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KLEINE MITTEILUNGEN.
behelmte Figur, die City von London darstellend. Ihre
rechte Hand ruht an einem Throne, auf welchem die Ger-
mania sitzt, und der sie die Schifte auf der Themse weist,
symbolisch den Handel Londons erklärend. An der Seite
der stehenden Figur befindet sich ein Schild, auf welchem
das Wappen der City angebracht ist. Die sehr schöne Figur
der Germania hält in der einen Hand ein Schwert, während
die andere Hand ein mit dem Wappen Deutschlands ver-
sehenes Schild erfasst hat. Im Vordergrunde ruht friedlich
ein Löwe als Symbol englischer Macht. Am Fuße des
Thrones sind zwei Tauben als weitere Bürgschaft des Frie-
dens, sowie das Datum des kaiserlichen Besuches einge-
zeichnet. Außerdem sind allegorische Figuren innerhalb
einer Balustrade dargestellt und jenseits derselben zur rech-
ten Hand werden die Masten von Schiften sichtbar. Zur
Linken sieht man die City und mehrere hervorragende Bau-
lichkeiten Londons, so namentlich die St. Pauls-Kathedrale.
Pierre Voissiere, ein junger Archivar in Montpellier,
machte vor kurzem eine interessante Entdeckung, welche
das Datum und Nebenumstände der Erfindung des Präge-
stempels feststellt. Während der Gelehrte Manuskripte in
der Nationalbibliothek durchsah, um über das Leben Charles
de Morillac's, eines französischen Diplomaten des 16. Jahr-
hunderts, zu schreiben, fand er eine Serie von Briefen, die
auf obigen Gegenstand Licht verbreiteten. De Marillac war
nämlich Gesandter am Hofe Karl's V. von 1550 bis 1551 und
hielt sich zu dieser Zeit in Augsburg auf. Hier lernte er
einen Mann, jedenfalls einen Deutschen, kennen, dessen
Name aber nicht aus dem Dokument hervorgeht, der ihm
für König Heinrich II. von Frankreich das betreffende Ge-
heimnis um 3000 Kronen verkaufte. Die Erfindung und das
Geheimnis wurde aber sehr bald verraten, und schon 1561
war dasselbe in England bekannt und ausgenutzt.
Preisaussehreiben. Die Kunstanstalt von Moritx Sehauen-
burg in Lahr (Baden) erlässt ein Preisausschreiben für Ent-
würfe zu Cigarrenpackungen. Erster Preis 600 M., zweiter
Preis 500 M., dritter Preis 400 M. Die aus vier Zeichnun-
gen (Hauptbild, Aufleger, Außen- und Schlussetikett) be-
stehenden Entwürfe müssen, da hauptsächlich für Amerika
bestimmt, sich dem amerikanischen Geschmack möglichst
nähern, in lebhaften Farben gehalten und mit einer Anzahl
Medaillen versehen sein, welche vorläufig in der Zeichnung
nur angedeutet zu sein brauchen, sie müssen sich ferner den
jetzt gangbaren Formaten anschließen. Die Arbeiten sind
spätestens bis zum 1. Januar 1894 einzusenden. Der Künstler
hat seine Arbeit mit einem Motto zu versehen und ein ver-
schlossenes Couvert beizufügen, das die Adresse des Künst-
lers enthalten und als Aufschrift das der Arbeit gegebene
Motto tragen muss. Es kann sich auch ein Künstler mit
mehreren Entwürfen an der Konkurrenz beteiligen. Die
Anstalt behält sich außerdem vor, auch eine Anzahl von
nicht prämiirten Entwürfen um die üblichen Preise zu er-
werben, und ersucht die Einsender, den Preis der betreffen-
den Packungen jeweils auf der beizulegenden Karte anzu-
geben.
ZU UNSEREN BILDERN.
Die neue Umsehlagxeiehnung des Kunstgewerbeblattes,
welche W. Weimar in Hamburg auf unseren Wunsch ent-
worfen hat, kommt nur einer kleinen Zahl von Lesern als
Umschlag vor Augen, da die Vereine, die sich dem Bezüge
des Blattes angeschlossen haben, besondere Umschläge er-
halten. Darum erscheint es wohl angemessen, den Entwurf,
der zugleich das Muster einer Schabpapierzeichnung ist,
durch Aufnahme ins Innere des Blattes allen zugänglich zu
machen. Zunächst fällt daran gewiss jedem Betrachter auf,
dass der Künstler darin völlig selbständig ist, dass er die
üblichen, herkömmlichen Motive, wie sie an den Kunst-
gewerbeschulen von Generation zu Generation weitergegeben
werden, vermieden hat. Kein Mäander, keine Grotteske,
kein Akanthus, kein Renaissanceknabe oder Mädchen,
keine Cartouche mit "den drei Schildern und was dergleichen
mehr ist. Aus dem Fuße wächst ein Rosenstrauch, der in
seiner Stilisirung etwas an die heraldischen Rosenstöcke
gemahnt, heraus. Er gilt als das Symbol des Glückes.
