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DIE W E L T K U N S T

Jahrg. XI, Nr. 51/52 vom 19. Dezember 1937


wurden S. 1750.— bezahlt. Der Preis für ein
Paar Louis XVI-Leuchter schnellte von
S. 150.— auf S. 1250.— empor.
Die Preise für Antiquitäten und Gemälde
haben sich in den letzten Jahren stabilisiert.
Besonderer Vorliebe erfreuten sich bei den
Wiener Bildersammlern seit jeher die Hollän-
der des 17. Jahrhunderts. Daneben findet mit
der 5 erbreiterung der Forschung die öster-

J. B. Reiter, Mädchenbildnis
Wien, Neumann & Salzer
(s. Bericht: ,,Wiener Kunstleben")
reichische Gotik erhöhtes Interesse. In erster
Linie sind es die staatlichen Museen, die auf
diesem Gebiet als Käufer auftreten. So hat
das Wiener Kunsthistorische Museum vor kur-
zem aus dem Besitz von Stift Wilten den be-
rühmten gotischen Altarkelch samt der relief-
geschmückten Patene und zwei Altartafeln
des Michael Pacher (letztere durch die Spende
eines Wiener Kunstfreundes) erworben. Eine
weitere Tafel gelangte in den Besitz des Inns-
brucker Ferdinandeums.
Eine Ausstellung alter Kunst, die manches
interessante brachte, war der Lukas-Galerie

zu danken, in deren Schau italienischer Ba-
rockmalerei die Vedutenmalerei des 18. Jahr-
hunderts besonders gut vertreten war. Die
Ausstellung Schweizer Kunst im Wiener
Künstlerhaus gab einen Querschnitt durch
deren Entwicklung seit Hodler, mit diesem
(dessen dekorativer Monumentalstil für seine
Epoche richtunggebend wurde) und dem auf
Bauernmalerei ihm nach-
eifernden Buri, dem no-
blen und farbenfreudigen
Amiet, dem glutenden
Mystiker Lauterburg und
dem ausgeglichenen Groll-
plastiker II. Haller als
Höhepunkten. Von star-
kem Interesse waren
auch die auf dem Gebiet
der Malerei unter den
österreichischen Nach-
folgestaaten führenden
Ungarn, die gleichfalls
im Künstlerhaus ihre
Arbeiten zeigten. Sie er-
wiesen an Meistern, wie
an dem Courbet und
Leibi nahestehenden Mun-
käcsy, dem Impressioni-
sten Szinyei-Merse und
dem linearen Rippl-
Ronai den Zusammen-
hang der künstlerischen
Entwicklung Ungarns mit
der Kunst des Westens,
wobei man immer wie-
der, besonders in der
Kunst der letzten Jahr-
zehnte, bei Csök, Ivänyi-
Grünwald, A. Bernäth,
Szönyi, Egri, Medveczky,
u. a. m., im Stimmungs-
haften des Inhalts, der
Form und der satten,
leuchtkräftigen Farbe
das nationale Element
sich durchsetzen sah.
Ein imposanter Ueber-
blick über die bauliche
Neugestaltung Italiens
durch die fascistische
Regierung wurde in der
Secession geboten.
Kollektionen älterer Wiener Meister gab es
in der Neuen Galerie, wo man einen Ueber-
blick über Romakos Werk erhielt und bei
Neumann & Salzer, wo der kraftvoll lebendige
Bildnismaler J. B. Reiter zum erstenmal kol-
lektiv vorgeführt wurde. Die letztere Schau
gehörte zu den nachhaltigsten Ausstellungs-
erfolgen dieses Jahres. Von neueren öster-
reichischen Künstlern waren O. Kokoschka
(Oesterr. Museum für Kunst und Industrie)
und Kubin (Albertina), ferner A. Wickenburg
(Würthle) mit Sammelausstellungen vertreten.
St. P.-N.

dem Gebiet der

(Foto J, Scherbl

Zwei neue Museen in Hannover

1.) Wilhelm Busch-Museum
Die Wilhelm Busch-Gesellschaft
hat in ihrem neuen Heim, dem alten „Stadt-
direktor-Haus“ am Raschplatz, das 1852 von

der Oberhofmeisterin v. d. Decken erbaut und
jetzt von der Stadt Hannover zur Verfügung
gestellt worden ist, ihre wertvollen Sammlun-
gen der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht


Heinrich von Zügel, Schafherde (1886). Galerie Wimmer, München

(Foto Gal. Wimmer)

