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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 5.1894

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3804#0087

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KLEINE MITTEILUNGEN.

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ahmung gefunden, aber das deutsche Gitter bleibt der deut-
schen Art getreu; alles ist wuchtiger und mit breitem Akan-
thusblattwerk durchsetzt. In der Zeit der Regence zeigt
Bich ein größerer Reichtum in der Verschlingung der Kurven,
der im Louis XV-Stil noch eine Steigerung erfährt, obwohl
die Zuthaten von Blattwerk etc. auch dort sehr bescheiden
gehalten sind. Auch hier sind die deutschen Meister wieder
weiter gegangen, indem sie das Muschelwerk und mannig-
fache Blumen und Sträuße
mit Vorliebe verwenden. Die-
sen Formenkreis des Schmie-
deeisens schließt der Louis
XVI-Stil ab, der wieder auf
die römische Antike zurück-
geht. Auch hier liefert wie-
derum der Architekt die
Zeichnungen, welche sich m
Mäandern und strengen Stab-
verschlingungen bewegen.
Aber obwohl dadurch große
Wirkungen erzielt werden,
so wird damit doch dem
Schmiedeeisen gleichsam Ge-
walt angethan. Zum Schluss
erläuterte Herr Ingenieur
F. Spengler eine Reihe von
ihm vorgelegter moderner
Baubeschläge, wobei er be-
sonders den Unterschied
zwischen deutschen und ame-
rikanischen Arbeiten hervor-
hob.

Breslau. In der am
l.Dezemb. 1893 abgehaltenen
Sitzung berichtete der Direk-
tor der Kunst- und Kunstge-
werbeschule, Professor Kühn,
über die Ergebnisse der für
den Entwurf eines Vereins-
wappens ausgeschrieben ge-
wesenen Konkurrenz. Der
Redner betonte zunächst, dass
die Aufgabe zu komplizirt
gewesen sei; das Hauptmo-
ment dabei bleibe die Schaf-
fung eines geeigneten Ver-
einssiegels. In Rücksicht dar-
auf seien zwei der einge-
laufenen sechs Arbeiten von
vornherein auszuscheiden, da
sie nichts Geeignetes zur
Darstellung brächten. Die
anderen vier Arbeiten seien
im wesentlichen gut und
böten hinsichtlich des Prin-
'zips und der Anordnung















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Kokolto-Standuhr. Entworfen von Dir. H. Götz. Festgabe des Badisch.

Müitärverbandes an S. K. H. den Erbgroßherzog Friedrich von Baden.

(Chicago.)

Hans Rumsch, der erste Vorsitzende des Vereins, einen sehr
interessanten und beifällig aufgenommenen Vortrag über
das Thema „Sgraffito und seine Anwendung für Fassaden-
dekoration". Sgraffito ist, wie der Vortragende ausführte,
eine schon im 15. und 16. Jahrhundert in Italien und Deutsch-
land bekannt gewesene Dekorationstechnik, die bei uns in
Deutschland von Gottfried Semper wieder aufgenommen
wurde und unter Laufberger in Wien zur höchsten Blüte

und Vollendung gelangte. Be-
dauerlich sei es, dass Sgraf-
fito heutzutage für die Fas-
sadendekoration so wenig
Verwendung finde, trotz der
billigen Herstellungsweise,
der Dauerhaftigkeit und der
bedeutenden dabei erreich-
baren malerischen Wirkung.
Allerdings erfordert diese
Technik einen tüchtigen Zeich-
ner und einen leistungs-
fähigen Architekten. Was die
Darstellungsart anlangt, so
bilden Kalk, Sand mit Erd-
farben und ein Schlackenzu-
satz den Untergrund zum
Sgraffito; durch einen helle-
ren Uberputz mit Kalk-
schlemme erzielt man die
für die Dekoration gewünschte
Farbe. Durch Hinwegkratzen
des Überputzes mit hierzu
gebräuchlichen Eisen wirdso-
dann die Zeichnung entweder
hell auf dunklem Grund
oder umgekehrt hervorge-
rufen. Durch Kombination
von verschiedenartig gefärb-
tem Unterputz lassen sich,
wie die Sgraffiten an unserem
Museum beweisen, interes-
sante malerische Effekte er-
zielen, und ferner bietet sich
dabei durch Hinzuziehung der
Malerei — Farbenauftrag al
Fresco — Gelegenheit zu
einer noch wirkungsvolleren
farbigen Darstellung. " Der
Redner veranschaulichte seine
Darlegungen durch zwei von
ihm selbst für diesen Zweck
angefertigte Sgraffitoproben
sowie durch Materialproben,
Kartons ausgeführter Sgraf-
fito-Arbeiten und Auslegung
von Vorlagewerken. Profes-
sor Kühn nahm im Laufe

zweifellos Brauchbares, aber die verwendeten Motive könn-
ten, da sie bereits als Schutzmarken kunstgewerblicher Fir-
men im Handel existirten, nicht als passend für ein Vereins-
wappen angesehen werden. Aus diesem Grunde habe sich
die Jury für eine bestimmte Arbeit nicht aussprechen können
und mache daher den Vorschlag, für die in der Ausschrei-
bung gestellten Aufgaben einzeln neue Ausschreibungen statt-
finden zu lassen. Nachdem der zweite Vorsitzende, Stucca-
teur Wilborn, dem Redner gedankt hatte, hielt der Maler
Kunstgewerbeblatt. N. F. V. H. 4.

des Vortrages Veranlassung, nähere Aufschlüsse über Lauf-
berger zu geben und darauf hinzuweisen, dass an der Kyns-
burg in Schlesien sehr gut erhaltene Sgraffito-Arbeiten vor-
handen sind, denen ein Alter von mindestens 150 Jahren
zugeschrieben werden kann. (Schlesische Zeitung.)

Halle a. S. Die Monatsversammlung am 13. November
eröffnete der Vorsitzende, Herr Regierungsbaumeister Knoch,
indem derselbe verschiedene geschäftliche Mitteilungen er-
stattete. Eingegangen ist u. a. ein Wettausschreiben des

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