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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 11.1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.3817#0089

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84 BESPRECHUNGEN.

weil die stärkere Heranziehung und Verwertung des überreichen Forschungsbetriebes
vielfach Gelegenheit geboten hätte zu einer Übetprüfung, Weiterführung und Be-
richtigung der ursprünglichen Aufstellungen, die vor zehn Jahren ihren inneren
Rechtsgrund hatten, heute jedoch zum Teil veraltet anmuten. Demnach erscheint
das Büchlein in seiner neuen Gestalt der Originalausgabe gegenüber jedenfalls nicht
als ein Fortschritt, sondern eher als ein Rückschritt. Wir dürfen aber vielleicht die
Hoffnung hegen, daß eine kommende Auflage das diesmal Versäumte nachholen
wird; denn es wäre sehr schade, wenn unter einer Staubwolke diese kleine Schrift
allmählich verschwinden würde, die durch die leicht faßliche und mit pädagogischem
Geschick angeordnete Darstellung in hohem Maße dazu berufen scheint, eine ganze
Reihe nützlicher Erkenntnisse zu vermitteln.

Rostock. Emil Utitz.

M. Hamburger. Das Formproblem in der neueren deutschen Ästhe-
tik und Kunsttheorie. Heidelberg 1915, Carl Winters Universitätsbuch-
handlung. 8°. X und 159 S.

In dieser sauber gearbeiteten, Menzer gewidmeten Schrift finden sich die Form-
theorien der neuesten Ästhetik (mit Rückblicken auf Kant, Hegel, die beiden Vischer,
Zimmermann, Hebbel, Fechner, Semper) in Gruppen zusammengestellt. Das erste
Kapitel behandelt die psychologischen und physiologischen Voraussetzungen des
ästhetischen Eindrucks, das zweite den Formalismus und die Gefühlsästhetik, das
dritte die über diesem Gegensatz errichteten Synthesen, die Einfühlungstheorie und
den Stil. Von den psychologischen Voraussetzungen spricht Hamburger wesentlich
in der Absicht zu zeigen, daß auch die Psychologie am Formproblem interessiert
ist. Unter der Überschrift: »Die physiologischen Voraussetzungen (als optisches
Problem)« werden neben Helmholtz seltsamerweise auch Robert Vischer und Fiedler
behandelt, dagegen — leider — die Untersuchungen von Schumann, Bühler, Jaensch,
Katz u. A. gar nicht erwähnt. Im Kapitel »Formalismus« ist sachgemäß von Hilde-
brand und Cornelius die Rede, nur hätte ich hier eine einläßlichere Kritik gewünscht,
denn ein Buch, das ausschließlich dem Formproblem gewidmet ist, müßte gerade
diese Theorien sehr gründlich durchforschen. Es folgt eine Zusammenstellung von
Lehren Hegels, F. Th. Vischers, Hebbels, Witaseks, Cohens, die aus nicht ganz
klaren Gründen mit dem Gesamttitel »Die Gefühlsästhetik« versehen ist. Zu den
»Synthesen auf erkenntnistheoretischer und psychologischer Grundlage« rechnet Ham-
burger namentlich die Arbeiten von Jonas Cohn und Meumann, bei der Theorie der
Einfühlung werden außer Lipps und Volkelt auch Stern, Geiger, Hamann, beim
»Problem des Stils« Semper und Wölfflin behandelt.

Im einzelnen ist alles recht ordentlich und fleißig. Doch fehlt dem Verfasser
(vorläufig, denn vermutlich ist er ja Anfänger) die Gabe, die wirklichen Zusammen-
hänge der verschiedenen Lehren und ihre begrifflichen Beziehungen zueinander klar-
zulegen. Das Buch ist eine Vorarbeit. Zunächst sollten einmal die auf den ver-
schiedenen Kunstgebieten neuerdings vorgenommenen Untersuchungen über das
Formproblem sinnvoll und kritisch zusammengestellt werden; dann wird mit Hilfe
einer solchen Übersicht und auf Grund der Hamburgerschen Schrift die Aufgabe
gelöst werden können.

Berlin. Max Dessoir.

Handbuch der Kunstwissenschaft. Herausgegeben von Burger-München
in Verbindung mit Brinckmann-Karlsruhe, Curtius-Erlangen, Diez-Wien, Egger-
Graz, Herzfeld-Berlin, Hildebrandt-Berlin, Jantzen-Halle, Leidinger-München,
 
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