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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 14.1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.3620#0412
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408 BEMERKUNGEN.

schon ihrerzeit, als dem christlichen Gefühl nicht genügend, im allgemeinen abge-
lehnt wurden.

Selbst eine so sinnige Lösung wie das französische Mantelmotiv, wo die drei
göttlichen Personen mit einem einzigen Mantel bekleidet erscheinen, wodurch das
Dreifache in dem Hervorquellen der göttlichen Personen aus dem faltigen Gewoge
des Mantels angedeutet wird, konnte sich keine dauernde Volkstümlichkeit erwerben.

Das populäre Dreieinigkeitsbild wurde: Gottvater in kaiserlich päpstlichem
Ornat, Gottsohn als Erlöser, der Heilige Geist als Taube. Also eine Verbindung
von Bild und Symbolik; aber wenigstens für die beiden ersten göttlichen Personen
eine alles Unnatürliche meidende Vermenschlichung.

Das Ergebnis ist folgendes: Für das Übernatürliche muß zur künstlerischen
Verkörperung eine natürliche Erscheinungsform gefunden werden. Abweichung von
der Natur, Erfindung mehrköpfiger Wesen und dergleichen wirkt nicht über-, sondern
bloß unnatürlich, und ist überdies auch meist aus ästhetischen Gründen verwerflich.
Aber ebenso wird auch das Hereinziehen von Stimmungen, Lichteffekten leicht zur
Klippe, die selbst von den größten Meistern nicht immer glücklich umschifft wurde.

Schließlich bleibt jeder Versuch auf diesem Gebiet problematisch und — letzten
Endes überflüssig. Denn was die Kunst über das Göttliche zu sagen hat, dazu be-
darf sie keiner neu zu schaffenden Typen.

»Was sichtbar ist, das ist zeitlich. Was aber unsichtbar ist, das ist ewig.«
(2. Kor. 4, 18.)

Das Göttliche, das Geistige, das Ewige — es ist der Kunst Ziel; aber das Zeit-
liche, das Körperliche, das Menschliche ist der einzige Weg dazu.
 
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