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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 11.1916

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Dyroff, Adolf: Zur Geschichte des Kontrastgesetzes
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https://doi.org/10.11588/diglit.3817#0008

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ZUR GESCHICHTE DES KONTRASTGESETZES.

viel dazu beitrage, die »Idee der Schönheit« in uns auszubilden. Die
Schönheit des Tages oder des Sommers werde nur unvollkommen
erkannt ohne die Schrecken der Nacht oder des Winters. Die häß-
lichen Frauen seien eine »Folie« der schönen; auch der Juwelier gebe
dem schönsten Brillanten seine Folie, der Maler verwende den »Kon-
trast« der Gestalten. Wenn Fielding boshafterweise behauptet, den
»komischen« Pantomimen gingen »ernsthafte« voran, weil die komi-
schen für sich langweiliger seien als vieles andere und somit nur durch
den Superlativ von Langweiligkeit, nämlich die ernsthaften Pantomimen
schmackhaft gemacht werden könnten, so ist darin doch das Wesen
des Kontrasts erfaßt.

Soviel ich bis jetzt sehen kann, ist dies das erste Mal, daß ein
Theoretiker des Schönen die Wichtigkeit des ästhetischen Kontrastes
nachdrücklich und gleichsam ex professo lehrt. Verwunderlich ist es
nicht, daß gerade das achtzehnte Jahrhundert die »Entdeckung« machte;
mit demselben Rechte, mit dem man es das pädagogische Jahrhundert
nennt, könnte es das ästhetisierende heißen. Dazu kommt die Vor-
liebe jener Zeit für isolierende Behandlung der Fragen und besonders
für psychologische Dinge; gegen Ende des Jahrhunderts erkennt La-
voisier, der Chemiker, die verschärfende Wirkung des optischen Kon-
trastes von Dunkel gegen Hell. Und daß nun eben ein Engländer es
war, der — wenn auch in seiner Art — auf die Sache kam, ist eben-
falls kaum befremdlich. Seit Locke war ja der Boden für solche Be-
trachtungen fruchtbar genug und seit der Schule von Cambridge und
seit Shaftesburys Untersuchungen der Sinn für eine Theorie des Schönen
lebendig x).

') Man sieht, eine genauere Abhandlung über Fielding verlohnt sich. Ob ihm
wohl der XIV, 1 erwähnte Bysshe (Edward Bysshe? S. Saintsbury, A history of
aitkism II, 1902, S. 426 ff.) viel bot?
 
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