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DIE WELTKUNST

Jahrg. XI, Nr. 44 vom 7. November 1937

Nachrichten von Überall

Das Kasseler Tapetenmuseum
in Amsterdam
Das Kasseler Tapeten-Museum, das einzige
seiner Art nicht nur in Deutschland, sondern
in der Welt, erfreut sich immer regeren In-
teresses, und ist durch Leihgaben im In- und
Auslande immer mehr bekannt geworden. Aus
dem Museum, das einen lückenlosen Ueber-
blick über die sich auf rund 250 Jahre er-
streckende Entwicklung der Wandbekleidung
gibt, wurden in zahlreichen deutschen Fach-
firmen im Rahmen von Jubiläumsausstellun-
gen Tapeten gezeigt. Die bedeutendste und
größte-dieser Ausstellungen fand auf Veran-
lassung der Firma Rath und Doodeheefver in
Amsterdam statt. Der Leiter des Kasseler
Tapetenmuseums, Direktor Apell, hat die Aus-
stellung in fünf großen Räumen unter Ver-
wendung von etwa 750 qm Wand- und Decken-
bespannung in modernster Weise aufgebaut.
Die österreichischen
Staatspreise
Bei dem Wettbewerb um den Großen
Oesterreichischen Staatspreis für bildende
Kunst, zu dem diesmal nur Architekturent-
würfe, Grafiken und Arbeiten der Medailleur-
kunst zugelassen worden waren, errang Jung-
nikel mit drei Tierbildern den Großen Preis.
Den Kleinen Staatspreis erhielten M. Florian
(der bereits im Vorjahr einen Teilpreis da-
vongetragen hatte). Architekt Oswald Haerdtl
empfing fiir den Entwurf zum österreichischen
Pavillon auf der Pariser Weltausstellung die
Goldene Staatsmedaille. Ernst Grienauer
wurde für die Modelle zu den österreichischen
Münzen die Silberne Staatsmedaille zuteil.
P.-N.
Mussolini entscheidet
das St. Peter-Problem
Man ist bekanntlich dabei, das größte Bau-
werk der Christenheit, den Peters-Dom in
Rom zu „befreien“. St. Peter ist bekanntlich
in den „Borgo“, die päpstliche Vorstadt ein-

senheit des Domes von der Welt eine innere
Berechtigung besessen hat, so war der Borgo
mit seinen beiden engen und keineswegs auch
nur den Verkehr befriedigenden Zugangs-
straßen keine Lösung, die irgendwelche An-
sprüche auf künstlerische Gestaltung machen
konnte. Schon die Päpste haben, seit Bernini
den großen Platz von
St. Peter schuf, immer

Ein deutscher Preisträger
des Carnegie-Instituts
Dem Düsseldorfer Maler Josef Pieper
wurde auf der diesjährigen internationalen
Ausstellung des Carnegie-Institust in Pittsburg
der dritte Preis in Höhe von $ 500 zuge-

wieder Umbauten des
Borgo projektiert. Nun-
mehr ist die Mittel-
häuserzeile, die die
beiden Zufahrtstraßen
trennte, niedergelegt
worden. Aber über
die weitere Gestaltung
herrschte noch Meinungs-
verschiedenheit. Das Pro-
jekt Piacentini sah einen
Abschluß der nunmehr
breiten Borgostraße durch
einen torartigen Porti-
cus vor, gewissermaßen
eine Fortsetzung der
Bernini-Säulen des Plat-
zes. Dieser Abschluß
würde zwar St. Peter
weiterhin in seiner Iso-
liertheit von der Welt
erhalten, dem Ankom-
menden erst im letzten
Augenblick die ganze
Großartigkeit des Bildes
enthüllen, andererseits
aber die St. Peter-Kuppel
schon von der Engels-
burgbrücke aus sichtbar
werden lassen. Ein ande-
res Projekt suchte zu an-
deren Lösungen zu kom-
men. Mussolini hat nach


Fo mi I le - noi re-Teeka n ne, China, K'ang-Hsi
Versteigerung der Sammlung M. Erdmann (New York) durch Cchristie's,
London, 18. November 1937 (Foto Christie)

Niederlegung der Mittelzeile überraschend die
Arbeitsstätte aufgesucht und nach eingehender
Prüfung und nach Beratung mit den verschie-
denen Architekten auf dem Bauplatze sich für
das Projekt Piacentini entschieden und seine
sofortige Durchführung angeordnet.

