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Jahrg. XI, Nr. 45 vom 14. November 1937

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DIE WELTKUNST

zum Teil auch in der Schweiz, in der sie lange
gelebt hat. Nicht ohne Grund bemerkt man
in der Ausstellung zahlreiche Tübinger und
Stuttgarter Gelehrtenköpfe, darunter so aus-
gezeichnete Bildnisse wie jene des Tübinger
Theologen'Haering und des Stuttgarter Kunst-
historikers Heinrich Weizsaecker (s. Abbildg.),
der gleichzeitig mit der Künstlerin die Feier
seines 75. Geburtstages beging.
Werner R. Deusch
in ißasel:
Künstler-Kopien
Das Problem der Künstler-Kopie wurde in
der Baseler Kunsthalle durch eine interessante
Ausstellung beleuchtet. Neben Kopien mit
Fälschungsabsicht fand man solche, die, wie
die vom Grafen Schack angeregten Arbeiten,
auf Aufträge zurückgingen, dann die beson-
ders im 19. Jahrhundert beliebte Studien-Kopie
und schließlich eine Reihe jener „schöpferi-
schen Kopien“, die dem Drange neuerer
Künstler nach gestaltender Auseinander-
setzung mit den Großen der Vergangenheit
ihre Entstehung verdanken.
in Slom:
Augustus-Ausstellung
In langen Jahren angestrengten Arbeitens
hat Prof. G i g 1 i o 1 i im Auftrage Mussolinis
und in immer erneuten Besprechungen mit dem
Duce die Ausstellung des augusteischen Rom
zur 2000-Jahrfeier des Augustus vorbereitet,
lind einen Tag vor seiner Deutschlandfahrt hat
Mussolini die Schau eröffnet. Die gesamte
Ausstellung wirkt einheitlich, schon deswegen,
weil sie sich vollkommen aus Reproduktionen
zusammensetzt. War es selbstverständlich un-
möglich. Brücken, Aquädukte, Straßen, Kastell-
bauten, Stadtgründungen usw. anders als in
Modellen vorzuführen, so mußte es auch als
ausgeschlossen gelten, daß die interessanten
transportablen Zeugen römischer Kulturtätig-
keit nach Rom geschafft werden konnten. All-
zu viele befanden sich eingebaut in Bauwerke
neuerer Konstruktion; andere wären nur

./luklions Worberichle
Hamburg, 20. Nov.
Das Kunstauktionsh aus Comme-
t e r (Wilhelm Suhr) versteigert am 20. Novem-
ber eine Sammlung von Gemälden alter und
neuzeitlicher Meister aus Privatbesitz; dar-
unter ein hervorragendes Werk von Back-
huysen „Die Reede von Amsterdam“, eine
kleinere Variante von dem großen Bild im
Amsterdamer Museum, das Bildnis einer
jungen Dame von Drouais d. J., eine norwe-
gische Landschaft von Everdingen, eine Mond-
scheinlandschaft von van der Neer, ein Damen-
porträt von Lely und ein Blumenstilleben von
J. B. Monnoyer. — Von Künstlern des 19. und
20. Jahrhunderts sind beachtenswerte Gemälde
vorhanden.
Köln, 25.—27. Nov.
Die Sammlung Frau K. L. von Koeller, die
bei Math. Lempertz samt Kunstwerken
aus anderem Besitz am 25.—27. November ver-
steigert wird, enthält in erster Linie eine Reihe
hochwertiger Gemälde. Wir nennen eine
sienesische Trecento-Tafel, ein Männerbildnis
von Tintoretto, „Die vier Jahreszeiten“ von
Rubens mit ausgezeichnetem Pedegree, Eeck-
houts importantes Gemälde des „Jakobssegen“
und eine lange Reihe niederländischer Klein-
meister des 17. Jahrhunderts, darunter Werke
von Decker, Wouwerman, Fyt, J. G. Cuyp,
Victoors, Lievens und Kaiff. Es folgen Mobi-
liar und Sitzmöbel von der Renaissance bis
zum 18. Jahrhundert, Teppiche und Tapisse-
rien sowie gutes Kunstgewerbe der verschie-
densten Gebiete.
Leipzig, 1. Dez.
Die Herbstversteigerung bei C. G. Boer-
n e r findet am 1. Dezember statt. Der Kata-
log enthält diesmal eine große Zahl ganz un-
gewöhnlicher Kostbarkeiten aus dem graphi-
schen Werk von Dürer, Rembrandt und
Ostade, wie sie auch bei Boerner in den letz-
ten Jahren nicht ausgeboten worden sind.
Eines der Hauptstücke ist eines der schönsten
Exemplare von Dürers „Adam und Eva“ von
frischester Erhaltung, wie es in Deutschland
seit den Auktionen Davidsohn und von Hagens
nicht vorgekommen ist. Von erstklassigen


