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DIE WELTKUNST

Jahrg. XI, Nr. 51/52 vom 19. Dezember 1937

Nachrichten von Überall

Hallorenmuseum in Halle
In Halle wurde kürzlich das Museum der
Halloren eröffnet, das mit kostbaren Erinne-
rungsstücken und Dokumenten einen Einblick
in die tausendjährige Geschichte einer der tra-
ditionsreichsten deutschen Gilden des Mittel-
alters vermittelt. Da hängen an den Decken
noch Fahnen von Kämpfern aus dem dreißig-
jährigen Krieg und an den Wänden lehnen
Schwerter, die bei der Verteidigung der alten
.Salzstadt Halle geschwungen worden sind. Eine
Vitrine mit bunten formenschönen Gläsern
legt von dem Kunstsinn der Halloren Zeugnis
ab. Zwar werden die bis heute erhaltenen
reichen Silberschätze der Halloren in den Pan-
zerräumen der Reichsbank in Halle auf-
bewahrt, um sie vor unersetzlichem Verlust zu
bewahren, doch zeigt das Museum zahlreiche
Abbildungen dieser Kostbarkeiten, deren ge-
schichtliche Bedeutung auch von den Halloren
selbst schon früh erkannt worden ist.
Der Lenbach-Preis 1937
Am Geburtstage Franz von Lenbachs wurde
in München wiederum in feierlicher Weise von
Oberbürgermeister Reichsleiter Fiehler der
Lenbach-Preis für das beste Bildnis des Jahres
verliehen. Träger dieses zweiten Lenbach-
Preises ist Prof. Carl Bloss für ein Damenbild-
nis, das von der Stadt München angekauft
wurde.
Japanische Kunst
und Kulturgegenstände
Die viel zu wenig bekannte, vor zehn Jah-
ren von Rudolf Otto begründete Religions-
geschichtliche Sammlung in Marburg a. d. L.
zeigt augenblicklich in Gemeinschaft mit dem
Universitätsmuseum eine Sonderschau „Japa-
nische Kunst und Kultgegenstände“. Im näch-
sten Jahre soll die Sammlung endgültig ihren
Platz im alten Landgrafenschloß finden.
Die Bibliothek
Comte Greffulhe
Die Versteigerung der Bibliothek des be-
kannten Sammlers Comte Greffulhe durch
Me Ader und M. Giraud Badin (Galerie Char-
pentier, 9. Dezember) war ein großer Tag der
Bibliophilen. Das Gesamtergebnis: I lOOOOOffr.;
höchster Preis: 216 000 ffr. für Watteaus
„Oeuvre gravee" in einem schönen Exemplar
mit 202 Tafeln. 78 000 ffr. wurden für Fene-
lons „Aventures de Telemaque“ von 1790 mit
den 24 Originalzeichnungen von Marillier be-
zahlt, 51 000 ffr. für die Fabeln von Lafontaine
(1755) mit Stichen von Oudry, 47 000 ffr. für
die Originalausgabe von Marmontels „Contes
moraux“ und 42 500 ffr. für 57 Illustrations-
vorlagen von Cochin.
Holländische Kurznachrichten
Von dem lachenden Kinderköpfchen von
Frans Hals (in nicht genanntem Privat-
besitz), das auch auf der Haarlemer Frans
Hals-Ausstellung zu sehen war, bringt die nie-
derländische Postverwaltung zugunsten der
Kinderhilfe eine Briefmarkenreihe in der Wie-
dergabe des vortrefflichen Malers und Grafi-
kers Pyke Koch heraus. Von dem Bilde sind
noch drei schwächere Wiederholungen (Mu-
seum Dijon, frühere Sammlung Lehmann,
Paris, ungenannter Privatbesitzer) bekannt.
Das Wagnis, die Hauptwerke des
Reichsmuseums durch Wiedergabe im
Film einem großen Publikum näherzubringen,
hat der niederländische Regisseur Otto van
Neyenhoff mit großem Erfolg unternom-
men. Natürlich werden auch Aufnahmen des
Archivs, der Bibliothek, des Restaurierungs-
ateliers und insbesondere die Sicherung der
„Nachtwache“ vor Feuersgefahr durch Versen-
kung im Boden, gezeigt.
Der 350. Geburtstag von Hollands größtem
Dichter Joost van den Vondel wird u. a. mit
einer Anzahl Vondel-Ausstellungen in ver-
schiedenen Städten des Landes gefeiert.
Im Rotterdamer Boymans-Mu-
s e u m bietet eine umfangreiche Schau des Wer-
kes des zu Rotterdam geborenen, doch jahr-
zehntelang in dem belgischen Kempen arbeiten-
den Malers Jacob Smits (1856—1928) Ge-