sprochen. Mit dem ersten und zweiten Preis
wurden der Franzose George Braque und der
Italiener Casorati ausgezeichnet.
Hohe Preise
für moderne Franzosen


F. A. von Kaulbach, Mandolinenspielerin
Ausgestellt in der Kunsthandlung Maria Almas,

geschlossen gewesen und wer sich der Kirche
und dem Vatikan näherte, hat erst bei Be-
treten der Piazza Rusticucci den Anblick des
Domes gehabt. Wenn auch diese Abgeschlos-

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Weitere
Neuerwerbung
der Stadt Wien
Außer der Viennen-
sia-Sammlung Heymann,
die, wie wir berichteten,
kürzlich von der Stadt
Wien erworben wurde,
ist soeben auch die
Sammlung Max v. Port-
heim, die sich speziell
auf die Epoche der Kai-
serin Maria Theresia und
Josefs II. beschränkt, in
den Besitz der Stadt
übergegangen. Diese
Sammlung umfaßt an-
nähernd 20 000 Bände
Literatur, fast 8000 Stiche
und einen Zettelkatalog
von 150 000 Nummern.
Der „Kunstwart“
stellt sein
Erscheinen ein
Vor fünfzig Jahren
hat Ferdinand Avena-
rius die Zeitschrift
„Kunstwart“ gegründet,
M u n c h e n zeitweüig mit über
( oto mas) 100 000 Beziehern zu den
führenden deutschen Kulturzeitschriften ge-
hörte. Im Kriege trug diese Zeitschrift den
Titel „Deutscher Wille“. Nach dem Tode von
Avenarius wurde sie von Wolfgang Schumann
weitergeführt und später als „Deutsche Zeit-
schrift“ von Dr. Hermann Binn geleitet. Nach
Vollendung des 50. Jahrganges sieht sich nun-
mehr der Verlag Georg D. W. Callwey in
München, der schon manches Opfer gebracht
hatte, um das Fortbestehen der Zeitschrift zu
ermöglichen, gezwungen, das Erscheinen dieser
Zeitschrift einzustellen, da der Leserkreis sich
so stark verringert hat, daß eine weitere Her-
ausgabe untragbar wurde.

Die Versteigerung, die Me Bellier und
M. H e s s e 1 am 28. Oktober in Paris abhielten,
überraschte durch die hohen Angebote für
moderne französische Gemälde. Die 54 Num-
mern erzielten 460 000 ffr., wobei ein Derain
(„Femme rousse se coiffant“) 50 500 ffr. (Stock-
holm, Museum) erbrachte, ein anderes Bild des-
selben Malers 28 000 ffr., zwei Werke von La
Fresnaye 47 000 und 27 000 ffr., eine winzige
Landschaft von Rousseau 30 200 ffr., Arbeiten
von Segonzac 45 000. 20 000 und 56 000 ffr.,
von Soutine 24 000 und 20 000 ffr.
Besuch der Münchener
Museen und Galerien
Im Zusammenhang mit dem Münchener
Kunstsommer haben auch die Sammlungen
einen Aufstieg der Besucherzahl zu verzeich-
nen. Am meisten wieder das Deutsche Museum
für Naturwissenschaft und Technik, das es auf
579 000 Besucher brachte. Die Alte Pinakothek
zählte 102 500, die Neue Staatsgalerie 56 000,
die Schackgalerie 13 200, die Glyptothek 28 451,
das Armeemuseum 32 000, das Residenzmuseum
26 014, die Städtische und Lenbach-Galerie
21 000 und das Theatermuseum 4012. Das Na-
tionalmuseum hatte einen kleinen Rückgang
zu verzeichnen, der wohl auf die Umgestal-
tung des ihm vorgelagerten Geländes zurück-
zuführen ist. F.
Schluß der Großen Deutschen
Kunstausstellung
München 1937
Diese Ausstellung war die erste in ihrer
Art, und ihr Erfolg und ihre Auswirkung ist
vor allem ideeller Natur. Aber es ist auch
nicht uninteressant, etwas über den Besuch
und die Verkäufe zu hören. Die Gesamtbesu-
cherzahl betrug über eine halbe Million. Im
August allein 200 000. Darunter befanden sich
viele Ausländer wie Engländer, Italiener, Fran-
zosen, Amerikaner usw. Fast die Hälfte der
Kunstwerke wurden verkauft: von rund 900


