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DIE WELTKUNST

Jahrg. XI, Nr. 48 vom 5. Dezember 1937

Nachrichten von Überall

Auszeichnung deutscher
Kunst in Paris

Die deutsche bildende Kunst, die auf der
Weltausstellung Paris 1937 zum erstenmal seit
der nationalsozialistischen Machtergreifung
repräsentativ vor einem Weltforum im Aus-
lande in Erscheinung trat, konnte einen beson-
ders eindrucksvollen Erfolg für Deutschland
erringen. Das Preisgericht der Weltausstellung
hat nicht weniger als fünfzehnmal seine
höchste Auszeichnung, den Grand Prix, für
deutsche Kunstwerke verliehen. Außerdem


Jacopo Bassa n o, Madonna mit Kind. Um 1540—45
Neuerwerbung des Institute of Arts,
Detroit (Bericht in Nr. 47) (Museums-Foto)

wurden deutschen bildenden Künstlern 10
Ehrendiplome, 19 Goldmedaillen und 18 Silber-
medaillen zugesprochen.
Mit dem Grand Prix wurden ausgezeichnet:
die Architekten Speer, Klotz und Giessler, die
Bildhauer Thorak, Schmidt-Ehmen, Wackerle
und Kolbe, die Maler Adolf Ziegler (zweimal),
Adolf Bühler, B. Dörries und Jacobsen sowie
die Graphiker W. Heise, J. Weiss und Heng-
stenberg.
Neues über
Matthias Grünewald
Wichtige Entdeckungen, zur Lebensge-
schichte Matthias Grünewalds veröffentlicht in
„Forschungen und Fortschritte“ der hallische
Kunsthistoriker und Stadtarchivar Dr. Rolf
H ü n i c k e n. Grünewald war bekanntlich
seit etwa 1515 Hofmaler des Kardinal-Erz-
bischofs Albrecht von Magdeburg und Mainz.
In dieser Eigenschaft ist Grünewald um 1522
nach Halle übergesiedelt, wo sich Kardinal
Albrecht eine neue Residenz geschaffen hatte.
Halle ist damals Schauplatz einer großartigen
Städtebaubewegung und eines blühenden
'Kunstlebens gewesen. Hier vollzog sich in
jenen Jahren die Ausbildung der Renaissance-
kunst Mitteldeutschlands. Zweien ihrer be-
deutendsten Vorkämpfer, dem Schnitzer Ga-
briel Tuntzel und dem Baumeister Hans
v. Schönitz ist Grünewald eng befreundet ge-
wesen. In dem Nachweis, daß sich Grünewald
nach Aufgabe seines Hofdienstes als „Wasser-
kunstmacher“ tatkräftig in den Dienst der
neuen Kunstbewegung gestellt hat, liegt das
wesentlich Neue der Entdeckung Hünickens.
Der bislang als „Einsamer“ betrachtete offen-
bart jetzt Kräfte, die aus seinem Leben und
Schaffen heraus in die Zukunft weisen.

Ein neues Radierverfahren
Wie aus Leipzig gemeldet wird, ist es dem
stellvertretenden Direktor der Leipziger Aka-
demie, Walther Gasch, gelungen, nach mühe-
vollen Vorarbeiten ein neues graphisches Ver-
fahren zu entwickeln, das für Radierungen
und Aetzungen die Kupfer-, Stahl-, Zink- und
sonstige Metallplatten überflüssig macht und
an deren Stelle synthetische Hartharzplatten
— geschichtete und gehärtete Kunstharz-, Hart-
Gemälde erster Meister
aus 4 Jahrhunderten
Galerie August Kleucker
Düsseldorf, Blumenstr. 2t (Nähe Köaigsallee)

Bedeutende Gemälde
17. bis 19. Jahrhundert zu kaufen gesucht.
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GALERIE G. PAFFRATH
Düsseldorf, Königsallee 46

papier- oder Hartgewebetafeln — verwendet.
Versuche haben ergeben, daß die neue Technik
jede künstlerische Behandlung von den fein-
sten Strichlagen bis zur stärksten Strichfüh-
rung zuläßt und daß beim Druck selbst hauch-
dünne Zeichnungen auch bei hoher Druck-
auflage nichts von ihrer Frische einbüßen.
Ein Wasserzeichen-Archiv

Museums - Stiftungen
in London
Lady de Gex hat dem Victoria & Albert-
Museum in London ihre Sammlungen von
Capo di Monte-Porzellanen und von Miniatu-
ren und Wachsarbeiten überwiesen, der Natio-
nalgalerie ein großes Gemälde von Coello und
eine Anbetung von Annibale Carracci.

