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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 31.1937

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Baránszky-Jób, Ladislaus: Die gegenwärtigen Probleme der ungarischen Ästhetik
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LADISLAUS BARANSZKY-JÖB

der menschliche Geist nicht den Sieg über die Natur, sondern erlebt
seine eigene Niederlage als Glaubender. Bei Makkai wird die Auto-
nomie der beiden Reiche, die miteinander nicht verwechselt oder ver-
mischt werden dürfen, auch wenn sie sich infolge der Einheit des
geistigen Lebens gegenseitig stützen und auf dem Boden der Phantasie
begegnen können, stark betont. Die Kunst kann die menschlichen Äuße-
rungen des Glaubens anschaulich machen; niemals aber darf sie mit dem
Anspruch einer Glaubenslehre auftreten, als ob sie selbst zu einer Reli-
gion werden könne. Um auf den Glauben eine Wirkung ausüben zu
können, bedarf sie eines außer ihr stehenden Mittels — und das ist der
Glaube selbst.

Wie wir gesehen haben, sind die methodischen Errungenschaften des
subjektiven Idealismus in Ungarn hinreichend verwertet worden. Georg
Bartök, Böhms Nachfolger auf dem Lehrstuhl der Philosophie, zog
die Kunstphilosophie, insbesondere die Intuitionslehre Böhms mit Erfolg
zur Beleuchtung des Wesens der Dichtung Petöfis heran. Er lehrt haupt-
sächlich dies: Der ästhetische Wert stellt seinem Wesen nach etwas
Schöpferisches dar und ist durch den Dynamismus des Geistes gekenn-
zeichnet. Die Ästhetik kann daher als Bewußtsein dieses Wertes nur in
einer solchen Philosophie gründen, die vornehmlich auf die Probleme
des Wertes, der schöpferischen Arbeit des Geistes und deren verschiedene
Formen, sowie auf das Verhältnis dieser Formen zueinander gerichtet
ist. Das System Böhms zeigte sich jedoch nicht geeignet, eine in all-
gemeiner philosophischer Problematik wurzelnde Ästhetik zu schaffen.
Sie blieb ein Monolog in der langen Reihe der aufeinander folgenden
Monologe, die die Geschichte der Ästhetik in Ungarn ausmacht. Erst
nach dem Auftreten Paulers hat sich auch dieser Monolog zum Glied
in einer dialektischen Bewegung verwandelt.

VII.

Akos Pauler bezeichnet subjektiv idealistische Lösungen, wie die
von Böhm und seinen Anhängern als psychologistisch; er steht selbst
auf dem Boden des objektiven Idealismus. Er wurde in Ungarn zum
Bahnbrecher eines Realidealismus, dessen Konsequenzen auf metaphy-
sischem Gebiet von seinem Schüler und Nachfolger an der Budapester
Universität, Freiherrn Bela von Brandenstein, gezogen worden
sind. Als der philosophischen Untersuchung adäquate Methode wird
von Pauler das reduktive Verfahren erkannt, das von den Gegebenheiten
selbst ausgehend, nach den letzten Bedingungen des Verständnisses dieser
Gegebenheiten fragt. Auf diese Weise gelangt Pauler zu den Kategorien.
Während Pauler Sein und Gültigkeit noch voneinander scheidet, fühlt
sich Brandenstein bereits gezwungen, die letzte unumgängliche Konse-
 
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