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KLEINE MITTEILUNGEN.
des romanischen und gotischen Mittelalters festzuhalten,
wofür das Speisezimmer in seinem eigenen Heim ein herr-
liches Beispiel giebt, ebenso die von ihm ausgeführten Innen-
räume und die Gartenhalle der Villa Oppenheim. Eine
Reihe anderer moderner Wohnräume geben uns den Beweis,
wie wahrhaft schön und künstlerisch das eigene Heim aus-
zuschmücken ist, nach freier Wahl, nach eigenem Geschmack,
und mit Recht nennt der Herausgeber sein Werk „Traute
Wohnräume", traut zunächst für die Bewohner — und, weil
diesen entsprechend, auch für die Besucher. Möge dieses
Werk sich recht viel Freunde erwerben, in seiner Reich-
haltigkeitbietet es die herrlichsten Anregungen für Jedermann.
Farbige Entwürfe für dekorative Malereien aus
der Zeit des Rokoko. In Farbenlichtdruck nach-
gebildet von Albert Frisch nach Originalzeichnungen aus
der Bibliothek des Kgl. Kunstgewerbemuseums zu Berlin,
herausgegeben von Dr. P. Jessen. Berlin, Georg Siemens,
1894. 12 farbige Tafeln. Fol. Preis M. 25.
Es fehlt der Praxis an getreuen Farbenvorlagen für
Rokokomalereien. Meist werden die Formen zu schwer, die
Farben zu süßlich behandelt. Hier können die vorliegenden
Nachbildungen alter Handzeichnungen helfen, deren an-
mutige Zeichnung und sichere Färbung treu und feinfühlig
wiedergegeben sind, so dass die wertvollen Originale nahezu
ersetzt werden. Ein Teil der Blätter gehört der graziösen
französischen Vorstufe des Rokoko an, der Zeit der Regence,
und lässt sich auf den genialen Erfinder Claude Gillot, den
Lehrer Watteau's, zurückführen; die übrigen stellen den
Fortschritt von dieser zierlichen Auffassung zu bewegteren,
reicheren und schwereren Formen anschaulich dar. Es sind
Wandfüllungen und Decken, Fächerblätter, Klavierdeckel u.a.,
teils ornamental, teils figürlich verziert. Es wäre erwünscht,
dass die Architekten, Zeichner und Maler diese sorgfältig
gewählten und zuverlässigen Beispiele höchst anmutiger De-
koration recht ergiebig zu Rate zögen, um vor den nahe-
liegenden Übertreibungen des Rokoko behütet zu werden.
— Als fünfzehntes der vom Königl. Kunstgewerbemuseum
xu Berlin herausgegebenen Vörbilderhefte erscheint soeben
ein Heft umfassend „Thüren". Es enthält die Abbildungen
von zehn Thüren, sämtlich bis auf die letzte aus Indien
stammend, aus dem Besitze des Kgl. Kunstgewerbemuseums
entlehnt. Die meisten sind in Italien erworben, einige aus
Holland, Berlin und der Schweiz. Ein erläuternder Text,
von Julius Lessing's Meisterhand geschrieben, giebt ein-
gehende Beschreibungen der Thüren mit Angaben ihrer Her-
kunft und Maße; die erste Tafel ist in Farbendruck her-
gestellt, und die letzte giebt Auskunft über die Profile der
Thüren.
VEREINE.