In Mönchweiler bei Villingen (Baden) hat
Dr. Karl Theodor Weiß (früher Rechtsanwalt)
seit Kriegsende ein Wasserzeichen-Archiv an-
gelegt. Es dient in erster Linie der Erforschung
der Wasserzeichen, dann aber auch der Er-
forschung ddfe Papiers und seiner Geschichte.
Die Sammlung der Wasserzeichen umfaßt die
Zeit von 1500 bis 1850, also bis zum Aufkom-
men der Papiermaschinen. Dr. Weiß hat bis
jetzt 80 000 verschiedene Wasserzeichen fest-
gestellt. Er kennt auch sämtliche 2000 Papier-
mühlen, die Deutschland aufzuweisen hatte,
des weiteren rund 1500 in Frankreich, Holland,
Italien, Oesterreich, in der Schweiz und in
Spanien.
Museums-Tagung
Der Internationale Museumsverband hat
beschlossen, seine nächste Hauptversammlung
im Sommer 1938 in Kassel abzuhalten.
Pariser Notizen
In der Galerie R. Gerard wurde eine
umfangreiche Ausstellung von Gemälden von
Forain eröffnet.
Im Zuge der Arbeiten zur Neugestaltung
des Louvre — einzelne Abteilungen sind be-
kanntlich bereits in ihrer neuen Form zugäng-
lich — ist jetzt die Grande Galerie mit der
Abteilung der Gemälde in Angriff genommen
worden.
Unter den wenigen Versteigerungen von
größerer Bedeutung interessierte die der
Sammlung Prinzessin Aymon de Fau-
cignv-Lucinge durch das Nattier-
Bildnis der Mme. de Mailly, das mit
600 000 ffr. geschätzt war. Nach einem
kurzen Kampf zwischen einem ameri-
kanischen Museum und einigen fran-
zösischen Händlern wurde das Bild
für 460 000 ffr. an Me Bellier für
Rechnung eines französischen Samm-
lers zugeschlagen.
Die albanischen
Ausgrabungen
Nach dem Tode Prof. Ugolinis
sind die Ausgrabungen in Albanien
durch Prof. Pirro M a r c o n i weiter-
geführt worden und haben nun nach
viermonatigem Arbeiten recht gute
Resultate ergeben. Man hat sich Bu-
tririto zum Gegenstand genommen
und in den vier Monaten sind drei
Ausgrabungsgruppen durchgeführt
worden. Die erste Gruppe legte ein
Stadttor des 4. vorchristlichen Jahr-
hunderts mit anschließenden Mauer-
resten griechischen Ursprunges frei.
Die anderen beiden Gruppen haben
römische Bauten aus dem 1. Jahr-
hundert nach Chr. freigelegt. Es han-
delt sich um Thermen, die neben
den technischen Anlagen für die Bä-
der zahlreiche dekorative Elemente
und einige kleine Statuen, darunter vornehm-
lich eine Bronzebüste, die den Herakles dar-
stellt, und eine Frauenfigur lokaler Herstel-
lung wiederschenkten. Die Funde an grie-
chischen und römischen Inschriften sind sehr
reich.
Schenkung an die Wiener
Nationalbibliothek
Frau Lilli Schalk, die Witwe des General-
musikdirektors und Bruckner-Schülers Franz
Schalk, hat der österreichischen National-
bibliothek in Wien die in ihrem Besitz befind-
lichen Manuskripte Anton Bruckners — Dritte
und Achte Sinfonie, F-moll- und B-moll-Messe
— überlassen.

