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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 17.1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.3619#0302
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298 BESPRECHUNGEN.

Fragen geführt hat. Olschki scheint mir sogar geneigt, diese Anregungen zu unter-
schätzen und ihm ein allzu großes Maß von selbständiger Verarbeitung der bruch-
stückweise aufgenommenen Erkenntnisse der Perspektive, Proportionslehre und
anderer mehr zuzuerkennen. Doch erübrigt sich hier ein näheres Eingehen auf das
Verhältnis seiner Kunsttheorie zur italienischen, dessen Klärung inzwischen durch
E. Panofsky wesentlich gefördert worden ist, auf den der Verfasser selbst in einer
Anmerkung hinweist.

Berlin. ----------------- Oscar Wulff.

Kurt Witte, Der Bukoliker Vergil. Die Entstehungsgeschichte einer römischen
Literaturgattung. Stuttgart 1922.

Eine Schrift über den Bukoliker Virgil, die sich als Entstehungsgeschichte einer
römischen Literaturgattung ankündigt, und, wie wir gleich aus den ersten Worten
der Vorrede erfahren, nur ein aus der Not der Zeit entstandener Ersatz für ein
dickes Buch ist, das den ersten Band einer Poetik der hellenistisch-römischen Dich-
tung bilden sollte; man hat wohl ein Recht, seine Erwartungen recht hoch zu span-
nen und ein wenig enttäuscht zu sein, wenn die Erfüllung ausbleibt. Was die
Schrift wirklich gibt, ist im wesentlichen nur die Wiederaufnahme eines in der Haupt-
sache nicht neuen Gedankens, des Versuches, die Komposition der zehn bukolischen
Gedichte Virgils und die ihrer griechischen Vorbilder auf einen Zahlenschematismus
zurückzuführen, der schon in den graphischen Darstellungen des Verfassers nicht
gerade den Eindruck überwältigender Überzeugungskraft macht, bei genauer Prü-
fung neben einigen wenigen beachtenswerten Beobachtungen so viel Willkür in der
Gedankengliederung und in der Annahme von angeblich beabsichtigten Gleichmäßig-
keiten zeigt, daß man dem Verfasser beim besten Willen nicht folgen kann. Von
dem, was die Leser dieser Zeitschrift an Virgils Hirtendichtung interessieren könnte,
dem vielen Fremdartigen, das sie für unser heutiges ästhetisches Empfinden hat,
vor allem ihrer völligen Abhängigkeit von einer fremden Dichtung in Inhalt und
Form, Charakteren und Stimmung, Situationen und Staffage, in den Gedanken und
selbst in den kleinsten Einzelheiten des Wortlautes, von ihrem feinen Reiz und ihrer
hohen künstlerischen Vollendung, von dem Stilcharakter, der sie einheitlich durch-
dringt, von den inneren und äußeren Bedingungen ihres glänzenden Erfolges, der
den bis dahin fast unbekannten Verfasser von zehn kurzen Gedichten mit einem
Schlage zum ersten Dichter seiner Zeit gemacht hat, von alledem ist in der Schrift
nicht die Rede.

Berlin. ----------------- Max Rothstein.

Viktor Basch, Etudes d'esthe'tique dramatique. Premiere Serie: Le theätre
pendant une annee de guerre. Paris, Libraire Francaise 276 S.
Der Professor der Ästhetik und allgemeinen Kunstwissenschaft an der Sorhonne
Dr. Viktor Basch, auch in der Gelehrtenwelt Deutschlands wohlbekannt durch eine
geistreiche Darstellung von Kants Ästhetik und eine überkritische Kritik der Poetik
Schillers, hat während des Krieges das Referat des Pariser Theaters für die Zeit-
schrift »Le Pays« übernommen — nach seiner Vorrede ein noch ungewöhnlicheres
Unternehmen für einen französischen als für einen deutschen Hochschullehrer. Aber
V. Basch hat nicht umsonst über dreißig Jahre lang mit seinen Studenten drama-
tische Werke aus allen Kulturschichten unter die Lupe genommen: er hat sich über
das innerste Wesen der Bühnenkunst und über die Bedingungen ihrer Wirkung klar
zu werden und damit eine feste Grundlage für die Betrachtung des gegenwärtigen
Theaters zu gewinnen versucht. Und zwar sieht er in der Dramatik vor allem die
 
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