Willem Schellinks, Holländische Landschaft. Monogrammiert. Holz, 72 : 106 cm. Ausstellung :
Kunsthaus M a I m ed e, Köln a. Rh. (Foto Besitzer)

schwer von ihren Besitzern hergegeben wor-
den und schließlich mußte es als abwegig be-
trachtet werden, Tonnen und Tonnen von Mar-
mor für die Ausstellung aus aller Welt nach
Rom zu schaffen. So hat man kluger Weise
auch auf die Originale der italienischen, ja
sogar der römischen Museen verzichtet. Man
hat aber bei den Gipserzeugnissen durchweg
den gegenwärtigen Zustand auf das getreueste
wiedergegeben; den Eindruck, vor kaltem Gips
zu stehen, empfängt man nirgends. Es sind
alle Länder Europas, viele Staaten Asiens und
Afrikas als die Unterstützer dieser Ausstellung
zu nennen. Nur ein Land fehlt: man hat auf
die in russischen Museen aufbewahrten Reste
römischer Kultur und auf noch nachweisbare
römische Reste am Schwarzen Meer verzichtet.
Zum erstenmal ist auf dieser Ausstellung auch
versucht worden, die römische Frühzeit durch
Dokumente sichtbar zu machen. Meist stan-
den für frührömische Ereignisse nur Belege
durch sehr seltene, teilweise Unica darstellende
Münzenreliefs zur Verfügung. Diese Münzen
hat man in Gips vergrößert, so daß die Szenen
wirklich sichtbar werden. Den größten Wert
legte die Ausstellung naturgemäß auf die Dar-
stellung des Umschwungs der römischen Hal-
tung im Zeitalter der römischen Cäsaren. Man
hofft, daß die Schau in ein Museum umgewan-
delt wird, sobald die Ausstellung ihre Pforten
schließt. Projekte sind vorhanden und man
beabsichtigt, die jetzige Ausstellung dann im-
üier weiter ergänzen und durch nun alle noch
fehlende Einzelheiten vervollständigen zu kön-
nen. Entscheidungen über ein solches Museo
dell’Impero sind allerdings noch nicht getroffen.

