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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 11.1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.3817#0356

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BESPRECHUNGEN. 351

wickeiteren Zustand ausweist. Um aber ganz sicher »das Primäre dieser Erschei-
nungen« (sc. der oben genannten Naturphänomene und ihrer Darstellung) »heraus-
zufinden, diese gleichsam an ihrer Wurzel zu packen«, berücksichtigt der Verfasser
(S. 63—65) noch B. 120 als »Vorläufer der Apokalypse« (auch B. 2), um von hier
aus zu visieren auf B. 61 und 64 und dann schließlich noch von dem dabei — nach
seiner Meinung — gewonnenen Standpunkt aus auf B. 73. Wir glauben aber: es
ist ihm nicht gelungen, zwischen B. 120 (B. 2) und B. 61, 64 einen so engen Zu-
sammenhang aufzuzeigen, daß der Verfasser ohne petitio principii folgern (S. 65)
kann, der Weg von diesen Vorstudien zur »Apokalypse« d. h. von B. 120 und B. 2
zu den Erscheinungen von B. 73 führe notwendigerweise erst .. . über B. 62, 63
und 64. Die Stellung der Holzschnitte wie B. 62, 64 berührt eben doch zu sehr
den Nerv des Beweisganges, als daß man auch im Hilfsbeweis B. 73 wieder als
Gegenpol von B. 62 und 64, und das eben im Sinne der These des Verfassers,
sehen (S. 65) möchte. Und doch gewinnt erst darin der Beweisgang seinen Ab-
schluß. Indes bleibt der Versuch des Verfassers auch für den Fall, daß er sein
Ziel nicht erreicht, interessant: der Versuch, sein Thema, von dem er anfangs meinte,
es bestehe die »Gefahr, daß der tatsächliche Gewinn an neuen positiven Resultaten
nur innerhalb bescheidener Grenzen sich hält« (S. 9), für solche Fragen auszuwerten:
'n rebus magnis et voluisse sat est.

Aber noch einer anderen Auffassung des Verfassers, der er auch ein besonderes
Gewicht beilegt, kann, wie wir glauben, die Zustimmung nicht in vollem Maße gewährt
Werden. Er schreibt nämlich: »Richtig eindringen in Geist und Wesen dieser Holz-
schnittkunst Dürers wird erst derjenige, der sich darüber völlig Rechenschaft ge-
geben hat, wieviel gerade Dürers Holzschnitt dem Kupferstich verdankt . ..« (S. 33).
So sehr wir die Einzelnachweise in dieser Hinsicht (S. 26, 33, 56, 58, 60, 68) be-
achten, so scheint uns doch das Gesamturteil zu viel zu besagen.

Nachdem wir so unsere kritischen Bedenken vorgebracht haben, möchten wir
es nicht unterlassen, ein Wort A. Rosminis anzufügen: »Non mi e mal paruto.con-
venevole distruggere senza edificare«. Unsere Kritik sollte, soweit sie es vermag,
nur sachliche Förderung bedeuten.

Zu dem, was eingangs positiv hervorgehoben wurde, sei noch nachgetragen,
daß der Verfasser im großen (S. 12, 26, 68, 70 f.) und im kleinen (S. 26, 56, 63,
66 f., 68, 69) Dürers Entwicklung innerhalb des Rahmens seines Themas verfolgt.
Ebenso sei noch hingewiesen auf historische Partien wie die über die Nimbus-
bildung (S. 25 ff., 27 f., 53, 68 f.).

Gelegentlich (S. 73, Anmerkung 2) setzt der Verfasser hinter R. Vischers Hin-
weis auf die Darstellung der untergehenden Sonne (sc. bei Dürer) die Frage: wo?
Ließe sich nicht denken, Vischer habe dabei das Lichtphänomen in der sogenannten
Melancholie (B. 74) oder etwa auch die (allerdings aufgehende) Sonne in »Christus
erscheint der M. Magdalena als Gärtner« aus der kleinen Passion (B. 47) im Auge
gehabt?

Einige Druckfehler: in der Bezeichnung von B. 2 (S. 65, Z. 3 [v. o.]) muß es
heißen: Simsoti; für B. 94 (S. 69, Z. 1 [v. u.] ist statt der Bezeichnung: Auferstehung,
als sachlich-theologisch richtiger zu wählen: Himmelfahrt; auf S. 70, Z. 1 [v. o.]
"iuß für B. 65 stehen 56.

Die Ausstattung der Schrift ist in allem mit Geschmack dem Gegenstand ange-
paßt (nur, daß die Seitenzahlen in der Breite zwischen zwei Strichelchen gesetzt
sind, stört etwas den sonst diskret intendierten ästhetischen Eindruck). Die beige-
gebenen Tafeln haben über die Begleitung des Textes hinaus selbständigen Wert.
Wem die Kunst etwas Liebes und Wertes ist, wer nach einem Weg fragt und
 
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