Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 17.1924

DOI Artikel:
Schmarsow, August: Die reine Form in der Ornamentik aller Künste, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3619#0133
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
III.
Die reine Form in der Ornamentik aller Künste.

Von
August Schmarsow.

II. Malerei.

a) Graphik.
Von der Mimik wenden wir uns zur Malerei, oder genauer zu-
nächst zu dem Sondergebiet, das wir heute Graphik, noch enger
Zeichnung zu nennen pflegen; denn eben diese Griffelkunst vermag
am ehesten mit der stummen Beweglichkeit des Ausdruckslebens unseres
eigenen Leibes zu wetteifern. Und da wir dort von dem wertvollen
Inhalt ausgegangen sind, wollen wir auch hier denselben Weg ein-
schlagen. Deshalb beginnen wir mit der Illustration, die solchen Inhalt
einer Dichtung zu veranschaulichen sucht, und demgemäß selbst der
zeitlichen Darstellungsform der Poesie getreulich zu folgen bemüht
sein mag, so daß sie auch darin, bis zu gewissen Grenzen freilich,
mit der Mimik übereinkommt. — Als lehrreiches Beispiel wählen wir
die Dante-Illustrationen des Sandro Botticelli, eines noch
eng mit dem geistigen Erbe der Gotik verwachsenen Renaissance-
Malers, der sich durch ganz außerordentliche Begabung für mimische
Ausdrucks werte der menschlichen Gestalt hervorhebt1). Uns stehen
freilich nur die wenigen Proben zur Verfügung, die dem Neudruck der
göttlichen Komödie, übersetzt von Karl Streckfuß, für den Volksverband
der Bücherfreunde im Wegweiser-Verlag (Berlin 1921) beigegeben sind;
aber diese genügen schon in bescheidener Auswahl, hier das Wesen
aufzuzeigen, in das wir hineinblicken möchten. Je mehr wir dabei auf
das Gemeinsame zwischen allen Künsten zurückgehen, desto selbst-
verständlicher empfiehlt sich die gleichzeitige Beobachtung der poetischen
Quelle des Inhalts und des bildenden Künstlers, der ihrer Eigenart
eine so kongeniale Natur entgegenbringt. Es muß also nicht nur er-
laubt sein die Stelle des Gedichts, die illustriert wird, im Wortlaut
heranzuziehen, sondern diesen Auszug aus dem Text auch so ge-

') Vergleiche Schmarsow, Gotik in der Renaissance, Stuttgart, Ferdinand Enkes
Verlag 1921, S. 71.

Zeitschr. f. Ästhetik u. allg. Kunstwissenschaft. XVII. 9
 
Annotationen