Amerikanische Nachrichten
Kansas City. Die William Rockhill Nelson
Gallery konnte soeben die voll bezeichnete
Marmorstatue eines „Johannes des Täufers“
(Höhe 175 cm) von Tiziano Aspetti erwerben.
Es ist die einzige, in Amerika befindliche
Großplastik dieses hauptsächlich als Bronze-
bildner tätigen venezianischen Bildhauers des
späten 16. Jahrhunderts.
Philadelphia. Im Pennsylvania Museum
findet gegenwärtig die größte bisher in USA.
veranstaltete Daumier-Ausstellung statt.
Brooklyn. Das Brooklyn Museum erwarb
soeben einen bedeutenden ägyptischen männ-
lichen Torso des Alten Reichs.
Cleveland. Eine wichtige Bereicherung
seiner asiatischen Sammlungen erfuhr das
Museum of Arts durch die Erwerbung einer
indischen Buddha-Stele der Pala - Periode
(9. Jahrhundert).
Ein Museum im Schloß
zu Tarascon
Im Schlosse zu Tarascon, einem der schön-
sten Beispiele spätgotischer französischer Pro-
fanarchitektur des 15. Jahrhunderts, wird ein
Museum eingerichtet werden, das sich im be-
sonderen der Pflege proven^alischer Kunst,
Geschichte und Volkskunst widmen soll.

Zur historischen Bildkunde
Die Frage, wie die Bebilderung geschicht-
licher Veröffentlichungen erfolgen soll, ist von
großer Wichtigkeit. Es ist nicht mehr an-
gängig, daß historisch ungenaue oder gar
falsche Bilder verwendet werden. Vielmehr
sollen nur Bilder gebracht werden, die ent-
weder Dokumente sind, die also von Zeitge-
nossen geschaffen wurden, oder Anschauungs-
bilder, die von Künstlern gemeinsam mit dem
Forscher geschaffen werden. In allen Fällen
muß jeder, der Bilder verwendet, sich bewußt
sein, daß er nicht leichtfertig, ohne auf den
historischen Wert zu achten, vorgehen darf.
Denn das Bild prägt sich leichter ein als das
geschriebene Wort, und einmal eingewurzelte



falsche Vorstellungen sind nur schwer wieder
zu beseitigen. Voraussetzung für eine solche
Arbeit ist aber, daß das Bildmaterial dem
Forscher, dem Verleger wie dem Schriftleiter
leicht zugänglich gemacht wird. Dr. Werner
Schultze (Leipzig) schlägt deshalb („For-
schungen und Fortschritte“) die Errichtung
bildkundlicher Zentralarchive vor, die das vor-
handene Material kritisch erfassen und dem
Bildbenutzer nachweisen. Dabei steht der
historische Wert des Bildes in diesem Falle
vor der künstlerischen Bedeutung. Denn es
handelt sich nicht darum, künstlerische Er-
scheinungen festzuhalten, vielmehr ist das Er-
eignis oder die Persönlichkeit maßgebend.
Eine einheitliche Bestandsaufnahme nach die-
sen Grundsätzen könnte sowohl der reinen
Forschung wie der Volksbildung wertvolle
Dienste leisten.
Schwäbische Künstler
In sämtlichen Räumen des Stuttgarter
Kunstgebäudes ist die umfangreiche Ausstel-
lung „Schwäbische Künstler“, gewissermaßen
die Fortsetzung der früheren „Neuen Sezes-
sion“ in beträchtlich erweiterter und verän-
derter Form, eröffnet worden.

Personalien
Toni Stadler, dem bekannten Münchener Bildhauer,
1888 als Sohn des Malers Toni von Stadler geboren,
wurde der Villa Romana-Preis für 1938 verliehen.
Prof. Carl Ch. Lörcher erhielt soeben eine plan-
mäßige Professur für Bau- und Siedlungswesen an den
Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte
Kunst in Berlin-Charlottenburg.
Philip A. de Laszlo.. der auch in Deutschland be-
kannte Gesellschaftsmaler britischer Nationalität und un-
garischer Herkunft, ist am 24. November in London im
Alter von 68 Jahren gestorben. Sein eleganter Pinsel
hat die Chronik der letzten drei Jahrzehnte in un-
zähligen Bildnissen führender Persönlichkeiten festge-
halten.
Prof. Leopold Blauensteiner, der bekannte Wiener
Maler, ist zum Präsidenten des Wiener Künstlerhauses
gewählt worden.
Ottilie W. Roederstein, die deutsch-schweizerische
Malerin, ist im 79. Lebensjahre gestorben. Ihre Geburts-
stadt Zürich verlieh ihr 1902 ehrenhalber das Schweizer
Bürgerrecht. Ottilie W. Roederstein hat in Berlin bei
Karl Gussow und in Paris bei C. Duran und J. J. Henner
studiert. Sie wirkte lange in Frankfurt a. M., wo der
Mareesjünger Pidoll ihr Ateliernachbar war und Hans-
Thoma, Albert Lang und Fritz Boehle zu ihrem Kreise
gehörten. Die Malerin, die in Paris auch mit van Gogh
bekannt wurde, hat sich besonders als Porträtistin her-
vorgetan.
Eero Järnefeld, der bedeutende Landschafts- und
Figurenmaler Finnlands, ist 74 Jahre alt in Helsinki g©'
storben. Als vielseitiger Künstler hat er mit Albert Edel-
feld und Axel Gallen-Kallela, die vor ihm heimgingen,-
den Ruf der finnländischen Kunst begründet.