und hier ein wirklich lebendiges „Volks-
museum“ geschaffen. Aus den reichhaltigen
Beständen des „Busch-Archivs“, das heute be-
reits 754 Gemälde und Zeichnungen (einschließ-
lich der Bildergeschichten), 800 Manuskripte
und andere Handschriften, 457 Abschriften,
544 Bände und Einzeldrucke, 566 Werke und
Zeitschriften mit Artikeln über den Meister
sowie unzählige persönliche Erinnerungen an
ihn und sein Schaffen birgt, ist hier alles
Wesentliche aus dem unerschöpflichen Lebens-
werk unseres niedersächsischen Malerdichters
und lachenden Philosophen in chronologischer
Folge sinnvoll und übersichtlich geordnet zur
Schau gestellt.
2.) Schloßmuseum Herrenhause n
Das Herrenhäuser Schloß, bis 1866 die be-
rühmte Sommerresidenz des Hannoverschen
Fürstenhauses, das noch im Besitz des Herzogs
zu Braunschweig und Lüneburg verblieben ist,
wurde anläßlich der Wiedereröffnung des
„Großen Gartens“ zu einem Museum umge-
staltet und von seinem Besitzer für öffentliche
Besichtigung freigegeben. Das Schloß, das
seine heutige Gestalt in den Jahren zwischen
1680 und 1714 erhielt, gehört zu den schönsten
Profanbauten des norddeutschen Barock. Mit
der alten Inneneinrichtung des Schlosses
sind jetzt auch die Hauptbestände aus dem
welfischen Familienmuseum, das bisher im
„K a v a 1 i e r h a u s“ notdürftig untergebracht
war, mit seinen zahllosen Andenken an die
Mitglieder des Dynastengeschlechtes zweck-
mäßig vereinigt und auch viele Gemälde aus
der historischen Porträtgalerie des Welfen-
liauses nach hier überführt worden. Dadurch
ist Schloß Herrenhausen, das nicht mehr be-
wohnt wird, zu einem ausgesprochenen „Wel-
fen-Museum“ geworden, das dazu dienen soll,
dem Besucher beim Durchschreiten dieser


Bildnis der Catharina v. Canstein
aus dem von ihr angelegten Stammbuch. Oel auf Perga-
ment. Ausstellung: Kassel, Hessisches
Landesmuseum. (Museums-Fotol

historischen Zimmer und Säle fast 200 Jahre
vaterländischer Geschichte, soweit sie sich in
der Geschichte und den Lebensschicksalen des
hannoverschen Herrscherhauses hier wider-
spiegelt, greifbar nahe vor Augen zu führen.
Dr. H. Rinne b ach

Ausstellungen

Im Hessischen Landesmuseum in
Kassel wird eine Ausstellung aus „Kurhes-
sischen Familien“ gezeigt. Eine Fülle von kul-
turgeschichtlichem, heraldischem und genea-
logischem Material ist zusammengetragen wor-
den: Einzel- und Familienbildnisse, Stamm-
bücher, Ahnentafeln, Wappenproben auf Bild-
nissen, Textilien und Möbeln und ancleres.
Im Mittelpunkt steht
das aus westfälischem
Adelsbesitz entliehene
Stammbuch der Catha¬
rina von Canstein (s. Ab-
bildung), das über 150
zum Teil hervorragend
gemalte Porträts aus
dem hessischen und
westfälischen Adel ent¬
hält (von etwa 1570 bis
1680). Das in einzelne
Blätter zerlegte Stamm-
buch kann in Deutsch-
land als ein Unikum
gelten, dem wohl kaum
etwas Aehnliches an die
Seite zu setzen ist. Wei¬
ter nehmen die be-
deutendsten hessischen
Künstler- und Gelehr¬
tenfamilien aus dem 18.
und 19. Jahrhundert
einen großen Raum ein.
Die Böttner, Nahl. Ro¬
bert, du Ry und Grimm
sind in Bildnissen meist
mehrere Generationen
hindurch vertreten. Bei
den Grimms ist die
künstlerisch begabte De-
scendenz bis zur heuti¬
gen Generation wieder-
gegeben. Wir sind über
das Familienleben beiden
Grimms und den mit
ihnen verwandten und befreundeten Familien
der Hassenpflugs, Arnims, Guaitas und Bren-
tanos durch die Arbeiten des Kasseler Aka-
demieprofessors Ludwig Emil Grimm aufs
beste unterrichtet. Mit stets wacher, liebevol-
ler Beobachtungsgabe hat er alles ihm Wich-
tige in zahllosen Zeichnungen und Aquarellen
festgehalten. In großen Klebebänden wird
dieser Schatz heute von seinen Erben verwahrt.
Die Malerdynastie der Tischbeins, die aus
Haina bei Wildungen stammt, beherrscht den
Hauptsaal der Ausstellung. Johann Heinrich
Tischbein d. Ae. ist unter anderem durch das
große Familienbild aus der Berliner National-
galerie (s. Abbildung) vertreten, das künftig
im Barocksaal des Deutschen Museums einen

Ehrenplatz erhalten wird. Von ihm ist ebenso
ein bisher nur aus der Literatur bekanntes
lebensgroßes Familienbild — der Maler mit
seinen beiden Töchtern — aus dem Jahr 1774,
das als Leihgabe aus französischem Kunsthan-
del erstmalig in Deutschland zu sehen ist. Wei-
tere Familienbilder von verschiedenen Tisch-
beins sind als Leihgaben aus den Galerien von

Darmstadt, Düsseldorf, Dessau, dem Frank-
furter Goethemuseum und aus Privatbesitz
zusammengekommen. v. L e p e 1
Museum für Deutsche
Volkskunde Berlin
Am 5. Dezember eröffnete das Museum für
Deutsche Volkskunde im Schloß Bellevue in
Berlin eine Sonderschau „Gebäck, Spielzeug
und Brauchtum der Weihnachtszeit“. Diese
kleine Ausstellung erhält dadurch besondere
Bedeutung, daß Gebäcke aus alten Formen
des Volkskundemuseums hergestellt worden
sind und vom Besucher käuflich erworben
werden können. Der Verkauf des Backwerks

Johann Heinrich Tischbein d. Ae., Der Künstler mit seinen beiden
Töchtern und Schwiegersöhnen. Leihgabe der Nationalgalerie, Berlin. Aus-
stellung, Kassel, Hessisches Landesmuseum (Museums-Foto)


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