Drucken Dürers sind noch zu nennen ein
prachtvolles „Totenkopfwappen“ und eine
ebensolche „Große Fortuna“, beide auf Papier
mit dem Wasserzeichen der hohen Krone.
Ferner sechs herrliche Madonnenstiche, dabei
die seltene „Madonna mit der Meerkatze“, ein
„Schweißtuch von zwei Engeln gekrönt“, eine
„Kupfersticli-Passion“ von der gleichen unge-
wöhnlich hohen Qualität. In der schönen
Holzschnittserie prachtvolle Probedrucke aus
den Folgen und früheste Drucke des „Abend-
mahls“ und der „Enthauptung der Katharina“.
Unter den Rembrandts steht eine „Landschaft
mit Hütte und Heuschober“ an der Spitze, auf
Lilienwappenpapier. Ferner prachtvolle Drucke
des „Selbstbildnisses mit Saskia“, des „Triumph
des Mardochai“, des „Todes der Maria“, des
„Jan Lutma“ u. a. Ganz ungewöhnlich ist
ein Werk der feinen Radierungen Adriaen
van Ostades, das nicht weniger als 20 der ge-
suchten Aetzdrucke und Frühdrucke in meist
köstlich tonig gedruckten Exemplaren auf-
weist. Eine weitere Spezialsammlung sind
kolorierte frühe Holzschnitte aus meist deut-
schen Inkunabeln und Holzschnittbüchern des
frühen 16. Jahrhunderts, das Beste davon zwei
ungewöhnliche Folgen der Passion und der
Apostelmartern von Cranach, Geschenkexem-
plare in prächtigem frischen Kolorit mit Gold
und Silber gehöht. Im übrigen gibt es seltene
Kleinmeister, schöne holländische Porträts des
17. Jahrhunderts, Original-Radierungen von
Claude Gellee, eine Anzahl früher und selte-
ner italienischer Stiche u. v. a. Der größere
Teil dieses Kataloges stammt aus der Kupfer-
stichsammlung König Friedrich August II. zu


Salomon van Ru isdae I, Der Valkhof bei Nijmwegen, die alte Kaiserpfalz Karls des
Signiert datiert 1647. Ausstellung: Galerie Abels, Köln a. Rh.

Großen am Waal
(Foto Abels)

Dresden, ein anderer wesentlicher Teil aus
dem Vermögensbestand einer westdeutschen
wissenschaftlichen Stiftung.
Amsterdam, 23.—25. Nov.
Ein weiterer Teil der umfangreichen Samm-
lungen des verstorbenen Herrn A. W. M. Men-
sing, umfassend Kunstgewerbe, Miniaturen,
Möbel, Skulpturen u. dgl., wird am 25.—27. No-
vember durch die Fa. Mensing & Sohn
versteigert. Das interessante und überaus viel-
fältige Material dürfte das Interesse der Samm-
ler finden. Neben Miniaturen des Mittelalters
findet man Papyros-Rollen von historischer
Bedeutung, neben französischen und italie-
nischen Möbeln mit alten Bezügen deutsche
Automaten und Uhren des 16. und 17. Jahr-
hunderts, neben Stein- und Bronze-Skulpturen
aller Zeiten Waffen, Wiener und deutsche Por-
zellane, Schmuck und Ostasiatica.

Wien, 19.—20. Nov.
In der nächsten Versteigerung des Doro-
t h e u m s dürften insbesondere die Plastik-
Bestände aus dem Besitz des verstorbenen
Prof. A. J. Fischer-Salzburg besonderes In-
teresse wachrufen. Das Hauptwerk, in einem
Ausschnitt von uns in Nr. 42/43 abgebildet,
eine anbetende Muttergottes, die von Kieslin-
ger mit guten Gründen als eigenhändige Ar-
beit Michael Pachers in Anspruch genommen
wird. Daneben weitere alpenländische Ma-
donnen der Spätgotik von hervorragender
Qualität, ein Salzburger St. Florian um 1485,
eine tiroler Marienkrönung um 1475 und an-
dere bedeutende Stücke. Umrahmt werden
diese Bestände von kunstgewerblichen Arbei-
ten, Gemälden und Viennensien.
Wien, 23. Nov.
Bei Gilhofer & Ranschburg wird
am 23. November die Sammlung Carl Wida-

kowich versteigert, ein beziehungs- und ab-
wechslungsreiches Ganzes, in dessen Mittel-
punkt die Romantik und das Biedermaier mit
einer Reihe bester Meisterwerke steht. So
dürfen genannt werden eines der seltenen
Praterbilder von Waldmüller, mehrere Ar-
beiten von Rudolf und Jakob Alt, frühe Bilder
von Führich und Danhauser, Werke von
Amerlin, Schwind, Kriehuber und Ranftl und
einige hervorragende Werke des 18. Jahr-
hunderts, voran drei Gemälde von Norbert
Grund und zwei Altarblätter von Kremser-