Gcmiilde erster Meister
aus 4 Jahrhunderten
Galerie August Kleucker
Düsseldorf, Blumenstr. 21 (Nabe Königsallee)

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GALERIE G. PAFFRATH
Düsseldorf, Königsallee 46

legenheit, den stark verkannten Meister, der
eine tief innerliche Natur mit sehr persönlichen
Ausdrucksmitteln war, nach Gebühr schätzen
zu lernen. Eines seiner Hauptwerke gelangt,
dank der Freigebigkeit des bekannten Samm-
lers und Maezens D. G. van Beuningen in den
bleibenden Besitz des Museums.

Hügel-Urne, stark irisierend. China, Han-Epoche
Ausstellung: China-Bohlken, Berlin
Der Kunstmarkt Italiens
Bekanntlich hatte die Italienische Kunst-
handelsfederazicne als Neuheit in dem ver-
gangenen Jahre erstmalig anläßlich der Stradi-
vari-Feiern von Cremona eine Altkunstmesse
organisiert. Ueber die Ergebnisse dieser Messe
hat jetzt die Künsthandelsfederazione in Rom
beraten und auf Grund der detaillierten Be-
richte der Organisationskommission ist be-
schlossen worden, diesen Typ der Veranstal-
tungen regelmäßig in jedem Jahre mit
wechselndem Ort zu wiederholen. Das Unter-
nehmen in der Gesamtheit ist als gelungen
bezeichnet worden; das Prinzip der kontrol-
lierten Erzeugnisse und der festgesetzten
Preise hat sich als richtig und vertrauen-
schaffend erwiesen; die Auflehnung einiger
unverständiger Kunsthändler gegen das
Prinzip kann als niedergeschlagen betrachtet
werden. Es sind noch keine Veröffentlichun-
gen gemacht worden, wo in dem kommenden
Jahre die Kunstmesse stattfinden wird. Wenn
die Messe von Cremona sich vornehmlich das
Thema Kunst des 19. Jahrhunderts gestellt
hatte, so will man auch in der Wahl des Ob-
jektes im kommenden Jahre eine Aenderung
eintreten lassen. Es ist beabsichtigt, den Me-
chanismus dieser Märkte so einzuspielen, daß
bei der Weltausstellung 1941—42 der italie-
nische Kunsthandel eine wirklich über-
zeugende und nur gesichtetes Material zeigende
Kunstmesse veranstalten kann; die Weltaus-
stellung soll beweisen, daß nach wie vor der
italienische Kunstmarkt einer der wichtigsten
in Europa ist.
Preise moderner Gemälde in
Paris
Am 8. Dezember versteigerte Me Bellier in
Paris eine Sammlung moderner Gemälde, von
der einige Preise angemerkt zu werden ver-
dienen. Bei einem Gesamtresultat von 363 000
ffr. für 73 Nummern erzielten ein Bild von
Pissarro 47 000 ffr. (Taxe: 30 000 ffr.), ein
„Strand von Trouville“ von Boudin und ein
Akt von Renoir je 30 000 ffr., eine andere

