’dorfer und Münchener Schule
GALERIE G. PAFFRATH
Düsseldorf, Könlqsallee 46

Valerie für Mit Munft
(VORMALS A, S. DREY)
G. 93. B. H.
ANTIQUITÄTEN • G E M Ä 1L D E
MÜSCHEK MAXIMIlLIAJSSI’JLATa 7

Künstler den Betrag von 30 000 RM zur Ver-
fügung stellt. Aus dieser Summe sollen den
einzelnen in Betracht kommenden Künstlern
Beträge von 30 bis 100 Mark gewährt werden-
Zur besonderen Förderung von Künstlern wer-
den aus dieser Summe 3000 RM verwendet. Die
Verteilung erfolgt im Benehmen mit dem Kul"
turamt der Stadt München und der Reichs-
kulturkammer. F.
Denkmalinventarisation
der Rheinprovinz
Die Rheinprovinz wird als erste in Deutsch-
land das Gesamtinventar der Kunstdenkmäler
im Jahre 1940 vollendet haben. Bis 1937 lagen
5 Bände fertig vor, 1938 10; der Rest wird 193?
vollendet sein.
Deutsche Leihgaben für Paris
Die deutschen Museen sind auf der Pariser
Ausstellung von Meisterwerken französischer
Kunst mit einer Zahl gewichtiger Leihgaben
vertreten. Am stärksten ist die Mitwirkung
der Berliner und Potsdamer Galerien auf dein
Gebiete des 18. Jahrhunderts: zwei WatteaUS
aus dem Neuen Palais, die „Französische Ko-
mödie“ aus dem Kaiser Friedrich-Museum und
das Firmenschild des Gersaint aus Charlotten-
burg bilden neben der Dresdener „Gesellschaft
im Freien“ Zierden des Watteau-Saals. Aus
Potsdam kommen ferner zwei Werke von
Lancret und ein Gemälde von Chardin, aus
dem Berliner Museum ein Mignard und Pous-
sin, welch letzterer außerdem mit zwei Haupt-
werken aus Dresden und Hannover in Erschei-
nung tritt. Einige anonyme Zeichnungen des
15. Jahrhunderts wurden von der Universitäts-
bibliothek Erlangen und dem Berliner Kupfer-
stichkabinett zur Verfügung gestellt.
Deutscher Kunstfund in Polen
In dem Dorfe Rossoszyca (Wojwodschaft
Lodz) wurde ein silberner Barockbecher ge"
funden, der 24 cm hoch ist und annähernd
zwei Kilo wiegt. Er ist ein Meisterwerk der
Silberschmiedekunst und zeigt auf den Wän-
den und dem Boden Medaillons mit Königs-
bildnissen, Wappen und Emblemen. Im Innern
fand man 17 Münzen mit Bildnissen Karls
Sigismunds III. von Polen, der Königinnen
Christine, Hildegarde u. a. Man vermutet;
daß das Fundstück sächsischer Herkunft sei
und aus dem Besitz Augusts II. stamme, der
bei Kalisz mit den Schweden kämpfte, wöbe1
der Becher in Verlust geraten sein dürfte.
AHO
Römische Funde
In Sindelfingen stieß man bei Grabarbeitei1
auf römische Funde. Man fand Töpfe, Henke*'
krüge, Handmühlen, Münzen und einen Ds*
lebensgroßen Kopf einer Statue, vielleicht deS
Mithras. F-

Kuriose Berichterstattung
Dem in Oesterreich ziemlich verbreitete*1
Wiener Familienblatt „Der Weltguck“ ist vö*-
kurzem ein peinlicher Fall widerfahre**'
In Nr. 29 bringt die Zeitschrift einen Artikel’
der betitelt ist: „Oesterreichische Kunstwerk®
im Museum der Schönen Künste in Budapest •
In Wirklichkeit enthält der Aufsatz ei**1
Uebersicht über den Bestand an Werke*1
österreichischer Kunst in der Modernen Gal®'
rie im Wiener Belvedere. Bloß die beiden aU'
gebildeten Arbeiten von Paris Gütersloh i*’*1
A. Hawel befinden sich anderwärts. Gezeid*'
net ist der Artikel: Dr. Istvän von Löfasza'
segedbe, Kustos des Museums der Schön6*1
Künste in Budapest. (Lofasz a segedbe e**^
spricht im Ungarischen dem bekannten Göt»j
Zitat.) P-

Personalien
Dr. Klaus Graf von Baudissin ist vom ReichserziehunS^
minister Rust zum Leiter des Amtes Volksbildung 1 _
Reichserziehungsministerium ernannt worden. Der
kannte Kunsthistoriker wurde 1891 in Metz geboren, j
war 1919 am kunsthistorischen Institut in Heidelberg
später Assistent an den Museen in Kiel und Stuttg0,^
Seit 1933 war er Direktor des Folkwang-Museums
Essen. Unter seinen wissenschaftlichen Arbeiten befi^
sich eine Monographie über G. A. Wallis, den He' 0
berger Maler der Romantik aus Schottland.

Kurz- Nachrichten

Zwei Berliner Jubiläumsausstellungen
Anläßlich der Siebenhundertjahrfeier der Reichsh01^,
stadt ist soeben im Schloß Niederschönhausen eine h'
rische Ausstellung „Berlin in der Kunst" eröffnet w°r n,
Den Bildern neuerer Maler, die Berlin gemalt ha -
gilt gleichzeitig eine Schau im „Verein Berliner Küns*

KUNSTHAUS-MALMEDE

Antiquitäten • Gemälde alter' Meister

Kni Kl r, Rh UNTER SACHSENHAUSEN


Verantwortlicher Schriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch, Berlin-Charl. (im Urlaub), und C. A. Breuer, Berlin-Grunewald. — Vertretungen im Inland: Düsseldorf: Dr. M. A. Stommel, Wilhelm-Kle'n$
Straße 6. Hamburg: A. Alexander, Dillstr. 6. München: Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstr. 92, Tel.: 35 674. — Vertretungen im Ausland: Amsterdam, Budapest, Krakau, London, Neapel, Pc' r 1
(Pariser Büro: Directeur Dr. J. J. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16e; Tel.: Jasmin 18-90), Wien. — Erscheint im Weltkunst-Verlag, Berlin W 62. — Druckaufl. I. Quartal: 2523. — Zuschriften sind an die Direktion der We
kunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Paul Nowotny. Abdruck von Arti ® $
nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich
Veröffentlichungstermins und der Rücksendung abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskriptes alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck: Achterberg & Co., GmbH., Berlin SW 61.
 
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