nicht weniger als 448, davon mehrere zwei-
mal, Graphik und Kleinplastik sogar mehr-
fach. Eine Terrakottaplastik allein 14mal. Der
Erlös betrug dreiviertel Millionen Mark. Nach
Auflösung dieser Ausstellung wird sofort mit
den Vorbereitungen für die Winterausstellung
„Architektur und Kunsthandwerk“ begonnen.
F.
Erfolg der Brüsseler
Rubens-Ausstellung
Die von Leo van Puyvelde in Brüssel orga-
nisierte Ausstellung von Rubens-Skizzen
wurde, nachdem sie wegen des starken In-
teresses bis zum 17. Oktober verlängert wor-
den war, endgültig geschlossen. Der Erfolg
der Ausstellung übertraf alle Erwartungen, so
daß der Veranstalter soeben bekannt geben
konnte, daß nicht nur der Garantie-Fonds
nicht angegriffen werden mußte, sondern ein
bedeutender Ueberschufi von Einnahmen aus
Eintrittsgeldern, Katalog- und Foto-Verkäufen
dem Museum zugute kommt.

Belgische Kunstverkäufe
In holländischen Kunstkreisen erregt der
durch Vermittlung eines holländischen Kunst-
händlers getätigte Verkauf von zwei Meister-
werken der Sammlung van Gelder (Uccle bei
Brüssel) an den Basler Sammler von Hirsch
beträchtliches Aufsehen. Es handelt sich um
eine Madonna von Gerard David und einen
Altarflügel von Ambrosius Benson, beide in
der einschlägigen Literatur bekannt und ab-
gebildet.
Diebstahl aus dem
Salzburger Domschatz
Wie Erhebungen ergaben, wurden vom
Obermesner des Salzburger Domes, dem acht-
zigjährigen Reindl, der mit der Verwahrung
des Domschatzes betraut war, verschiedene
Objekte, zum Teil von einzigartigem Wert,
entwendet. Darunter befanden sich zahlreiche
kostbare Paramente, so eine Stola aus dem
15. Jahrhundert und eine Silberbrokatkasel
samt Bursa und Kelchvelum aus dem Besitz
des Marcus Sitticus, ferner unterschiedliche
Kunstwerke aus Edelmetall. Das Hauptstück,
ein spätgotisches Standkreuz als Lebensbaum
gedacht, mit Christus, Maria und den Evan-
gelisten in den Zweigen. Unter dem Diebsgut,
das bis auf wenige Stücke bei einem Salz-
burger Händler sichergestellt werden konnte,
fanden sich auch ein Weihwasserkessel aus
dem 15. Jahrhundert und Altarleuchter. P.-N-
Der Lenbach-Preis
Der von der Stadt München anläßlich des
100. Geburtstags Lenbachs gestiftete Preis für
das beste Porträt des Jahres (Gemälde) wird
auch in diesem Jahre wieder verliehen, f r
besteht aus einer Geldsumme von 2000 Mark
und einer großen Lenbach-Medaille in Silber
und kann an den gleichen Künstler nur ein-
mal verliehen, unter Umständen auch geteilt
werden.
Auf einer Ausstellung, die in der Städti-
schen Galerie am 18. Dezember, dem Geburts-
tag Lenbachs, eröffnet wird, soll der Preis-
träger ermittelt werden. Zugelassen sind ntif
Münchener Künstler, die Mitglieder der
Reichskammer der bildenden Künste sind. Dic
Arbeiten — höchstens zwei — sind bei der
Leitung der Städtischen Galerie, Luisenstr. 5’-
vom 20.—30. November einzureichen. F-
Personalien
Oberlehrer Lothar Mellinger feierte am 29. Oktober
in seltener körperlicher und geistiger Frische seine11
75. Geburtstag. Er war mit dem Münchener Landschaft5'
maler August Seidel (1819—1903) befreundet und hat i^n
durch mehrere Ausstellungen bekannt gemacht. Aud1
als kenntnisreicher Sammler hat sich der Jubilar einen
Namen gemacht. F-

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Verantwortlicher Schriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch, Berlin-Charlottenburg, und C. A. Breuer, Berlin-Grunewald. — Vertretungen im Inland: Düsseldorf: Dr. M. A. Stommel, Wilhelm-Klein-
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(Pariser Büro: Directeur Dr. J. J. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16e; Tel.: Jasmin 18-90), Wien. — Erscheint im Weltkunst-Verlag, Berlin W 62. — Druckaufl. III. Quartal: 2408.— Zuschriften sind an die Direktion der Welf'
kunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Paul Nowotny. Abdruck von Artikeln
nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des
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