Landschaft von Boudin 17 200 ffr. und Gemälde
von Segonzac, Utrillo, Vlaminck und Friesz
9500, 7800, 7000 und 8000 ffr.
Die Briefe Paul Cezannes
Wie aus Paris gemeldet wird, bereitet M.
J. Rewald eine Gesamtausgabe der Briefe des

(206 v. Chr. bis 220 n. Chr.). H. 15,5 cm, Dm. 19 cm
(Foto Schulz)
Malers Paul Cezanne vor. Bekanntlich sind
von dem Briefwechsel des Meisters bisher nur
wenige Stücke in der Zeitschrift „L’Amour de
l’Art“ veröffentlicht worden.
Zollbehandlung
von Kunstwerken bei Einfuhr
nach England
Nach einer Verordnung des Schatzamtes
können Werke der Bildhauerei, ferner hand-
bearbeitete Druckplatten und Abzüge hiervon
(also Kupferstiche, Lithographien und der-
gleichen) von dem bestehenden Einfuhrzoll
für „Skulpturen“ freigestellt werden, wenn der
Direktor der Londoner Täte Gallery beschei-
nigt, daß es sich um „Kunstwerke“, nicht aber
um gewerbliche Erzeugnisse handelt. Der Zoll
bezweckte ursprünglich nur die Beschränkung
der Einfuhr von Grabdenkmälern und ähn-
lichen Erzeugnissen. Die Zivilbehörden hielten
sich aber nach der Fassung des Gesetzes für
verpflichtet, den Anwendungsbereich sehr weit
zu ziehen. Dies hat wiederholt den kulturellen
Austausch mit dem Ausland unnötigerweise ge-
stört und zum Beispiel auch Ausstellungen aus-
ländischer Künstler in England und selbst eng-
lischer Künstler im Ausland erschwert. Ge-
mälde und Zeichnungen waren schon bisher
von der Anwendung der Import Duties Act
ausdrücklich ausgenommen.
Verkauf im Schloß Sully
Die Einrichtung des historischen Schlosses
zu Sully wurde am 26. und 27. November in
Genf durch die Herren Kundig, Laube, Moos,
Martinet und Dick versteigert. Dabei brachte
das Schlafzimmer von Fouche, dem Polizei-
minister Napoleons I., 22 600 schw. fr. — es
trug die Zuschreibung an Jacob, die Bronzen
waren wahrscheinlich von Thomire. Ein ehe-
mals im Besitz des Zaren Alexander I. befind-
liches Bett von Desmalters mit Bronzen von
Thomire, das dem Zaren 1815 von der Stadt
Paris geschenkt wurde, erzielte 5350 sfr., eine
Ansicht von Venedig von Guardi 11 050 sfr.

