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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 5.1894

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Kleine Mitteilungen
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KLEINE MITTEILUNGEN.

Katalog der Ornamentstichsammlung des Kunstgewerbe-
museums xu Berlin. Mit 200 Abbildungen. Leipzig,
E. A. Seemann, 1894. IV, 450 S. gr. 8. Preis geb. M. 7.50
Wenn in unserer rasch leb enden Zeit ein organisa-
torischer Gedanke mehr als zwei Dezennien überdauert,
macht das seinem Schöpfer alle Ehre. — Franz, Scliestag
war es, der vor 23 Jahren als Kustos am Österreichischen
Museum in Wien das erste Beispiel gegeben, wie ein den
Anforderungen der Wissenschaft und der Praxis in gleicher
Weise entsprechender Katalog einer Ornamentstichsammlung
eingerichtet sein muss. Franx Bitler konnte in seiner 1889
erschienenen Fortsetzung dieses Kataloges auf dem von sei-
nem Vorgänger eingeschlagenen Wege mit Erfolg fortschrei-
ten, und Feter Jessen, der Direktor der Bibliothek des Kunst-
gewerbemuseums in Berlin folgt in allem Wesentlichen den-
selben Spuren. Was der Verfasser Neues bringt, giebt sich
als sorgfältige Umbildung und zeitgemäße Entwickelung
jener zwei wegweisenden Arbeiten im Verein mit von Ubisehs
Katalog der Leipziger
Ornamentstichsammlung
zu erkennen. Eigene und
fremde Erfahrung, wie
sie sich erst im Laufe der
Zeit als wertvolles Resul-
tat aus der beständigen
Benützung der Sammlung
ergeben, wurde somit ver-
wertet, um die innere
Organisation des Kata-
loges weiter auszugestal-
ten. Wer dabei gewon-
nen, das sind in erster
Linie die Künstler und
Kunsthandwerker, denn
ihnen wird ein Schlüssel
zur Benützung der Samm-
lung in die Hand gege-
ben, so einfach und leicht
zu gebrauchen, wie sie
sich nur einen wünschen
mögen. Die Anordnung
schreitet vom allgemeinen zum besonderen vor. An der Spitze
finden wir die großen Sammelwerke und Gesamtwerke einzelner
Meister, wie Le Pautre, Börain, Marot, Schübler, Oppenort,
Meissonier, Cuvillies, Boucher, Piranesi etc. Dann folgen die
Ornamentisten, ferner die Kompositionen für Gefäße und Ge-
räte, Schlosserarbeiten, Instrumente und Maschinen, Möbel,
Wagen und Schiffe, die Stickmuster u. s. w. — Man sieht,
das Semper'sche System, das mit der Textilkunst als der
ältesten beginnt, ist aufgegeben. Die Reihenfolge der Grup-
pen weicht auch sonst hier und da von der bisher üblichen
ab. Das ist aber unwesentlich. Die Gruppen selbst sind
dieselben geblieben, nur ab und zu wurde hier etwas ver-
ändert. Für die Unterabteilungen macht sich das übliche
lokale und chronologische Einteilungssystem geltend, wo-
durch die durch das Gruppensystem gestörte wissenschaft-
liche Anordnung wieder hergestellt und mit dem praktischen

Ornament von Nilson.
Aus dem Katalog der Ornamentstichsammlung des Kunstgewerbemuseums

zu Berlin.

Bedürfnis in Einklang gebracht wird. Die Beschreibung
der einzelnen Blätter und Werke enthält die nötigen biblio-
graphischen Notizen, die wichtigsten Litteraturangaben, bei
Einzelblättern Plattenmaße oder Größe der Zeichnung, end-
lich überall, wo es nicht ohnehin aus dem Texte deutlich
hervorgeht, eine kurze, detaillirende Inhaltsangabe. Diese
Neuerung wird namentlich von Seiten der Praktiker dank-
bar begrüßt werden, denn sie erleichtert und beschleunigt
das Auffinden des Gewünschten in hohem Grade. Ebenso
wie der Text hat auch der Registerteil Bereicherungen er-
fahren, die im Publikum vollen Beifall finden werden. Im
alphabetisch angeordneten Namenregister sind den Meister-
namen die biographischen Daten beigesetzt, worauf in Schlag-
worten eine Übersicht dessen folgt, was die Sammlung von
dem betreffenden Künstler besitzt. Der Nachschlagende kann
sich also nach Jahreszahl und Land den Stilcharakter der
Blätter im allgemeinen leicht vergegenwärtigen, auch wenn
er den Künstler selbst nicht kennt. Nach denselben Ge-

sichtsp unkten wurde auch
das Sachregister ausge-
staltet. Hier erleichtert
namentlich eine weit-
gehende Spezialisirung
der Gruppen das rasche
Auffinden der geeigneten
Blätter, und eine weitere
Handhabe zu ihrer Be-
urteilung ist dadurch
gegeben, dass auch hier
Künstlername und Blüte-
zeit in chronologischer
Folge angefügt erscheint.
Sucht z. B. jemand An-
hänger oder Broschen,
so hat er nicht die große
Gruppe „Goldschmiede-
kunst" durchzusehen,
sondern findet unter dem
Schlagworte Broschen
sämtliche vorhandenen
Vorbilder chronologisch
übersieht also mit einem
Ein weiterer

und nach Meistern geordnet,
Blick, was für ihn Brauchbares vorhanden ist.
Vorteil dieser Art von Spezialisirung liegt in dem Umstände,
dass der Nachschlagende, wenn er nur einigermaßen ge-
schult ist, die Blätter, deren er bedarf, direkt aus dem
Kataloge heraus zu bestimmen vermag, ohne sie vorher gesehen
zu haben, dass also der Katalog auch außerhalb der Samm-
lung, in Ateliers, Schulen und Fabriken auf das bequemste
nutzbar gemacht werden kann. — Ob eine solche Detail-
lirung des Stoffes nach allen Richtungen bei Sammlungen
größeren Umfanges durchführbar ist, ist eine Frage, die
wir hier nicht erörtern wollen, dass aber in vorliegen-
dem Falle das Äußerste geschehen ist, was man in Be-
zug auf Erleichterung der Benutzbarkeit zu thun vermag,
wird nach dem Gesagten kaum bestritten werden können.
Der Kunsthistoriker allerdings bedarf solch weitgehender
 
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