KLEINE MITTEILUNGEN.
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ganz nutzlos und es könnte so aussehen, als ob es nur darauf
ankäme, ein paar Anstellungen mehr zu haben, aber nicht,
wie die Angestellten wirken und was sie leisten. Der diri-
girende Lehrer ist ein gewesener Elementarlehrer und hat
in Berlin zwei Jahre zur Erlernung der „Methode" zuge-
bracht. Jetzt bildet er Lehrer und Lehrerinnen für höhere
Schulen und Fachschulen mit Einschluss der Kunstgewerbe-
schulen. Die Ausstellung der an dem Seminar ausgeführten
Blätter bewies, dass die Schule und die dortige „Methode"
nichts wert ist. Man muss sich fragen: Kann denn der be-
treffende Lehrer selbst zeichnen? Ist er im stände, Formen
zu verstehen und zu erläutern? Kann er für den Lehrling
denken und ihm raten? Hat er überhaupt eine Idee davon,
dass Zeichnen ein geistiges Produziren sein soll? Was wir
brauchen, sind Personen, die das gründlich verstehen, was sie
ehren sollen; also soll man für Fachschulen Lehrer anstellen,
die praktische Erfahrungen haben, Handwerker, Professionisten.
Die paar Leute, die von dieser Art in Preußen angestellt sind,
kommen kaum in Beteacht; es muss mit dem System ge-
brochen werden. Gern gebe ich zu, dass der Staat in den
letzten Jahren mit großer Freigebigkeit Ausgaben zur Hebung
des Handwerks gemacht hat, dass er manche nützliche
Gründung und Reorganisation unternommen hat, die sich
auch auf das Lehrpersonal manchmal erstreckte. Ob aber
der bureaukratische Weg der richtige ist, mag sich jeder
selbst beantworten. Mein Gegner bestätigt selbst, dass es
besser sei, wenn Fachleute den Fachunterricht erteilen, was
sollen wir also in Breslau mit einem Zeichenlehrerseminar,
das einen Theologen als Decernenten hat? Meine Darlegun-
gen über das Lehrlingswesen haben zwei Monate nach dem
Erscheinen durch den Regierangsentwurf über gewerbliche
Fachgenossenschaften, Handwerkerkammern, Beaufsichti-
gung des Lehrlingsverhältnisses u. s. w. Sanktionirung er-
halten, und wenn mein Gegner diesen Entwurf durchliest,
so wird er alles darin finden, was mir nötig erschien. Leider
ist ein Hauptpunkt, dass nur der Lehrlinge annehmen solle,
der Billigkeiten und entsprechende Arbeit hat, dabei aus-
geschlossen worden. In Bezug auf die Chicagoer Ausstellung
darf man wohl sagen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt.
Wir haben zur Repräsentation deutschen Wohlstands und
auch aus Courtoisie große Summen ausgegeben; das schließt
aber nicht aus, dass unsere Industrie sehr schlecht vertreten
gewesen ist. Berlin wirkte durch Massenproduktion und
hätte vielleicht besser gethan, Versuche in Gotisch zu unter-
lassen, die trotz sauberer Ausführung die Kritik der Kenner
arg herausfordert. Süddeutschland brachte das Beste und
wenn mein Gegner noch kurze Zeit sich getröstet, so wird
er allmählich das oben Gesägte in Fachblättern bestätigt
finden. M. KJMBEL.
ZEITSCHRIFTEN.
Bayerische Geiverbezeitung. 1893. Nr. 20.
Handwerker- oder Gewerbekammern von Dr. Th. Hampke.
Bayerische Gewerbezeitung. 1893. Nr. 21.
Die Weltausstellung in Chicago. Von Dr. Stockbauer.
Buchgewerbeblatt. 1893/94. Beft 1/3.
Über die Entwickelung und Verwendung farbiger Papiere in der
Buchbinderei. Von P. Adam. — Die offiziellen Choralbücher
Roms und das dem Hause Pustet in Regensburg verliehene Pri-
vileg. — Das erste Buch auf reinem Holzschliffpapier. Von
W. Herzberg. — Zwei Arbeiten über die Geschichte des Pa-
piers. Von E. Kirchner.
Geiverbehalle. 1893. Heft 12.
Taf. 89. Schrank im Germanischen Museum zu Nürnberg; auf-
genommen von Architekt L. Thiele in Köln a. Rh. — Taf. 90.
