Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 31.1937

DOI Artikel:
Horn, Heinz: Die Ästhetik Ernst von Lasaulx'
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14170#0291
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE ÄSTHETIK ERNST VON LASAULX'

271

mißverstand, d. h. nicht naturalistisch interpretierte, sondern idealistisch
wendete: daß die künstlerische Betätigung keine Nachahmung der ein-
zelnen Naturdinge sei, sondern als eine Nachahmung der in ihnen ent-
haltenen, sie durchwaltenden ewigen Ideen betrachtet werden müsse.

Die moderne Ästhetik ist seit Fechner sicherlich ganz andere Wege
gegangen, als sie Lasaulx beschritten hat, den man als den letzten syste-
matischen Ästhetiker bezeichnen kann, bei welchem die Ästhetik die zu
Ende gedachte Folgerung einer eigenartigen, gewiß sehr anfechtbaren,
aber andererseits auch wieder großartigen metaphysischen Konzeption
war. Schon deshalb, weil Lasaulx der letzte in einer Reihe der meta-
physischen Ästhetiker der Romantik ist und einsam als Idealist in einer
Zeit hervorragt, die sich der Einzelforschung und dem kalten Empiris-
mus verschrieben hatte, deshalb also, weil er gleichsam ein Binde- und
Mittelglied zwischen der großen metaphysischen Philosophie Deutsch-
lands und der Gegenwart ist, hat er seine gewisse historische Bedeu-
tung. Daß es bei dieser nicht bleibt, daß sein Werk als lebendiges Ganze
trotz seiner Kardinalirrtümer noch frisch erscheint und mancher ein-
zelne feine, treffende Gedanke immer noch Gültigkeit besitzt, dies ist
vielleicht noch Grund genug, daß sich die Gegenwart hie und da
wieder dieses Mannes besinnt, den die unmittelbare Nachwelt ohne
Grund völlig vergaß und hinter Denkern zurücksetzte, deren Ge-
dankengut heute weit veralteter anmutet als das Ernst von Lasaulx'.
 
Annotationen