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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 5.1894

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3804#0021

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KLEINE MITTEILUNGEN.

Etwa 300 Mitglieder mit ihren Damen wurden von der Di-
rektion im Fabrikgebäude empfangen und mit allen Teilen
der Fabrikation bekannt gemacht. Die Führung in den ver-
schiedenen Abteilungen begann im Modellirsaale, woselbst
sich auch eine Reduktionsmaschine befindet, auf welcher von
größeren Originalmodellen kleinere in gleicher Feinheit in
überraschender Weise hergestellt werden. In der Wachs-
gießerei wurden an Wachsformen und Modellen die ver-
schiedenen Stadien der Herstellung gezeigt und erläutert.
Dies Verfahren wird erst seit etwa zehn Jahren in Deutsch-
land geübt. Daselbst waren Teile zu dem Lutherdenkmal
und die Büste der Künstlerin Vilma Parlaghi im Wachs-
modell fertig. In der Sandgießerei lagen große Gewand-
stücke der Brema und in der Ciselirwerkstatt die fast fertige
kolossale Sockelgruppe des Neptun von Bärwald für das
Kaiserdenkmal in Bremen. Auf dem Hofe der Gießerei
standen fertig das Denkmal für Kaiser Friedrich III. von
Professor Eberlein', welches am 18. Oktober d. J. in Elber-
feld enthüllt werden soll, ein Standbild Kaiser Wilhelm's I.
und dasjenige Melanchthon's von Otto für das Lutherdenk-
mal auf dem neuen Markt in Berlin. In allen Werkstätten
wurden eingehend alle Arbeiten erklärt, zum Schluss fand
vor den sämtlichen Anwesenden ein Bronzeguss statt. Der
Abend vereinigte die Gesellschaft in dem Restaurant Bellevue
am Müggelsee zu einem gemeinschaftlichen Abendessen.

Berlin. Im Kunstgewerbemuseum werden in den Mo-
naten Oktober bis Dezember 1893 folgende Vorträge ge-
halten: 1) Dr. Max Schmid, Die dekorative Malerei der Re-
naissance, 9 Vorträge, Dienstag abends 8V2—9y2 Uhr. Beginn:
den 10. Oktober 1893. 2) A. O. Meyer, Oberitalienische
Renaissancedenkmäler. 8 Vorträge Montag abends 8V2—9y2
Uhr. Beginn: den 16. Oktober 1893.

Breslau. Der Breslauer Kunstgewerbeverein hat in
seiner kürzlich stattgefundenen Generalversammlung be-
schlossen, sich dem Bezüge des Kunstgewerbeblattes vom
1. Oktober d. J. ab anzuschließen; das Blatt ist jetzt Vereins-
organ von neun deutschen Kunstgewerbevereinen: in Berlin,
Karlsruhe, Frankfurt a/M., Düsseldorf, Hamburg, Hannover,
Leipzig, Magdeburg, Breslau.

Karlsruhe. Der BadiseheKunstgeiverbeverein, der bereits
so schöne und bedeutende Erfolge seiner Thätigkeit verzeichnen
kann, hat in neuerer Zeit Schritte eingeleitet, um einen wich-
tigen Beschluss zur Durchführung zu bringen. Der Vorsitzende
des Vereins, Herr Direktor Götz, stellte in der letzten Ge-
neralversammlung den Antrag: „Der Verein möge die ersten
Schritte einleiten, um die Grundlage eines Fonds zu beschaffen,
aus dessen Zinsen dereinst befähigten und insbesondere jün-
geren Kunsthandwerkern des Landes Aufträge erteilt und
denselben Gelegenheit geboten werden könnte, durch tüch-
tige Leistungen ihr bestes Können zu zeigen." Direktor
Götz begründete seinen Antrag damit, dass bei der Ausbil-
dung von Kunsthandwerkern sich häufig Kräfte entwickeln,
die zu bedeutenden Leistungen befähigt seien, denen jedoch
vielfach die Gelegenheit mangle, sich mit ihrem Können
einzuführen, weil die hierzu geeigneten Aufträge fehlen.
Gelinge es, alljährlich für einige dieser Kräfte solche Auf-
gaben stellen und dieselben gut honoriren zu können, so
wäre dies ein erfreulicher Erfolg, weil damit für die Betref-
fenden nicht allein eine aufmunternde Anregung und Em-
pfehlung geboten würde, sondern mit der Zeit durch Samm-
lung und Aufstellung dieser Arbeiten ein übersichtliches Bild
der Leistungsfähigkeit des heimischen Kunstgewerbes geboten
werden könnte. Dies würde gewiss manchen Kunstfreund
und Gönner zu ähnlichen Aufträgen bestimmen und ihm
nahe legen, dass auch in Deutschland Tüchtiges geleistet

