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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 5.1894

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3804#0125

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Kopfleiste, von Salembier. (18. Jahrhundert.)

KLEINE MITTEILUNGEN.

BUCHERSCHAU.

Balthasar Sylvias, Quatre suites d'ornements. La Haye,
Martinus Niyhoff. fl. 25.
Im Verlage von M. Niyhoff im Haag erschienen bereits
zwei Bände von Nachbildungen von Ornamentstichen über
holländische Goldschmiedekunst von Adam van Vianen und
Balthasar Sylvius; als dritter Band reiht sich ihnen eine
Folge von vier Abteilungen von Ornamentstichen an, eben-
falls nach den Entwürfen von Balthasar Sylvius. In drei
Abteilungen dieses Werkes finden wir maurische Ornamente,
die in mehr oder weniger reicher Fülle Bandverschlingungen
zeigen; einige durchsetzt mit Menschenköpfen, Löwenmasken
u. s. w., sowie einzelne Blätter mit Cartouchen. Eine beson-
dere Abteilung, welche als die hervorragendste gelten muss,
enthält in reicher phantastischer Ausgestaltung Entwürfe
•zu Vasen, Schalen, Prunkgeräten mit herrlichen Cartouchen
des edelsten Stiles um 15C8. Über das Leben dieses bedeu-
tenden Künstlers der holländischen Ornamentistenschule ist
bisher wenig bekannt; er soll in Antwerpen gearbeitet haben
1550—1570, seine Werke sind überall zerstreut, in der Biblio-
theque nationale in Paris befindet sich die erste Abteilung
der Originale vorliegenden Werkes, die zweite ist im k. k.
österreichischen Museum für Kunst und Industrie in Wien
aufbewahrt. Das einzige Exemplar der dritten Folge be-
findet sich im Kupferstichkabinett zu München. Die vierte
Folge ist zusammengesetzt aus Originalen, welche sich im
Kunstgewerbemuseum zu Berlin und im Museum zu Wien
befinden. Das Titelblatt, nach dem einzig bekannten Exem-
plar , welches sich im Kupferstichkabinett zu Amsterdam
befindet. Der Herausgeber hat sich durch die mühevolle
Zusammenstellung des Werkes ein bleibendes Verdienst er-
worben und hofft dasselbe sogar noch zu vergrößern durch
Sammeln einiger fehlenden Blätter; dem Werke ist nur die
weiteste Verbreitung zu wünschen, dessen gediegene Aus-
stattung und mäßiger Preis es auch nicht anders erwarten
lässt.

Traute Wohnräume. 5 Lieferungen zu je 10 Tafeln.
Imp.-Fol. Preis jeder Lieferung 18 M. Verlag von Ernst
Wasmuth, Berlin.
Ein Prachtwerk von vornehmster Ausstattung liegt jetzt
vollendet vor uns; es giebt uns in schönsten photogra-
phischen Aufnahmen eine Anzahl Berliner Wohnräume wieder,
deren wohlhabende Besitzer es verstanden haben, ihrem
Kunstgewerbeblatt. N. F. V. H. 6.

eigenen Geschmack bei der Wahl der Ausstattung zu folgen;
wir sehen diese Zimmer nicht mehr streng nach Pariser
Geschmack, nicht in italienischer oder deutscher Renais-
sance, auch nicht mehr im Rokokostil; in herrlichster Zu-
sammenstellung hat der Bauherr und Architekt die Kunst-
erzeugnisse verschiedener Jahrhunderte benutzt, um sein
Heim zu verschönern, es vollständig seinem Wesen, seinen
Lebensgewohnheiten anzupassen; die Räume haben eine in-
dividuelle Gestaltung angenommen in echt künstlerischem und
wahrhaft vornehmem Geschmack. — Zu einem der vornehmst
ausgestatteten Wohnhäuser zählt unzweifelhaft das des Pro-
fessors Dr. von Kaufmann, dessen Arbeitszimmer durch zwei
Stockwerke gehend ein höchst malerisch wirkender Raum
ist, nach den Angaben des Besitzers ausgeführt, der sein
kostbar künstlerisches Gepräge durch die Ausstattung mit
zum Teil alten Möbeln, Wand- und Fußteppichen, mit Ge-
mälden und plastischen Kunstwerken erhält. Aus der Villa
vom Rath finden wir drei Zimmer wiedergegeben, zu deren
Ausstattung überwiegend alte Gegenstände aus verschiede-
nen Sammlungen verwendet worden sind; das Speisezimmer
umkleiden Paneele, welche der Sakristei des Domes zu Trier
entstammen; die ganzen Räume sind ein Muster vornehmer
Pracht, bei der jede Überladung vermieden ist! Von der
Villa Ende in Wannsee werden vier Tafeln gegeben; der
Besitzer und gleichzeitige Erbauer dieses Landhauses hat es
verstanden, mit einem fein ausgebildeten Sinn für das Male-
rische die Dekoration seiner Räume und den künstlerischen
Inhalt vollkommen harmonisch zusammenzustimmen. Die
herrlichsten Kunstschätze, die Jahrzehnte hindurch gesam-
melt wurden, sind dabei zur Verwendung gekommen. Von
besonders malerischer, reizvoller Wirkung ist das Atelier
der ungarischen Malerin Vilma Parlaghy, ganz nach ihren
Anordnungen ausgeschmückt, ein echtes Künstlerheim. Ganz
eigenartig ausgestattet sind die Räume des Architekten Hans
Grisebach; die Decken sind in Kalkputz hergestellt, worin
auch die Ornamente gleich aufgetragen wurden, die innere
Ausschmückung lehnt sich an gute Muster der deutschen
Renaissance an, trägt aber einen modernen Charakter, der
die gesamte Ausstattung zu einer völlig selbständigen Schö-
pfung macht! — Ferner finden wir herrliche Räume aus
dem Palais der bayerischen Gesandtschaft, deren Dekoration
sich in den Grenzen eines maßvollen, von den besten Mustern
abgeleiteten Rokokos hält; die ganze Ausstattung ist modern
bis auf die Bilder. Mit großem Geschick und feinem Ge-
schmack hat Professor Otzen es verstanden, die Stilformen

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