Rechts und links streben Epheuranken auf — das Symbol der
Dauer. Auf dem einfach gemusterten Grunde schwirren eine
Anzahl Bienen als Symbole des Fleißes. Über dem damas-
cirten Schilde, das den Titel trägt, erhebt sich ein metalle-
ner, mit Perlen und Steinen geschmückter Ring — dies soll
wohl eine Mahnung sein, in der Neuen Folge nur „Gediegenes"
zu bieten. Günstige Sterne scheinen über dem „fünften
Band" und hoffentlich werden sie auch über den folgenden
nicht verlöschen. Die stilisirten Flammenstrahlen, die die
höchste Spitze bilden, züngeln empor, dem Feuer der Be-
geisterung vergleichbar, mit dem am Fortschritt des deut-
schen Kunstgewerbes gearbeitet werden soll. Die technischen
Fortschritte, an denen unsere Zeit so reich ist, werden durch
zwei Glühlampen versinnbildlicht, die das Dunkel erhellen.
Die auf Seite 9 abgebildete Einbanddecke einer Haus-
chronik ist entworfen von Prof. Ad. M. Hildebrandt ,in Berlin,
von dem auch die Zeichnung der Beschläge herrührt; aus-
geführt ist dieselbe in der kunstgewerblichen Anstalt von
Georg Hulbe in Hamburg.
ZEITSCHRIFTEN.
Bayerische Gewerbezeitung. 1893. Nr. 17.
Betrachtungen über die ^Veränderlichkeit des Hausrats.
Mitteilungen des k. k. Österreichischen Museums. 1893.
Heft 9.
Die Tiroler Landesausstellung in Innsbruck. Von Dr. Ed. Lei-
se hing. — Die antiken Gefäße mit Bleiglasur in der archäo-
logischen Ausstellung. Von Dr. K. Masner.
Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbevereins in Mün-
chen. 1893. Heft 9/10.
Die Sammlung Straub im Straßburger Kunstgewerbemuseum
Von Prof. Dr. A. Schricker. — Aus dem Alten Lande. Von
O. Schlotke. — Kunstgewerbliches von der Weltausstellung in
Chicago. Von L. Gmelin. — Die historische Abteilung der
Tiroler Landesausstellung von 1893. Von Prof. Dr Sem per
Herausgeber: Arthur
Pabst in Köln. — Für die Redaktion verantwortlich: Artur Seemann, in Leipzig.
Druck von August Pries in Leipzig.
KLEINE MITTEILUNGEN.
behelmte Figur, die City von London darstellend. Ihre
rechte Hand ruht an einem Throne, auf welchem die Ger-
mania sitzt, und der sie die Schifte auf der Themse weist,
symbolisch den Handel Londons erklärend. An der Seite
der stehenden Figur befindet sich ein Schild, auf welchem
das Wappen der City angebracht ist. Die sehr schöne Figur
der Germania hält in der einen Hand ein Schwert, während
die andere Hand ein mit dem Wappen Deutschlands ver-
sehenes Schild erfasst hat. Im Vordergrunde ruht friedlich
ein Löwe als Symbol englischer Macht. Am Fuße des
Thrones sind zwei Tauben als weitere Bürgschaft des Frie-
dens, sowie das Datum des kaiserlichen Besuches einge-
zeichnet. Außerdem sind allegorische Figuren innerhalb
einer Balustrade dargestellt und jenseits derselben zur rech-
ten Hand werden die Masten von Schiften sichtbar. Zur
Linken sieht man die City und mehrere hervorragende Bau-
lichkeiten Londons, so namentlich die St. Pauls-Kathedrale.
Pierre Voissiere, ein junger Archivar in Montpellier,
machte vor kurzem eine interessante Entdeckung, welche
das Datum und Nebenumstände der Erfindung des Präge-
stempels feststellt. Während der Gelehrte Manuskripte in
der Nationalbibliothek durchsah, um über das Leben Charles
de Morillac's, eines französischen Diplomaten des 16. Jahr-
hunderts, zu schreiben, fand er eine Serie von Briefen, die
auf obigen Gegenstand Licht verbreiteten. De Marillac war
nämlich Gesandter am Hofe Karl's V. von 1550 bis 1551 und
hielt sich zu dieser Zeit in Augsburg auf. Hier lernte er
einen Mann, jedenfalls einen Deutschen, kennen, dessen
Name aber nicht aus dem Dokument hervorgeht, der ihm
für König Heinrich II. von Frankreich das betreffende Ge-
heimnis um 3000 Kronen verkaufte. Die Erfindung und das
Geheimnis wurde aber sehr bald verraten, und schon 1561
war dasselbe in England bekannt und ausgenutzt.