Vorträge
Dr. Paul Mahlberg hielt in der Berliner Staat-
lichen Kunstbibliothek einen Lichtbildervor-
trag über ,,D as Eisen in Kunst, Handwerk
und Industri e". Ein historischer Rückblick stellte
den mit der Zeit der preußischen Befreiungskriege ver-
knüpften Eisenguß in den Mittelpunkt der Betrachtungen.
Ein besonders reiche's Bildmaterial veranschaulichte die
Wirkungen, die dem Eisen in den handgeschmiedeten
Portalen und Geländern aus der hohen Zeit unserer
Kunst eigen ist. Erweiterte Anwendungsgebiete für di©
Eisenverarbeitung, die mit der Industrialisierung auf-
kamen, und Stahlkonstruktionen, welche die Entwicklung
moderner Bauformen beeinflußten, wurden charakterisiert-
An Autobahnbrücken, Architekturen und maschinell her-
gestellten Gebrauchsgegenständen veranschaulichte der
Vortragende schließlich den Einklang von Zweckmäßigkeit
und schöner Gestaltung. Auf die Bedeutung des Ex-
Portes in der Stahl- und Eisenindustrie für das Ansehen
deutscher Kultur wurde nachdrücklich hingewiesen.
Dr. Friedrich Matz, der Kunsthistoriker der Universi-
tät Münster, behandelte in der Berliner Verein''
gung der Freunde antiker Kunst den an-
tiken Goldschmuck. Da eine grundlegende Darstellung
über dieses riesige und schwer zu übersehende Stoff
gebiet noch nicht vorliegt, gab der Vortragende
Hand eines erstaunlich vielseitigen Lichtbildmaterials irT
großen Zügen eine vergleichende Entwicklungsglie^e
rung, in der auch die wichtigen Fragen der Vorstufe11
behandelt und Zusammenhänge vorsichtig angedeut®^
wurden. Die Ausgeglichenheit des Schmuckes in der
klassischen Epoche erschien in scharfem Gegensatz
den Früh- und Spätstufen griechischer Schmuckkunst.
dem Charakteristischen der Formen ergaben fleh DaLl
tungen, die dem Hörer ein eindringliches Bild vergab
genen Lebens und der antiken Kunst vermittelten.

Johannes Schulz
Spezia -Photograph
für :
Werke bildender Kunst. Repro-
duktionen nach Gemälden, Pla-
stiken,Kupferstichen,Möbeln etc.
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Atelier: Berlin W 35, Lützowstraße 83 V.'11
Fernruf: 21 0916

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Verantwortlicher Schriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch, Berlin-Charlottenburg, und C. A. Breuer, Berlin-Grunewald. — Vertretungen im Inland: Düsseldorf: Dr. M. A. Stommel, Wilhelm-Kfein-
straße 6. Hamburg: A. Alexander, Dillstr. 6. München: Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstr. 92, Tel.: 35 674. — Vertretungen im Ausland: Amsterdam, Budapest, Krakau, London, Neapel, Paris
(Pariser Büro: Directeur Dr. J. J. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16 e; Tel.: Jasmin 18-90), Wien. — Erscheint im Weltkunst-Verlag, Berlin W 62. — Druckaufl. III. Quartal: 2408.— Zuschriften sind an die Direktion der Welt-
kunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Paul Nowotny. Abdruck von Artikeln
nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des
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