werden kann, wenn bei Bestellungen den Arbeiten der Heimat
gegenüber jenen des Auslandes der Vorzug gegeben wird.
Immerhin wird es nötig sein, dass bei der Wahl und Ver-
gebung solcher Arbeiten der Rat bewährter Meister unter-
stützend mitwirke und damit zugleich noch eine regere
Wechselwirkung gleichstrebender Kräfte eintrete. Finde das
Vorgehen des Vereins in weiteren Kreisen Nachahmung, so
würde außer Zweifel für die fortschreitende Entwickelung
des deutschen Kunstgewerbes ein großer Dienst geleistet
sein. Der Antrag wurde in jener Versammlung freudig be-
grüßt und fand einstimmige Annahme. — Als ersten Schritt
zur Schaffung des angeregten Fonds hat nun der Badische
Kunstgewerbeverein eine Silberlotterie eröffnet und es an
seinen Bemühungen nicht fehlen lassen, für dieselbe gute,
praktische und leicht verwertbare Gewinne anzukaufen. Wie
die Großh. Regierung in entgegenkommendster Weise diesen
Bestrebungen ihre Unterstützung und Förderung angedeihen
lässt und von ihr ein namhafter Jahreszuschuss zu erhoffen
ist, so dürfte zu erwarten sein, dass auch von Gemeinden
und Privatkreisen Zuwendungen eintreten. Die in Stuttgart
erscheinende „Deutsche illustrirte Gewerbezeitung" begrüßt
das Vorgehen des Badischen Vereins mit warmen Worten
und sagt u. a.: Es wäre zu wünschen, dass auch andere
Kunstgewerbevereine diesen Gedanken aufnehmen, denn wir
würden dann einen Teil jener Erwartungen erfüllt sehen,
die wir hinsichtlich der Kunstgewerbemuseen wiederholt an-
regten, dass nämlich nebst dem Erwerbe alter Erzeugnisse
auch das moderne Schaffen mehr Berücksichtigung finden
möge.

Köln. Kunstgewerbeverein. Im Jahresbericht 1891/92
konnte der Kölner Kunstgewerbeverein auf eine erfolgreiche
fünfjährige Thätigkeit zurückblicken, in der er nicht weniger
als 70 429,38 M. für die Zwecke des städtischen Kunstgewerbe-
museums verwendet hatte. Im Anschluss an die großartige
Stiftung von Wallraf und de Noel, die den Stamm des Mu-
seums an Werken der Kleinkunst vom Mittelalter bis zum
ausgehenden 18. Jahrhundert bildeten, und die Stiftung von
Carl Gilbert, die dem Museum eine große Kollektion orien-
talischer Erzeugnisse zugeführt hatte, darf sich der Kölner
Kunstgewerbeverein als vierter in der Reihe der großen
Stifter betrachten. Aus seinen Mitteln konnten zunächst
eine größere Anzahl Einrichtungsgegenstände beschafft wer-
den, sodann eine Anzahl Sammlungen neu begründet, vor
allem die Textilsammlung, im weitesten Umfang die Samm-
lung der Fliesen, Kacheln, Geräte, Drechsel-, Flechtarbeiten,
Bucheinbände, der Lederarbeiten, Teppiche, Ledertapeten,
eines großen Teiles der Holzsammlung und Metallarbeiten,
namentlich der Sammlung von Schmiedearbeiten. Dem
Jahresbericht 1892/93 entnehmen wir folgendes: In den
Vorstands- und Ausschusssitzungen, deren drei stattfanden,
wurden verschiedene Ankäufe, u. a. von wertvollen Buch-
einbänden und aus der Sammlung Spitzer (für 3000 M.) ge-
nehmigt. Unter den Erwerbungen sind hervorragend eine
Prachtschüssel von B. Palissy (Sammlung Spitzer, 3900 Frank),
einige Meißener Porzellane (Sauciere des Sulkowski-Geschirrs),
ein italienischer Fayence-Kopf von Caffagiolo, eine Wandfon-
täne aus sog. fdienee fine, Kölnische Arbeit, und Kölnische
sowie Siegburger Krüge. Hieran schließen sich mittelalter-
liche Fliesen, zwei zierliche mittelalterliche Gläser, verschie-
dene Schmuckstücke zum Teil Kölnischer Herkunft, Silber-
arbeiten, darunter ein silberner Buchdeckel mit Ornamenten
in Flötner's Art, mit Lack ausgerieben. Auch die Geräte-
sammlung fand neuen Zuwachs durch einen venezianischen
Bronzeljessel mit feinster Gravirung, Beschläge aller Art, ,
Schlüssel und Schüsseln von Eisen und Zinn. Ein säch-
 
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