Wandfiillungen, Fenster- und Thürumrahmungen; entworfen von
H. Kaufmann in München. — Taf. 91. Schmiedeeiserne Gitter
und Wetterfahne; entworfen von Architekt A. Schubert in
Höxter. — Taf. 92. Italienischer Sammetstoff im k. k. österrei-
chischen Museum für Kunst und Industrie; aufgenommen von
0. Hesse daselbst. — Taf. 93. Drückerplatten für Haustele-
graphen, Thürknopf und Briefablage; entworfen von H. Kauf-
mann in München. — Taf. 94. Tischplatte (eingelegt in Nuss-
baumholz und Zink) im Stift Heiligenkreuz (Niederösterreich);
aufgenommen von C. Moser in Wien. — Taf. 95. Alte Verputz-
ornamente in, Ulm; aufgenommen von R. Knorr in Stuttgart.
— Taf. 96. Schmiedeeisernes Grabkreuz (Deutschland, Anfang
des 18. Jahrhunderts) im Nordböhmischen Gewerbemuseum zu
Keichenberg; aufgenommen..von A. Erben daselbst.
Mitteilungen des k. k. Österreichischen Museums für
Kunst und Industrie. November 1893. Beft 11.
Die Ausstellung der Kunstgewerbeschule, des k. k. Österreichi-
schen Museums. Von B. Bucher. — Über das Phantastische
und Satirische in der kirchlichen Kunst. Von Prof. Dr. A. W.
Neumann.
Monatsschrift für Textilindustrie. 1893. Beft 10.
Deutsche Textilerzeugnisse in Bulgarien. — Der wirtschaftliche
Aufschwung der Baumwollspinnerei im Königreich Sachsen. —
Versicherung gegen Arbeitslosigkeit.
Sprechsaal. 1893. Nr. 44 u. 45.
Das Bedrucken des Steinguts unter Glasur. Von 0. Sembach.
— Die Keramik auf der Kolumbischen Weltausstellung. — Der
gesetzliche Schutz des Fabrikgeheimnisses.
Zeitschrift für Innendekoration. 1893. Beft 11.
Keramik von Prof. F. LiUhmer. — Was bedeutet eine Volks-
kunst insbesondere für den Schmuck unseres Heims. Von
K. Statsmann. — Einiges über englische Keramik und eine
ihrer Heimstätten.
Irländische Häkelarbeiten. 19. Jahrhundert.
(Aus der Ornamentalen und kunstgewerbl. Sammelmappe, Serie V. Verlag von K. W. Hiersemann, Leipzig 1893.)
Herausgeber: Arthur Pabst in Köln. — Für die Redaktion verantwortlich: Artur Seematm, in Leipzig.
Druck von August Pries in Leipzig.
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ganz nutzlos und es könnte so aussehen, als ob es nur darauf
ankäme, ein paar Anstellungen mehr zu haben, aber nicht,
wie die Angestellten wirken und was sie leisten. Der diri-
girende Lehrer ist ein gewesener Elementarlehrer und hat
in Berlin zwei Jahre zur Erlernung der „Methode" zuge-
bracht. Jetzt bildet er Lehrer und Lehrerinnen für höhere
Schulen und Fachschulen mit Einschluss der Kunstgewerbe-
schulen. Die Ausstellung der an dem Seminar ausgeführten
Blätter bewies, dass die Schule und die dortige „Methode"
nichts wert ist. Man muss sich fragen: Kann denn der be-
treffende Lehrer selbst zeichnen? Ist er im stände, Formen
zu verstehen und zu erläutern? Kann er für den Lehrling
denken und ihm raten? Hat er überhaupt eine Idee davon,
dass Zeichnen ein geistiges Produziren sein soll? Was wir
brauchen, sind Personen, die das gründlich verstehen, was sie
ehren sollen; also soll man für Fachschulen Lehrer anstellen,
die praktische Erfahrungen haben, Handwerker, Professionisten.
Die paar Leute, die von dieser Art in Preußen angestellt sind,
kommen kaum in Beteacht; es muss mit dem System ge-
brochen werden. Gern gebe ich zu, dass der Staat in den
letzten Jahren mit großer Freigebigkeit Ausgaben zur Hebung
des Handwerks gemacht hat, dass er manche nützliche
Gründung und Reorganisation unternommen hat, die sich
auch auf das Lehrpersonal manchmal erstreckte. Ob aber
der bureaukratische Weg der richtige ist, mag sich jeder
selbst beantworten. Mein Gegner bestätigt selbst, dass es
besser sei, wenn Fachleute den Fachunterricht erteilen, was
sollen wir also in Breslau mit einem Zeichenlehrerseminar,
das einen Theologen als Decernenten hat? Meine Darlegun-
gen über das Lehrlingswesen haben zwei Monate nach dem
Erscheinen durch den Regierangsentwurf über gewerbliche
Fachgenossenschaften, Handwerkerkammern, Beaufsichti-
gung des Lehrlingsverhältnisses u. s. w. Sanktionirung er-
halten, und wenn mein Gegner diesen Entwurf durchliest,
so wird er alles darin finden, was mir nötig erschien. Leider
ist ein Hauptpunkt, dass nur der Lehrlinge annehmen solle,
der Billigkeiten und entsprechende Arbeit hat, dabei aus-
geschlossen worden. In Bezug auf die Chicagoer Ausstellung
darf man wohl sagen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt.