Berlin. Der Verein für deutsches Kunstgewerbe be-
schäftigte sich am 14. Februar mit der Frage der Berliner
Gewerbeausstellung, über deren organisirte Beschickung
durch das gesamte deutsche Kunstgewerbe auf einem Abge-
ordnetentag des Verbandes am 16. Februar entschieden wer-
den sollte. Diese Beratung fällt, wie aus einem Schreiben
des Vorsitzenden hervorgeht, jetzt aus, da von den auswär-
tigen Vereinen zwar 19 für die Abhaltung waren, 10 aber
nicht dafür oder dagegen, so dass die notwendige Zweidrittel-
mehrheit für die Einberufung nicht erzielt ist. Da der für
die Kunstgewerbeausstcllung so wichtige Antrag damit ge-
fallen ist, so lohnte es wohl, festzustellen, dass unter den
direkt gegen die Berliner Ausstellung sich erklärenden Ver-
einen diejenigen zu Hannover, Hanau, Stuttgart, Schwäbisch-
Gmünd und München sich befinden. Architekt Hoffacker
nahm aus dieser (offenbar etwas partikularistischen) Zerfah-
renheit des „Verbandes" Gelegenheit, kurz auf die Verhand-
lungen in Weimar zurückzugreifen, bei denen Professor
v. Lange in München namens seines Vereins die Beteiligung
bestimmt zugesagt hatte, falls die kunstgewerbliche Abtei-
lung dety Berliner Ausstellung einen nationalen Charakter
erhalte. Nachdem alles mögliche geschehen, das Berliner
Komitee zu einem derartigen Zugeständnis zu bewegen, er-
klärt der Münchener Verein mit Rücksicht auf eine weit
später ins Leben gerufene kleinere Ausstellung in Nürnberg,
dass er wegen offiziöser Wünsche an hoher Stelle zurück-
treten müsse. Architekt Hoffacker bittet, über die von dem
Vorort gemachte Mitteilung zur Tagesordnung überzugehen,
da es nicht der Würde des Vereins entspreche, über die Be-
teiligung oder Nichtbeteiligung der auswärtigen Vereine jetzt
noch weiter zu verhandeln. Der Umstand, dass Berlin
namentlich von Süddeutschland jetzt im Stich gelassen werde,
müsse alle Kunstgewerbetreibenden anspornen, mit Aufbietung
der besten Kraft die Ehre der Reichshauptstadt zu vertreten.
Dann erst wird es aufhören, dass man, wie in München
(1888) und in Chicago (1893), von dem Berliner Kunstgewerbe
nur mit Achselzucken redet. Nachdem diese Ausführungen
unter dem lebhaftesten Beifall der zahlreichen Versammlung
beendet waren, teilte der zweite Vorsitzende, Bronzefabrikant
Otto Schulz, mit, dass der Vorstand in der nächsten Sitzung
den Plan für die Beteiligung des Berliner Vereins an der
Ausstellung vorlegen werde.
-u- Berlin, Über die Stilformen seit der Renaissance im
Anschluss an die Ornamentstichsammlung des Königl. Kunst-
gewerbemuseums in Berlin sprach am Mittwoch den 31. Ja-
nuar Herr Bibliothekar Dr. P. Jessen in der Vereinigung
Berliner Architekten. Die Ornamentstichsammlung, welche
einen wertvollen Teil der Bibliothek des Museums bildet,
bietet das reichste Material für die Entwickelung der Kunst-
formen seit der Renaissance. Was wir heute als Vorlage
für Atelier und Werkstatt in Lithographie und Photographie
kennen, fasste man seit dem 16. Jahrhundert im Kupferstich
zusammen, und daher bezeichnet man diese ganze Litteratur
mit dem Namen „Ornamentstichsammlung". Diese Stiche,
erfunden anfangs von Goldschmieden für die Werkstatt, er-
schienen zunächst als Einzelblätter, und erst seit 1550 sind
sie in kleinen Folgen von mehreren Blättern vereinigt, jetzt
auch von Zeichnern und Architekten gezeichnet. Besonders
zur Zeit der Hochrenaissance hat diese Litteratur einen
breiten Boden gefunden. Ducerceau beschäftigte ein ganzes
Atelier von Zeichnern und Stechern, und in den Niederlanden
hat besonders Vredeman de Vries seine zahlreichen Stiche
schon zu kleinen Heften vereinigt. In Deutschland aber
sind es immer die Goldschmiede, die mit dem Ornament-
stich die führende Rolle übernehmen. Zu sehr viel größerem
Umfang kommt diese Litteratur in der Zeit des Barockstils
im 17. Jahrhundert. Aber verhältnismäßig wenig stammt
aus Italien, um so breiter jedoch fließt der Strom dieser Vor-
lagen aus Frankreich und die Geschichte der modernen fran-
zösischen Stilarten liegt recht eigentlich in diesen Ornament-
stichen. So lässt sich das ganze französische Barock an der
Hand der Ornamentstichsammlung am besten studiren. Und
der Inhalt ist reich und mannigfaltig; denn diese Stiche ent-
halten nicht nur das Ornament als solches, sondern ganze
Entwürfe für Möbel, Gold und Silber, Schmiedeeisen und
KLEINE MITTEILUNGEN.
