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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 5.1894

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Rogge, Theodor: Portugiesische Fayencefliesen (Azulejos)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3804#0011

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Fig. 1. Muster aus der Kathedrale von Portalegre.

PORTUGIESISCHE FAYENCE-FLIESEN (AZULEJOS).

^^^^j^Sf IE Fabrikation der Fayence-
fliesen für Wand- und
Bodenverkleidung — Azu-
lejos — lässt sich in Por-
tugal auf die Mauren zurück-
führen, und hat sich diese
Industrie überall ausge-
breitet, wo deren Herrschaft
hingedrungen ist. Ursprünglich zum Ersatz der
byzantinischen Mosaiken bestimmt, wurden dieselben
nicht allein in maurischen, sondern auch in christ-
lichen Bauwerken aller Art verwendet und war das
Muster anfänglich auf einfarbige Stücke verschie-
dener Form und Größe verteilt, ein System, welches
aber bald verlassen wurde, um Plättchen gleicher
Größe zu weichen.

Die Fliesen scheinen im 11. Jahrhundert, wenn
nicht noch später, in Aufnahme gekommen zu sein,
jedoch gehören die bis jetzt bekannten ältesten der
Lusitanischen Halbinsel, in der Alhambra in Granada
befindlichen Stücke bereits dem 14. Jahrhundert an.
Ich glaube jedoch, dass die Fayencefliesen schon
vor dem 11. Jahrhundert durch die Mauren ein-
geführt worden sind und zwar aus dem Grunde,
weil die Fayencefiiesen am Grabe Mahomed's zu
Medina und die der großen Moschee zu Jerusalem
schon dem 8. Jahrhundert und die in Balbek, sowie
ein Teil der in Ikonium — an den dem Sultan Kidjil
Arslan zugeschriebenen Bauten — dem neunten an-
gehören. Als die Araber um die Mitte des 7. Jahr-
hunderts Syrien, Mesopotamien, Ägypten und Nord-
afrika eroberten, fanden dieselben wohl allerwärts
bereits die Mosaiktechnik, die bereits vom 5. Jahr-
hundert ab sich von Byzanz aus verbreitet hatte, als
Wand- und Boden Verkleidung im Gebrauch. Die
kleinen kostspieligeren Mosaikwürfel sind wahrschein-
lich von den Persern und demnächst von den Arabern

Kimstgewerbeblatt. N- F-

V. H. 1.

durch Fayencefliesen ersetzt und wie in Centralasien,
Syrien und Ägypten, so auch in Portugal zur archi-
tektonischen Dekoration herangezogen worden, da
sich deren Spuren von den frühesten Bauten des Islam
im Orient bis zum Westen Europas verfolgen lassen.

Bezüglich der Farbengebung ist zu bemerken,
dass in den früheren Jahrhunderten nur ganze Farben
ohne Schattirung Anwendung fanden und dass das
Vorkommen von Lüsterfarben auf Azulejos zu den
Seltenheiten gehört.

Nach der Einführung der italienischen Fayencen
der Renaissance machte sich bald deren Einfluss auf
die Fliesendekoration geltend. Die schönsten Be-
lege zu dieser veränderten Richtung zeigt der an
schönen Azulejos reiche Palast da Bacalhoa zu Azei-
täo, nicht weit von Lissabon, auf der anderen Seite
des Tejo gelegen und von dem Sohn des berühmten
indischen Helden, Affonso de Albuquerque, erbaut.

Fig. 3 zeigt das System einer Wandverkleidung
mit Azulejos in der gedeckten Galerie der Ostseite
des Palastes, nach dem Garten zu gelegen. Das in
Blau, Gelb, Grün und Braun auf weißem Grunde ge-
haltene Muster, das von einem Eierstab als Bordüre
umgeben ist, bedeckt die Wand bis zu einer Höhe
von 1,72 Meter. Die in verschiedenen Farben ge-
haltenen Kartuschen umrahmen Personifikationen der
Hauptflüsse Portugals. Das Detail eines aus vier Fliesen
zusammengesetzten Musters giebt die Farbentafel,
das Quadrat rechts. Ferner die Bordüren dazu, s. die
Farbentafel unten links, Fig. 4 und auf Seite 10 die
Kopfleiste. Die Verbindungen dieser Dessins in
anderer Lage geben wieder zu erstaunlich viel en neuen
Bildungen Anlass, die mit verschiedenartigen Bor-
düren umrahmt sind.

Weitere reiche Fayencedekoration tragen die
Gartenpavillons, die Mauern und die Galerien des
im Garten an der Südseite befindlichen künstlichen

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