LITERATUR
Hans W. Singer, Neuer Bildniskatalog. Bd. I: Aber—
Dzialynski. Personen 1—4702, Bildnisse 1—8890.
Verlag Karl W. Hiersemann, Leipzig 1937. Leinen-
band VIII und 363 S. Gr. 8. Preis 45 RM.
Wer jemals als Forscher oder Herausgeber die
Schwierigkeiten und in vielen Fällen Unmöglichkeit der
Feststellung und Beschaffung von Bildnissen vergangener
und zeitgenössischer Größen und Tagesberühmtheiten
kennen gelernt hat, wird diese Fortsetzung vom „All-
gemeinen Bildniskatalog" desselben Verfassers als ein
außerordentliches, verdienstvolles Unternehmen und un-
entbehrliches wissenschaftliches Hilfsmittel begrüßen.
Während Singers vielbändiger erster Katalog graphische
Bildnisse aus zwanzig deutschen öffentlichen Sammlungen
erfaßt, wird hier der hauptsächliche Bildnisbestand in
europäischen und überseeischen Ländern erschlossen. Von
den Galeriekatalogen und den Bildniswerken der letz-
ten Jahrzehnte an bis zu den das wichtigste Material
bergenden Jahrgängen illustrierter Zeitungen ist ein
schier unermeßlich scheinendes Quellengebiet benutzt
worden. Eine übersichtliche Anordnung und alle nötigen
Verweisungen, auch auf den „Allgemeinen Bildniskata-
log", gebietet über diese gewaltige Fülle von Namen,
Daten, Darstellungen, Standorten usw., wie viele Stich-
proben ergeben, in einer so zuverlässigen Art, daß die

Neuerwerbungen des Hetjens-Museums in Düsseldorf


Die Abteilung deutscher Fayencen im Het-
jens-Museum der Kunstsammlungen der Stadt
Düsseldorf, die bekanntlich durch die Erwer-
bung der Sammlung ().
Riesebieter, Oldenburg,
bedeutend vergrößert
wurde, erhielt in den
letzten Monaten wieder-
um einige neue Stücke,
die wegen ihrer Bedeu-
tung wohl allgemeinere
Beachtung verdienen. Un¬
ter diesen befindet sich
der Enghalskrug aus der
Sammlung Erzherzog
Ludwig Viktor mit der
Pinienmarke, der als eine
frühe Augsburger Ar¬
beit angesehen wird. Die
bedeutendste Neuerwer-
bung ist aber zweifellos
ein kleiner Tisch mit
einer Fayenceplatte, die
mit einer köstlichen
Blumenmalerei verziert
ist. Am oberen Rand
der Platte ist in einem
von Palmzweigen ein¬
gerahmten und von
der Kurfürstenkrone be-

und gehört zu den besten von ihm bekannten
Schöpfungen. Das Stück ist dadurch beson-
ders interessant, daß es auf der Rückseite voll

platte mit Signatur J. G. Fliegei. 50 : 40 cm'
des Hetjens-Museums, Düsseldorf
(Museums-Foto)

Fayence-Tisch
Neuerwerbung

krönten Feld der Glückwunsch „Vivat CT“
gemalt. Das gibt die Berechtigung anzu-
nehmen, daß es sich bei dem Tischchen um
ein Geschenk an den Kurfürsten Carl Theodor
von der Pfalz handelt. Die in Muffelfarben
ausgeführte Malerei auf der Platte ist ein
Werk des bekannten Malers J. G. Fliegei

bezeichnet ist mit dem Namen des Malers und
der Jahreszahl 1771. Ueber dieses wertvolle
Werk, das für die Kenntnis der badischen
Fayence-Manufakturen von größter Bedeutung
sein dürfte, wird das Museum eine ausführ-
lichere wissenschaftliche Darlegung veröffent-
lichen.

Firma D. Katz Dieren

bei Arnheim (Holland)
Spoorsiraat 35-37

la Meisterwerke des 17. Jahrhunderts
italienische und flämische Primitive
Ständig wechselnde Ausstellungen
 
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