Preisaussehreiben. Die Kunstanstalt von Moritx Sehauen-
burg in Lahr (Baden) erlässt ein Preisausschreiben für Ent-
würfe zu Cigarrenpackungen. Erster Preis 600 M., zweiter
Preis 500 M., dritter Preis 400 M. Die aus vier Zeichnun-
gen (Hauptbild, Aufleger, Außen- und Schlussetikett) be-
stehenden Entwürfe müssen, da hauptsächlich für Amerika
bestimmt, sich dem amerikanischen Geschmack möglichst
nähern, in lebhaften Farben gehalten und mit einer Anzahl
Medaillen versehen sein, welche vorläufig in der Zeichnung
nur angedeutet zu sein brauchen, sie müssen sich ferner den
jetzt gangbaren Formaten anschließen. Die Arbeiten sind
spätestens bis zum 1. Januar 1894 einzusenden. Der Künstler
hat seine Arbeit mit einem Motto zu versehen und ein ver-
schlossenes Couvert beizufügen, das die Adresse des Künst-
lers enthalten und als Aufschrift das der Arbeit gegebene
Motto tragen muss. Es kann sich auch ein Künstler mit
mehreren Entwürfen an der Konkurrenz beteiligen. Die
Anstalt behält sich außerdem vor, auch eine Anzahl von
nicht prämiirten Entwürfen um die üblichen Preise zu er-
werben, und ersucht die Einsender, den Preis der betreffen-
den Packungen jeweils auf der beizulegenden Karte anzu-
geben.
ZU UNSEREN BILDERN.
Die neue Umsehlagxeiehnung des Kunstgewerbeblattes,
welche W. Weimar in Hamburg auf unseren Wunsch ent-
worfen hat, kommt nur einer kleinen Zahl von Lesern als
Umschlag vor Augen, da die Vereine, die sich dem Bezüge
des Blattes angeschlossen haben, besondere Umschläge er-
halten. Darum erscheint es wohl angemessen, den Entwurf,
der zugleich das Muster einer Schabpapierzeichnung ist,
durch Aufnahme ins Innere des Blattes allen zugänglich zu
machen. Zunächst fällt daran gewiss jedem Betrachter auf,
dass der Künstler darin völlig selbständig ist, dass er die
üblichen, herkömmlichen Motive, wie sie an den Kunst-
gewerbeschulen von Generation zu Generation weitergegeben
werden, vermieden hat. Kein Mäander, keine Grotteske,
kein Akanthus, kein Renaissanceknabe oder Mädchen,
keine Cartouche mit "den drei Schildern und was dergleichen
mehr ist. Aus dem Fuße wächst ein Rosenstrauch, der in
seiner Stilisirung etwas an die heraldischen Rosenstöcke
gemahnt, heraus. Er gilt als das Symbol des Glückes.
Rechts und links streben Epheuranken auf — das Symbol der
Dauer. Auf dem einfach gemusterten Grunde schwirren eine
Anzahl Bienen als Symbole des Fleißes. Über dem damas-
cirten Schilde, das den Titel trägt, erhebt sich ein metalle-
ner, mit Perlen und Steinen geschmückter Ring — dies soll
wohl eine Mahnung sein, in der Neuen Folge nur „Gediegenes"
zu bieten. Günstige Sterne scheinen über dem „fünften
Band" und hoffentlich werden sie auch über den folgenden
nicht verlöschen. Die stilisirten Flammenstrahlen, die die
höchste Spitze bilden, züngeln empor, dem Feuer der Be-
geisterung vergleichbar, mit dem am Fortschritt des deut-
schen Kunstgewerbes gearbeitet werden soll. Die technischen
Fortschritte, an denen unsere Zeit so reich ist, werden durch
zwei Glühlampen versinnbildlicht, die das Dunkel erhellen.
Die auf Seite 9 abgebildete Einbanddecke einer Haus-
chronik ist entworfen von Prof. Ad. M. Hildebrandt ,in Berlin,
von dem auch die Zeichnung der Beschläge herrührt; aus-
geführt ist dieselbe in der kunstgewerblichen Anstalt von
Georg Hulbe in Hamburg.
ZEITSCHRIFTEN.
Bayerische Gewerbezeitung. 1893. Nr. 17.
Betrachtungen über die ^Veränderlichkeit des Hausrats.
Mitteilungen des k. k. Österreichischen Museums. 1893.
Heft 9.
Die Tiroler Landesausstellung in Innsbruck. Von Dr. Ed. Lei-
se hing. — Die antiken Gefäße mit Bleiglasur in der archäo-
logischen Ausstellung. Von Dr. K. Masner.
Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbevereins in Mün-
chen. 1893. Heft 9/10.
Die Sammlung Straub im Straßburger Kunstgewerbemuseum
Von Prof. Dr. A. Schricker. — Aus dem Alten Lande. Von
O. Schlotke. — Kunstgewerbliches von der Weltausstellung in
Chicago. Von L. Gmelin. — Die historische Abteilung der
Tiroler Landesausstellung von 1893. Von Prof. Dr Sem per
Herausgeber: Arthur
Pabst in Köln. — Für die Redaktion verantwortlich: Artur Seemann, in Leipzig.
Druck von August Pries in Leipzig.