Pieter Saenredam
im Rotterdamer Museum
Wir wir bereits im Sommer mitteilten, wird
im Museum Boymaus in Rotterdam gegen
Weihnachten eine Ausstellung von Gemälden
und Zeichnungen des feinen und seltenen
Künstlers Pieter Jansz. Saenredam (1597 bis
1665) eröffnet. Verschiedene Museen und Pri-
vatsammler in Holland und im Auslande (z. B.
die Glasgow Art Gallery, die Pinakothek in
München, die Albertina in Wien und das Kup-
ferstichkabinett in Berlin, das Museum der bil-
denden Künste in Leipzig) haben ihre Mitwir-
kung versprochen. Es werden auf dieser ersten
großen Ausstellung des Meisters ungefähr 80
Werke zu sehen sein. Die Ausstellung wird
wahrscheinlich bis 1. Februar 1938 dauern.
Amerikanische Nachrichten
New York. Die Frick Collection erwarb
soeben das lange im Besitz der Familie befind-
liche Bildnis der Gräfin Daru von J. L. David
aus dem Jahre 1810. Die Dargestellte, Frau
eines napoleonischen Beamten, ist vor allem
durch Stendhal, der ein Vetter ihres Mannes
war, bekannt geworden.
Ottawa (Kanada). Nachdem erst kürzlich
die Museen in Worcester und Toledo Werke
von Piero di Cosimo erwerben konnten, ge-
langte jetzt eine weitere Arbeit des Meisters
„Vulkan und Aeolus als Lehrer des Hand-
werks“ (ehern. Slg. Lord Lothian, Dalkeith,
Schottland) in die National Gallery of Canada.
Zwei Meisterwerke
niederdeutscher Plastik
Die Restaurierung der Rathausfassade in
Beckum hat es ermöglicht, daß zwei Skulptu-
ren, ein Sebastian und ein Stephanus, die bei
einer Restaurierung des 19. Jahrhunderts in
schwindelnder Höhe, unsichtbar dem Auge des
Beschauers angebracht, von einem dicken Oel-
firnis-Anstrich befreit und in ihrem ursprüng-
lichen Zustand in Augenhöhe wiederaufgestellt
werden konnten. Es handelt sich um zwei Ar-
beiten, die dem Uebergang der Spätgotik zur
Renaissance angehören und vermutlich im Um-
kreis des Münsterschen Bildhauers Henrik
Brabender gen. Baldensnyder entstanden sind.
San Lorenzo in Mailand
wird restauriert
Die bedeutendste frühmittelalterliche Kirche
Mailands und der Lombardei, die Basilika San
Lorenzo, soll einer durchgreifenden Restaurie-
rung unterzogen werden. Mussolini selbst hat
zu den Kosten einen Betrag von einer halben
Million Lire bereitgestellt.
Bayerische
Numismatische Gesellschaft
Die von Professor Dr. Max Bernhart, dem
Direktor der staatlichen Münzsammlung in
München, geleitete Gesellschaft blickt in die-
sem Jahre auf ihr 50jähriges Bestehen zurück.
Sie pflegt außer der bayerischen in erster Linie
die antike Münzkunde. F-
Personalien
Dr. Franz Hofmann, der Leiter der Städtischen und
Lenbachgalerie in München, wurde in das Propaganda-
ministerium nach Berlin berufen, wo er der Abteilung für
lebende Kunst vorstehen wird. Er wird sein Amt bereits
am 1. Januar antreten. F.
Prof. Dr. Josef August Beringer.- der bekannte ba-
dische Kunsthistoriker,, ist im Alter von 76 Jahren ge-
storben. Aus Nieder-Rimsingen bei Freiburg stammend,
wirkte Beringer Jahrzehnte lang bis zu seinem Tode in
Mannheim, über dessen Bedeutung als kurpfälzische
Kunstzentrale im 18. Jahrhundert, zur Zeit Carl Theodors,
viele Forschungsarbeiten von ihm erschienen sind. Von
reichen Kenntnissen zeugt seine Geschichte der badi-
schen Malerei (1770—1920). Das grundlegende Werk
über Wilhelm Trübner in den ,,Klassikern der Kunst", so-
wie zusammenfassende Betrachtungen über Thoma, Lugo,
Schönleber, Bühler u. a. bewahren ihm den Namen eines
Streiters um deutsches Kulturgut. Df. K. O.

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Verantwortlicher Schriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch, Berlin-Charlottenburg, und C. A. Breuer, Berlin-Grunewald. — Vertretungen im Inland: Düsseldorf: Dr. M. A. Stommel, Wilhelm-Klein-
Straße 6. Hamburg: A. Alexander, Dillstr. 6. München: Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstr. 92, Tel.: 35 674. — Vertretungen im Ausland: Amsterdam, Budapest, Krakau, London, Neapel, Pa r 1 s
(Pariser Büro: Directeur Dr. J. J. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16e,- Tel.: Jasmin 18-90), Wien. — Erscheint im Weltkunst-Verlag, Berlin W 62. — Druckaufl. III. Quartal: 2408.— Zuschriften sind an die Direktion der Welt
kunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Paul Nowotny. Abdruck von Arti e n
nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich es
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