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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 27.1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14172#0106
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92

BESPRECHUNGEN.

unverständlich. Von der ganzen mühseligen Erörterung bleibt nicht viel mehr zu-
recht bestehen, als daß die Malweise des Bildes, wie der meisten des vierten Stils,
weicher und breiter ist als z. B. die mehr zeichnerische Durchbildung der o. e.
Opferszene.

An den besprochenen drei Musterbeispielen glaubt der Verfasser mittels der
Wölfflinschen Begriffspaare die Unterschiede der drei Stilarten festgestellt zu haben,
sie sollen jedoch erst durch Häufung der Fälle ihre volle Bestätigung finden. Allein
wenn es schon nicht leicht war, solche Proben hervorzusuchen, auf die sich diese
Grundbegriffe anscheinend sämtlich anwenden lassen, so will die Rechnung bei dem
weiteren Versuch, die bedeutendsten Denkmäler nach demselben Gesichtspunkt den
Dekorationsstilen einzuordnen, noch weniger aufgehen. Die Tatsachen, die im ein-
zelnen nicht verkannt werden, führen gleich bei einem Hauptfalle des zweiten Deko-
rationssystems keineswegs zu einem eindeutigen Ergebnis. Von den Bildern aus der
Casa del Citarista lassen sich diesem Stil nur die schlafende Bacchantin und die
«Ares-Aphroditeszene» zusprechen (und zwar nach W. seiner Endstufe), während
das Parisurteil alle Merkmale des dritten aufweist und der sich mit ihm berührende
Bittgang sowie das Ledabild, das von Furtwängler demselben, von anderen dem
zweiten Stil zugerechnet wurde, einen Übergangsstil vertreten sollen. Da liegt es
wohl näher, die Unterschiede aus dem Stilcharakter der zugrunde liegenden Vor-
bilder zu erklären und mit E. Pfuhl die mangelnde stilistische Übereinstimmung
zwischen Bildern und Dekoration zu folgern, wenn auch zugegeben werden darf,
daß allen Bildern die gleiche schlanke Gestaltbildung und auch die (impressioni-
stische?) Malweise gemein ist, weil sie von derselben Hand oder doch von derselben
Werkstatt ausgeführt wurden. Für die römischen Fresken des Farnesina- und des
Liviahauses behauptet der Verfasser vollkommene Stileinheit, bei den ersteren je-
doch nur nach Aussonderung der bewußt archaisierenden weißgrundigen Bildtafeln.
Auch vermag er die strengere (aus dem Vorbild erklärliche) Bildgestaltung der
loszene im Vergleich mit dem Galateabilde des Palatin nicht zu leugnen. So bleiben
als Beispiel völliger Übereinstimmung mit dem (zweiten) Dekorationsstil höchstens
die Malereien der Villa von Boscoreale übrig. Die Beurteilung der Wandgemälde
des dritten Dekorationsstils stützt sich auf die Tatsache, daß hinsichtlich ihrer
schon mehr Einigkeit besteht. Aber wenn schon die hier zusammengestellte Haupt-
reihe nicht alle an der Opferszene aus dem Hause des Spurius Mesor (s. o.) ge-
wonnenen Bestimmungen erfüllt — mehrfach zeigen sie stark verkürzte Tierfiguren
und keine strenge Raumschichtung —, so ist Wirth vollends genötigt, einzelne, wie
das Heraklesbild des Narkissoshauses und die Theseuroszene sowie den Empfang
der Kentauren aus dem des Flavius Rufus, wegen des „Ineinander der Figuren und
Farben" oder der Tiefenhaftigkeit und Beleuchtung wegen, die er allerdings der
Restauration zugute schreibt, dem vierten Stil zuzurechnen oder aber denen aus
dem Kentaurenhause mitsamt der Dekoration eine Zwischenstellung anzuweisen.
Erst gegenüber den Bildern aus dem Hause des tragischen Dichters, die doch alle
der sie umschließenden Dekoration vierten Stils entsprechen sollten, ringt sich
der Verfasser zur Erkenntnis durch, daß ihre erhebliche Verschiedenheit durch die
Vorbilder bedingt sein müsse, wie er das vor allem für das umstrittene Opfer der
Iphigenie mit treffendem stilkritischem Urteil zu begründen weiß, das sich wohl
auch gegen die neueren skeptischen Ausführungen von Curtius aufrecht erhalten
läßt. Man wird auch gelten lassen, daß andere altertümliche Vorwürfe, wie die
Hochzeit des Zeus und Heras (ebenda) oder das Iobild des Macellum sowie die
tiefgründigen figurenreichen Szenen Achills mit Briseis und auf Skyros (im Dios-
■kurenhause), u. a. m. z. B. aus dem Vettierhause innerhalb des vierten Dekorations-
stils eine gleichartige Abwandlung in der Farbengebung und Malweise erfahren
 
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