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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 11.1916

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BESPRECHUNGEN. 345

L. v. Pastor, Die Stadt Rom zu Ende der Renaissance. Freiburg i. Br.,
Herder, 1916. XVIII u. 135 S. mit 102 Abbildungen und einem Plan.

Wie das Vorwort besagt, ist vorliegende Schrift ein Sonderabdruck aus (dem
6. Bande) der »Geschichte der Päpste« des Verfassers: ausgestattet mit Illustrationen
und versehen mit Verbesserungen und Erweiterungen (die dem Verfasser von Chr.
Hülsen zukamen).

Die Schrift will ein Bild der Stadt Rom zu Ende der Renaissance geben und
zwar »auf Grund von zeitgenössischen Berichten, Zeichnungen und Stichen«: sie
hat in der Hauptsache topographischen Charakter; der reiche Stoff ist nach den
Rioni (Stadtviertel) und ihren Straßen gruppiert.

Als Quelle nennt der Verfasser in erster Linie die Zeichnungen und Skizzen
des Marien van Heemskerck, eines Schülers des Jan van Score!, der — wie manch
anderer aus dem Norden — studienhalber (1532—1535) in Rom weilte: er schuf
»große und kleine Ansichten Roms, seiner Hügel, antiken Monumente, Ruinen,
Kirchen, Paläste, Statuenhöfe und antiken Gärten, durch ihre Genauigkeit unschätz-
bare Blätter von hohem historischen und archäologischen Wert. Fast immer vor
den Gegenständen selbst entstanden, geben sie mit gewissenhafter Treue, ohne
Zusätze und Verschönerungen, alles so wieder wie es damals war«. Ein großer
Teil davon ist im Berliner Kupferstichkabinett erhalten. Verlorengegangenes findet
sich in den Stichwerken des Hieronymus Cock von 1551 und 1561 als Vorlage be-
nutzt. Außerdem haben sich mit Heemskercks Oeuvre« auch Zeichnungen eines
bis jetzt unbekannten niederländischen Künstlers von Bedeutung vermischt (S. 2).
Neben Heemskerck nennt der Verfasser besonders Hendrik van Cleve, dessen
»etwas trockene, aber durch ihre Treue ausgezeichnete Veduten Theodor Galle ge-
stochen« hat. Als bedeutsame literarische Quelle kommen in Betracht vor allem
die Aufzeichnungen des Frankfurter Rechtsgelehrten Johann Fichard (aus dem Jahre
1535): »Die flüchtigen, an Ort und Stelle in lateinischer Sprache niedergeschriebenen
Notizen waren nicht zur Veröffentlichung bestimmt, wodurch ihr Wert erhöht
wird . . . Als echter Gelehrter genießt er die Herrlichkeiten Italiens nicht, sondern
studiert sie.« .

Der in sich wertvolle topographische Kern der Schrift ist vielfach umrahmt von
kulturhistorischen Angaben: z.B. über den eigentlichen Mittelpunkt des Lebens im
Rom der Renaissance (S. 32 f., 56), in seiner Verschiebung gegenüber dem der
republikanischen und kaiserlichen Zeit (S. 103 ff.); über die Sammelpunkte des
geistigen, besonders des literarisch-künstlerischen Lebens (S. 32, 47, 53, 54, 56, 86,
90); über Sammlungen von Manuskripten und Büchern und über gute Bibliotheken
(S. 62; 16, 84). Und anderes mehr.

An dieser Stelle aber interessieren besonders die unmittelbar kunstgeschicht-
lichen Notizen: es seien einige gegenständlich ausgehoben. Das »Speculum Ro-
manae Magtiificentiac«, eine Serie von Stichen, die der im Kunstblatthandel seiner
Zeit führende Verleger A. Lafrery zusammenstellte, bildet »eine der wichtigsten
Quellen für die Kenntnis der Antikenschätze des damaligen Rom« (S. 4). Eine
Statistik, »ausgezeichnet durch die größte Genauigkeit«, nahm 1550 Ulisse Aldro-
vandi auf (S. 16, 131) und in Fichards oben genannten Aufzeichnungen findet sich
die »erste vollständige und wohlgeordnete« Beschreibung der Antikensammlung
des Statuenhofes des vatikanischen Belvedere (S. 16). Aus Fichard ist auch mit
besonderer Deutlichkeit »das Schwankende bei Beurteilung der Reste des Altertums,
das Überwiegen des antiquarischen Interesses über das Kunstverständnis« sowie
auch die Tatsache »einiger höchst auffallender Irrtümer über hervorragende Werke
der Renaissance« zu erkennen: eine Charakteristik (S. 4), die der Verfasser noch
 
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