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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 5.1894

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Kleine Mitteilungen
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Akantkusornament von Giulio Romano. Palazzo del Te in Mantua. (Aus dem Werke: Eyth und Meyer, das Malerbucli. Leipzig, E. A. Seemann.)

KLEINE MITTEILUNGEN.

BUCHERSCHAU.

Das Malerbucli: Die Dekorationsmalerei mit besonderer
Berücksichtigung ihrer kunstgewerblichen Seite, von Karl
Eyth, Maler und Professor an der Kunstgewerbeschule in
Karlsruhe, und Franz Sales Meyer, Architekt und Professor
an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe. Mit 100 Tafeln
und 453 Abbildungen im Text. 2 Bände gr. 4°. Leipzig,
E. A. Seemann, geb. 23. 50 M.

Der Name des in zweiter Linie auf dem Titel dieses
Werkes genannten Verfassers hat überall, wo das Kunst-
gewerbe gepflegt und durch Lehre und Unterricht gefördert
wird, einen guten Klang. Franz Sales Meyer ist vielleicht
der populärste Schriftsteller auf kunstgewerblichem Gebiete,
seit er mit seinem „Handbuch der Ornamentik" nicht nur
in Deutschland, sondern auch im Auslande') einen durch-
schlagenden Erfolg erzielte. Die praktische Lehrbegabung,
die verständige Methodik Meyer's trat darin zuerst zu Tage.
Kaum geringeres Verdienst erwarb sich Meyer auf dem Ge-
biete der Kunsttischlerei durch sein mit Theodor Krauth
gemeinsam verfasstes „Schreinerbuch", dem in verhältnis-
mäßig kurzen Fristen das „Schlosser-" und das „Zimmer-
mannsbuch" folgten. Wenn man die einschlägige ältere
Litteratur, die dem Handwerksmeister zum Selbstunterricht
zu Gebote stand, durchmustert, wird man auf den ersten
Blick des großen Fortschritts inne, der sich in diesen auf
gründlicher Sachkenntnis beruhenden und durch meisterlich
gezeichnete Abbildungen erläuterten Arbeiten kundgiebt.
In systematischer Anlage erstreckt sich die Unterweisung
auf alle Gebiete des betreffenden Faches. Mit dem schrift-
stellerischen Geschick und der Belesenheit des einen Ver-
fassers paart sich die zeichnerische Sorgfalt und das feine
Formverständnis des anderen zu einem wohlgelungenen, trotz
der Teilung der Arbeit wie aus einem Guss hervorgegangenen
Werke. Das Malerbuch folgt in Anlage und Ausstattung
dem Beispiel seiner Vorgänger. An Stelle Krauth's ist als
Mitarbeiter der ebenfalls in Karlsruhe ein Lehramt beklei-
dende Maler Karl Eyth getreten, von dem die überwiegend
größte Zahl der 100 Tafeln, die den Text begleiten, in Feder-
zeichnung ausgeführt worden sind. Einige Beisteuern lie-

1) Vom „Handbuch der Ornamentik" erscheint soeben eine eng-
lische Übertragung in zweiter Auflage bei B. T. Batsford in London
und Hessling & Spielmeyer in New York.

ferte daneben der Dekorationsmaler W. Lang. Die mit
kunstgeübter Hand trefflich ausgeführten Zeichnungen sind
meist tonig gehalten, sodass die Farbenwerte leicht abzu-
wägen sind; durch erläuternde Zusätze zu dem Verzeichnis
der Tafeln werden dem Leser außerdem belehrende Hinweise
gegeben, wie das Schwarz und Weiß in ein farbiges Bild
umzusetzen ist. Der 61 Bogen starke Textband ist fast
überreich mit Abbildungen (453 Nrn.) ausgestattet, die zum
Teil aus dem großen Vorrat der Verlagshandlung stammen.
Dies gilt namentlich von dem die Geschichte der Dekora-
tionsmalerei behandelnden Abschnitt, bei welchem Meyer
sich verständigerweise der Führung Woermanns (Geschichte
der Malerei) anvertraute. Das reiche Anschauungsmaterial
wird dem praktischen Dekorationsmaler gewiss gute Dienste
leisten, zumal wenn es sich um „stilgerechte" Ausschmückung
von kirchlichen und anderen öffentlichen Gebäuden handelt.
Selbstverständlich konnte in dem Texte nicht alles gebracht
werden, was für den Dekorationsmaler zu wissen oder zu
kennen von Nutzen ist. Diese Lücken hat Meyer mit Be-
dacht durch Hinweise auf andere Werke gefüllt, die in
größeren Städten, wo sich Kunstgewerbemuseen und öffent-
liche Bibliotheken befinden, dem Dekorationsmaler zugänglich
sind. Der Text beginnt mit der Erörterung der allgemeinen
Begriffe, der Darstellungsmittel und Darstellungsweisen, Um-
riss, Farbe, Beleuchtung etc. Dann folgt der schon er-
wähnte Überblick über die Geschichte der Dekorationsmalerei,
bei dem auch der Orient nicht vergessen worden ist. Das
Material und seine Eigenschaften, die Werkstatt, Werkzeuge,
und Geräte, die hauptsächlich in Betracht kommenden Tech-
niken bilden den Inhalt der folgenden drei Kapitel. An
Wichtigkeit und demgemäß auch an Umfang bedeutender
erscheint der sechste Abschnitt, der die verschiedenen Ge
biete der Dekorationsmalerei in eingehender Weise vorführt,
zuerst die dekorative Ausschmückung von Gotteshäusern
dann die Zimmermalerei (Säle, Hallen, Wohnräume, Trink
stuben, Treppenhäuser etc.), die Fest- und Theatermalerei
die Schilderei, einschließlich des Schrift- und Wappenwesens,
die Fassadenmalerei. Den Schluss dieses für die praktische
Benutzung Rat und Auskunft in Fülle bietenden Kapitels
bildet eine Übersicht über die am häufigsten in Frage
kommenden Sinnbilder und Symbole. In dem siebenten und
letzten Abschnitt bietet Meyer eine Zusammenstellung von
Sprüchen und Sentenzen, wie sie am Äußeren und Inneren
des Hauses, namentlich aber in Festräumen und Trinkstuben
 
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