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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 31.1937

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Baránszky-Jób, Ladislaus: Die gegenwärtigen Probleme der ungarischen Ästhetik
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https://doi.org/10.11588/diglit.14170#0074
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LADISLAUS BARÄNSZKY-JÖB

stehende Gesetzlichkeit begründet. Von der älteren Generation ist Mitro-
vics sozusagen der einzige, der durch eingehende Forschungen auf dem
Gebiet der theoretischen Ästhetik sich ein selbständiges System erarbeitet
hat. Andere konnten, vor allem mangels eines selbständigen Organs für
Ästhetik, ihre Bemühungen nicht zur vollen Entfaltung bringen (E. Ritoök,
L. Fülep). Schließlich beschränkten sich einige Ästhetiker auf die Dar-
stellung ausländischer Systeme, wie z. B. B. Värdai (Croce) und J. Mester
(Gentile). Die „Einleitungen" Paul Pitroffs zur Literaturästhetik
und zur allgemeinen Ästhetik stehen in ihrer Auffassung der neuthomi-
stischen Richtung am nächsten; ihr Realismus ermöglicht jedoch, die
psychophysiologischen Ansichten zu einer herrschenden Rolle gelangen zu
lassen. Die thomistisch orientierte Ästhetik ist in Ungarn noch nicht so
weit „spiritualistisch" vertieft worden, wie im französischen und belgi-
schen Neuthomismus. Noch am stärksten „vergeistigt" in diesem Sinne
sind die kunstphilosophischen Ausführungen von Josef Trikäl.

Für die künftige Entwicklung der ungarischen Ästhetik dürfte die
letzterwähnte Richtung, wie auch die von den italienischen Ästhetikern
vertretene Art des deutschen Idealismus förderlich werden. Zu größtem
Dank ist die ungarische Ästhetik jedoch der deutschen Forschung ver-
pflichtet, die ihre Problematik mit den fruchtbaren Begriffen der inneren
Form und der persönlichen Gestaltung bereichert und durch diese, wie
jedes wahre Meistertum, auf sie befreiend gewirkt hat, im Geiste Nietz-
sches mahnend: „Deine Erzieher vermögen nichts zu sein als deine Be-
freier."
 
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