Wir haben zur Repräsentation deutschen Wohlstands und
auch aus Courtoisie große Summen ausgegeben; das schließt
aber nicht aus, dass unsere Industrie sehr schlecht vertreten
gewesen ist. Berlin wirkte durch Massenproduktion und
hätte vielleicht besser gethan, Versuche in Gotisch zu unter-
lassen, die trotz sauberer Ausführung die Kritik der Kenner
arg herausfordert. Süddeutschland brachte das Beste und
wenn mein Gegner noch kurze Zeit sich getröstet, so wird
er allmählich das oben Gesägte in Fachblättern bestätigt
finden. M. KJMBEL.
ZEITSCHRIFTEN.
Bayerische Geiverbezeitung. 1893. Nr. 20.
Handwerker- oder Gewerbekammern von Dr. Th. Hampke.
Bayerische Gewerbezeitung. 1893. Nr. 21.
Die Weltausstellung in Chicago. Von Dr. Stockbauer.
Buchgewerbeblatt. 1893/94. Beft 1/3.
Über die Entwickelung und Verwendung farbiger Papiere in der
Buchbinderei. Von P. Adam. — Die offiziellen Choralbücher
Roms und das dem Hause Pustet in Regensburg verliehene Pri-
vileg. — Das erste Buch auf reinem Holzschliffpapier. Von
W. Herzberg. — Zwei Arbeiten über die Geschichte des Pa-
piers. Von E. Kirchner.
Geiverbehalle. 1893. Heft 12.
Taf. 89. Schrank im Germanischen Museum zu Nürnberg; auf-
genommen von Architekt L. Thiele in Köln a. Rh. — Taf. 90.
Wandfiillungen, Fenster- und Thürumrahmungen; entworfen von
H. Kaufmann in München. — Taf. 91. Schmiedeeiserne Gitter
und Wetterfahne; entworfen von Architekt A. Schubert in
Höxter. — Taf. 92. Italienischer Sammetstoff im k. k. österrei-
chischen Museum für Kunst und Industrie; aufgenommen von
0. Hesse daselbst. — Taf. 93. Drückerplatten für Haustele-
graphen, Thürknopf und Briefablage; entworfen von H. Kauf-
mann in München. — Taf. 94. Tischplatte (eingelegt in Nuss-
baumholz und Zink) im Stift Heiligenkreuz (Niederösterreich);
aufgenommen von C. Moser in Wien. — Taf. 95. Alte Verputz-
ornamente in, Ulm; aufgenommen von R. Knorr in Stuttgart.
— Taf. 96. Schmiedeeisernes Grabkreuz (Deutschland, Anfang
des 18. Jahrhunderts) im Nordböhmischen Gewerbemuseum zu
Keichenberg; aufgenommen..von A. Erben daselbst.
Mitteilungen des k. k. Österreichischen Museums für
Kunst und Industrie. November 1893. Beft 11.
Die Ausstellung der Kunstgewerbeschule, des k. k. Österreichi-
schen Museums. Von B. Bucher. — Über das Phantastische
und Satirische in der kirchlichen Kunst. Von Prof. Dr. A. W.
Neumann.
Monatsschrift für Textilindustrie. 1893. Beft 10.
Deutsche Textilerzeugnisse in Bulgarien. — Der wirtschaftliche
Aufschwung der Baumwollspinnerei im Königreich Sachsen. —
Versicherung gegen Arbeitslosigkeit.
Sprechsaal. 1893. Nr. 44 u. 45.
Das Bedrucken des Steinguts unter Glasur. Von 0. Sembach.
— Die Keramik auf der Kolumbischen Weltausstellung. — Der
gesetzliche Schutz des Fabrikgeheimnisses.
Zeitschrift für Innendekoration. 1893. Beft 11.
Keramik von Prof. F. LiUhmer. — Was bedeutet eine Volks-
kunst insbesondere für den Schmuck unseres Heims. Von
K. Statsmann. — Einiges über englische Keramik und eine
ihrer Heimstätten.
Irländische Häkelarbeiten. 19. Jahrhundert.
(Aus der Ornamentalen und kunstgewerbl. Sammelmappe, Serie V. Verlag von K. W. Hiersemann, Leipzig 1893.)
Herausgeber: Arthur Pabst in Köln. — Für die Redaktion verantwortlich: Artur Seematm, in Leipzig.
Druck von August Pries in Leipzig.