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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 5.1894

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Ubisch, Edgar von: Die Porzellanfabrik zu Kopenhagen während des 18. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.3804#0246

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DIE PORZELLANFABRIK
ZU KOPENHAGEN WÄHREND DES 18. JAHRHUNDERTS.

VON E. v. ÜBISCH.

IE königliche Porzellanfabrik
zu Kopenhagen ist unter al-
len derartigenSchöpfungenin
Europa fast zuletzt fertig ge-
worden. Die dänische Haupt-
stadt war zu abgelegen, die
Gewinnung tüchtiger Arbei-
ter zu sehr erschwert, um
schneller zum Ziele zu gelangen. Wie oft man aber
auch unzuverlässigen Porzellanadepten und Betrü-
gern in die Hände fallen mochte, immer von neuem
setzte der nie erkaltende Eifer der dänischen Für-
sten, Staatsmänner und Gewerbetreibenden an. Selbst
die Erkenntnis, dass die Fabrik dem Lande zu viel
koste, vermochte gegenüber der populären Forderung
nach einer eigenen Fabrik jene Bestrebungen nicht
einzuschränken. Wie die epochemachende Erfindung
Böttger's zunächst in Deutschland die Höfe und die
Gebildeten ergriff und der Wunsch, Porzellan zu
machen, die volkstümlichste Idee durch viele Jahr-
zehnte des vorigen Jahrhunderts gewesen ist, so
wirkte diese Bewegung nach außen weiter, bis sie
jedes Land ergriffen hatte. Alle Mühen, Hoffnungen
und Enttäuschungen, wie sie die Geschichte jeder
Porzellanfabrik erzählt, finden sich kurz und dras-
tisch, einem Epilog gleich,
zum letztenmale bei dem Be-
streben, in Kopenhagen eine
Fabrik zu begründen, wieder-
holt. Darum ist der Versuch,
die Geschichte der Fabrik hier
kurz darzustellen, ebenso lok-
kend als er andererseits da-
durch erleichtert wird, dass
deren Erzeugnisse in großer
Kunstgewerbeblatt. N. F. V. H. 12.

Nachdruck verboten.

Vollständigkeit in den Sammlungen der Hauptstadt
zu finden und in den trefflichen Arbeiten C. Nyrop's
und K. Madsen's1) reiche, auf archivalischen For-
schungen beruhende Materialien für eine solche Ar-
beit vorhanden sind.

I. Geschichte der Fabrik.

Der Anfang der keramischen Kunst Dänemarks
fällt in das Jahr 1722. Damals erhielt ein Porzel-
lanmacher J. Wolff aus Holstein, früher angeblich
in Sachsen, später zu Roerstrand in Schweden thä-
tig, ein Privileg zur Errichtung einer Delfter Por-
zellan- und „holländischen Steinzeugfabrik". Die
Erzeugnisse der Fabrik, die bei wechselnder Leitung
bis 1772 fortgeführt wurde, waren sehr bescheidene;
die blau gemusterten Stücke waren mangelhaft gla-
sirt; verschiedene daran vorkommende Monogramme
sind noch nicht erklärt.

Mit ähnlichen Anlagen wurde nach und nach
auch in der Provinz vorgegangen, ohne dass sie sich
für lange gehalten hätten. Neben Fayence war
die Herstellung des echten Porzellans das ausge-
sprochene oder heimliche Bestreben aller dieser Fa-
briken. Daneben ließ die Regierung zur Herstellung
des Porzellans unermüdlich noch besondere Versuche
machen, von denen die haupt-
sächlichsten hier wenigstens
kurz erwähnt sein mögen.

Fig. 1. Schale aus der Zeit Fourniers.
(Königl. Sammlungen des Schlosses Rosenborg.)

1) 0. Nyrop: Den danske
Porcellaensfabrikations Tilbliven
1878; Danske Fajence- og Porcel-
lainsmaecker 1881. — K. Madsen:
Den kgl. Porcellaensfabrik i for-
rige Aarhundrede in der Tidschrift
for Kunstindustri 1893, Heft 2
und 3.

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