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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 5.1894

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Hausding, A.: Über echte Bronzen und Patina
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https://doi.org/10.11588/diglit.3804#0219

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Schleichende Katze; Bronze von Barbedienne in Paris, modellirt von M. Thomas-Soyer.
(Aus dem Hohenzollem-Kaufhaus von H. Hirschwald in Berlin).

ÜBER ECHTE BRONZEN UND PATINA.

VON A. HAUSDING IN BERLIN.')

gFjgj^RyffggESjflffi CHTE Bronzen sind heutzu-
tage anerkanntes Bedürfnis
für jeden besseren Zimmer-
schmuck, ohne dass mit dem
allgemeineren Bedürfnis auch
das Verständnis für den Wert
oder Unwert derselben ein
allgemeineres geworden wäre;
in vielen Fällen genügt für die Erwerber die Ver-
sicherung des Verkäufers, dass der Gegenstand, die
Bronze, »wirklich echt", „Original", »Barbedienne",
„italienisch", „fein ciselirf oder dergleichen sei; der
wirkliche „Kunstwert" bleibt aber, weil unverstanden,
Nebensache und ungeprüft. Nachstehende Mitteilun-
gen sollen daher das Wesentliche der Bronzekunst
zusammenfassen und dazu beitragen, irrige Anschau-
ungen über das Ciseliren und Patiniren von Bronzen
zu klären.

Das Bronzemetall, bekanntlich eine Zusammen-
schmelzung von überwiegend Kupfer mit geringeren
Mengen von Zinn und Zink (für Denkmäler im Freien
mit Ausschluss des letzteren) hat den Vorzug, im
geschmolzenen Zustande viel dünnflüssiger zu sein
als reines Kupfer, Zinn oder Zink und beim Guss

1) Die von dem Verfasser im Verein für deutsches
Kunstgewerbe in Berlin gemachten Mitteilungen sind zu
einer umfassenden, in der Zeitschrift des Vereins zur Beför-
derung des Gewerbefleißes in PreuBen abgedruckten Abhand-
lung zusammengefasst worden, der wir das Vorstehende
auszugsweise entnehmen.

Kunstgewerbeblatt. N. F. V. H. 11.

Nachdruck verboten.

die Formen vollständig auszufüllen; nach dem Er-
kalten lässt es sich bei einem gleichmäßigen und
feinen Gefüge gut bearbeiten, während es selbst fest
und zähe und gegen Stöße, infolge seiner Zähigkeit,
fast unempfindlich ist. Die Bronze gewährt daher
wie leein anderer bildungsfähiger Stoff die Möglich-
keit feinster Formengebung, welche bei großer Halt-
barkeit mit ihrer schönen goldgelben bis braunroten
Farbe in Verbindung mit den durch die Patinirung
zu erzielenden Metalltönen die daraus hergestellten
künstlerischen Gebilde vor allen anderen Herstellungs-
weisen wert- und reizvoll erscheinen lassen.

Vorbedingung einer wertvollen Bronze ist dabei
zweifellos: 1. das Vorhandensein eines künstlerisch
wertvollen Modells, 2. die kunstgerechte, formengetreue
Wiedergabe desselben.

Hierin lassen nun sehr viele „echte Bronzen"
meist nicht wenig, ja mitunter alles zu wünschen
übrig; entweder waren künstlerische Feinheiten schon
im Modell nicht vorhanden oder die vorhandenen
Feinheiten sind beim Formen, beim Guss und bei
der Bearbeitung (Ciselirung) der Bronze verloren
gegangen. Im ersteren Falle ist die Wiedergabe des
Modells schon an sich unberechtigt, und es ist schade
um die Aufwendung des edlen Metalls dafür. Den-
jenigen, welche nicht selbst urteilsfähig genug im
Kunstwerte derartiger Bildwerke sind, muss, um sie
so weit als möglich vor Erwerbung wertloser Bron-
zen zu schützen, der Name des Bildhauers, des Ur-
hebers jenes Modells, einigermaßen Ersatz ihres man-

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