des romanischen und gotischen Mittelalters festzuhalten,
wofür das Speisezimmer in seinem eigenen Heim ein herr-
liches Beispiel giebt, ebenso die von ihm ausgeführten Innen-
räume und die Gartenhalle der Villa Oppenheim. Eine
Reihe anderer moderner Wohnräume geben uns den Beweis,
wie wahrhaft schön und künstlerisch das eigene Heim aus-
zuschmücken ist, nach freier Wahl, nach eigenem Geschmack,
und mit Recht nennt der Herausgeber sein Werk „Traute
Wohnräume", traut zunächst für die Bewohner — und, weil
diesen entsprechend, auch für die Besucher. Möge dieses
Werk sich recht viel Freunde erwerben, in seiner Reich-
haltigkeitbietet es die herrlichsten Anregungen für Jedermann.
Farbige Entwürfe für dekorative Malereien aus
der Zeit des Rokoko. In Farbenlichtdruck nach-
gebildet von Albert Frisch nach Originalzeichnungen aus
der Bibliothek des Kgl. Kunstgewerbemuseums zu Berlin,
herausgegeben von Dr. P. Jessen. Berlin, Georg Siemens,
1894. 12 farbige Tafeln. Fol. Preis M. 25.
Es fehlt der Praxis an getreuen Farbenvorlagen für
Rokokomalereien. Meist werden die Formen zu schwer, die
Farben zu süßlich behandelt. Hier können die vorliegenden
Nachbildungen alter Handzeichnungen helfen, deren an-
mutige Zeichnung und sichere Färbung treu und feinfühlig
wiedergegeben sind, so dass die wertvollen Originale nahezu
ersetzt werden. Ein Teil der Blätter gehört der graziösen
französischen Vorstufe des Rokoko an, der Zeit der Regence,
und lässt sich auf den genialen Erfinder Claude Gillot, den
Lehrer Watteau's, zurückführen; die übrigen stellen den
Fortschritt von dieser zierlichen Auffassung zu bewegteren,
reicheren und schwereren Formen anschaulich dar. Es sind
Wandfüllungen und Decken, Fächerblätter, Klavierdeckel u.a.,
teils ornamental, teils figürlich verziert. Es wäre erwünscht,
dass die Architekten, Zeichner und Maler diese sorgfältig
gewählten und zuverlässigen Beispiele höchst anmutiger De-
koration recht ergiebig zu Rate zögen, um vor den nahe-
liegenden Übertreibungen des Rokoko behütet zu werden.
— Als fünfzehntes der vom Königl. Kunstgewerbemuseum
xu Berlin herausgegebenen Vörbilderhefte erscheint soeben
ein Heft umfassend „Thüren". Es enthält die Abbildungen
von zehn Thüren, sämtlich bis auf die letzte aus Indien
stammend, aus dem Besitze des Kgl. Kunstgewerbemuseums
entlehnt. Die meisten sind in Italien erworben, einige aus
Holland, Berlin und der Schweiz. Ein erläuternder Text,
von Julius Lessing's Meisterhand geschrieben, giebt ein-
gehende Beschreibungen der Thüren mit Angaben ihrer Her-
kunft und Maße; die erste Tafel ist in Farbendruck her-
gestellt, und die letzte giebt Auskunft über die Profile der
Thüren.
VEREINE.
Berlin. Der Verein für deutsches Kunstgewerbe be-
schäftigte sich am 14. Februar mit der Frage der Berliner
Gewerbeausstellung, über deren organisirte Beschickung
durch das gesamte deutsche Kunstgewerbe auf einem Abge-
ordnetentag des Verbandes am 16. Februar entschieden wer-
den sollte. Diese Beratung fällt, wie aus einem Schreiben
des Vorsitzenden hervorgeht, jetzt aus, da von den auswär-
tigen Vereinen zwar 19 für die Abhaltung waren, 10 aber
nicht dafür oder dagegen, so dass die notwendige Zweidrittel-
mehrheit für die Einberufung nicht erzielt ist. Da der für
die Kunstgewerbeausstcllung so wichtige Antrag damit ge-
fallen ist, so lohnte es wohl, festzustellen, dass unter den
direkt gegen die Berliner Ausstellung sich erklärenden Ver-
einen diejenigen zu Hannover, Hanau, Stuttgart, Schwäbisch-
Gmünd und München sich befinden. Architekt Hoffacker
nahm aus dieser (offenbar etwas partikularistischen) Zerfah-
renheit des „Verbandes" Gelegenheit, kurz auf die Verhand-
lungen in Weimar zurückzugreifen, bei denen Professor
v. Lange in München namens seines Vereins die Beteiligung
bestimmt zugesagt hatte, falls die kunstgewerbliche Abtei-
lung dety Berliner Ausstellung einen nationalen Charakter
erhalte. Nachdem alles mögliche geschehen, das Berliner
Komitee zu einem derartigen Zugeständnis zu bewegen, er-
klärt der Münchener Verein mit Rücksicht auf eine weit
später ins Leben gerufene kleinere Ausstellung in Nürnberg,
dass er wegen offiziöser Wünsche an hoher Stelle zurück-
treten müsse. Architekt Hoffacker bittet, über die von dem
Vorort gemachte Mitteilung zur Tagesordnung überzugehen,
da es nicht der Würde des Vereins entspreche, über die Be-
teiligung oder Nichtbeteiligung der auswärtigen Vereine jetzt
noch weiter zu verhandeln. Der Umstand, dass Berlin
namentlich von Süddeutschland jetzt im Stich gelassen werde,
müsse alle Kunstgewerbetreibenden anspornen, mit Aufbietung
der besten Kraft die Ehre der Reichshauptstadt zu vertreten.
Dann erst wird es aufhören, dass man, wie in München
(1888) und in Chicago (1893), von dem Berliner Kunstgewerbe
nur mit Achselzucken redet. Nachdem diese Ausführungen
unter dem lebhaftesten Beifall der zahlreichen Versammlung
beendet waren, teilte der zweite Vorsitzende, Bronzefabrikant
Otto Schulz, mit, dass der Vorstand in der nächsten Sitzung
den Plan für die Beteiligung des Berliner Vereins an der
Ausstellung vorlegen werde.
-u- Berlin, Über die Stilformen seit der Renaissance im
Anschluss an die Ornamentstichsammlung des Königl. Kunst-
gewerbemuseums in Berlin sprach am Mittwoch den 31. Ja-
nuar Herr Bibliothekar Dr. P. Jessen in der Vereinigung
Berliner Architekten. Die Ornamentstichsammlung, welche
einen wertvollen Teil der Bibliothek des Museums bildet,
bietet das reichste Material für die Entwickelung der Kunst-
formen seit der Renaissance. Was wir heute als Vorlage
für Atelier und Werkstatt in Lithographie und Photographie
kennen, fasste man seit dem 16. Jahrhundert im Kupferstich
zusammen, und daher bezeichnet man diese ganze Litteratur
mit dem Namen „Ornamentstichsammlung". Diese Stiche,
erfunden anfangs von Goldschmieden für die Werkstatt, er-
schienen zunächst als Einzelblätter, und erst seit 1550 sind
sie in kleinen Folgen von mehreren Blättern vereinigt, jetzt
auch von Zeichnern und Architekten gezeichnet. Besonders
zur Zeit der Hochrenaissance hat diese Litteratur einen
breiten Boden gefunden. Ducerceau beschäftigte ein ganzes
Atelier von Zeichnern und Stechern, und in den Niederlanden
hat besonders Vredeman de Vries seine zahlreichen Stiche
schon zu kleinen Heften vereinigt. In Deutschland aber
sind es immer die Goldschmiede, die mit dem Ornament-
stich die führende Rolle übernehmen. Zu sehr viel größerem
Umfang kommt diese Litteratur in der Zeit des Barockstils
im 17. Jahrhundert. Aber verhältnismäßig wenig stammt
aus Italien, um so breiter jedoch fließt der Strom dieser Vor-
lagen aus Frankreich und die Geschichte der modernen fran-
zösischen Stilarten liegt recht eigentlich in diesen Ornament-
stichen. So lässt sich das ganze französische Barock an der
Hand der Ornamentstichsammlung am besten studiren. Und
der Inhalt ist reich und mannigfaltig; denn diese Stiche ent-
halten nicht nur das Ornament als solches, sondern ganze
Entwürfe für Möbel, Gold und Silber, Schmiedeeisen und