KLEINE MITTEILUNGEN.
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jedoch durch keine besonders harmonische Farbenzusammen-
stellung aus. Die dekorativen Figuren, die sich, nebenbei
bemerkt, wohl nur zu Wanddekorationen eignen würden, sind
ausschließlich mit hellbrauner Schattirung versehen. Wir
möchten sowohl dem Herausgeber dieser Vorlagen, als auch
vielen anderen dringend empfehlen, den figürlichen Darstel-
lungen nicht gar zu viel Platz in ihren Werken einzuräumen,
sondern sich mehr an stilisirte Pflanzen und Früchte zu
halten. Dem Charakter der Brandtechnik entsprechen stili-
sirte deutsche Pflanzenornamente, sowie das spätgotische
und das Rokokoornament, frei in Bewegung und Konzep-
tion, bei weitem am meisten. Rein geometrische Ornamente,
sowie das bereits viel mehr gebundene italienische Laub-
werk eignen sich, da ihnen die kräftigen Konturen und die
ornamentirter Gegenstände nur Motive zu Kreis- und Flächen-
füllungen, Friesverzierungen etc. gebracht hätten, Alsdann
wäre ein jeder im stände gewesen, sich selbst seine Muster
ohne besondere Mühe zu jedem beliebigen Gegenstand zu-
sammenstellen zu können, ohne wie jetzt gezwungen zu sein,
bei Auswahl der Gegenstände die Vorlagen zu Rate ziehen
zu müssen.
VEREINE.
-u- Berlin. Der Verein für deutsches Kunstyeicerbc
nahm in seiner Generalversammlung am 10. Januar Stel-
lung zur Beteiligung des Vereins an der geplanten Aus-
stellung des Verbandes deutscher Kunstgewerbevereine in
Berlin 1896. Der Vorstand legte die Sache folgendermaßen
Truhenschloss. Deutsche Arbeit in St. Michael (Eggau) in Tirol, gezeichnet von Fr. Paukeet.
freie Auffassung mangeln, bedeutend weniger hierzu. Zwar
werden auch Vögel, Amoretten, Genrebilder, Schmetterlinge
u. s. f. hin und wieder für kleine Gegenstände recht gut
verwendbar sein; was aber zum Beispiel der in Vorlage
Nr. 17 auf einem Bierseidel sitzende Kater und der ihm vis-
a-vis in einem Blütenkelch schwebende saure Häring auf einer
Stuhllehne zu suchen haben, wird wohl jedem unbegreiflich
bleiben. Wir empfehlen dem Herausgeber Professor J. Trap-
per's „Entwürfe zu praktisch verwendbaren Objekten der
Holzbrandtechnik", in denen er geeignetere Muster für Stuhl-
lehnen finden wird. Besonders schwierig sind die vorliegen-
den Musterblätter nicht. Man kann annehmen, dass allen
geübteren Dilettanten die Ausführung derselben gut gelingen
wird. Für Anfänger eignen sie sich nicht, sind für dieselben
wohl auch kaum bestimmt. Praktischer aber und ungleich
empfehlenswerter wären sie gewesen, wenn sie statt fertig
dar: Das Berliner Kunstgewerbe wünsche eine Ausstellung
in Berlin in jeder erreichbaren Form. Nachdem die Mög-
lichkeit einer Weltausstellung gefallen sei, habe sich der
Verein für eine große nationale Ausstellung ausgesprochen,
obwohl eine solche fast den Umfang einer Weltausstellung ein-
nehmen würde und nur unter thatkräftiger Mitwirkung der
Reichsregierung in Angriff genommen werden könne. Neuerdings
hätten die Leiter der Reichsregierung und des preußischen
Ministeriums zu verstehen gegeben, dass die Staatsbehörde
zur Zeit auch eine nationale Ausstellung zu unterstützen
nicht in der Lage sei; das Berliner Kunstgewerbe in weiterem
Umfange sehe sich daher auf eine wesentlich auf Berlin be-
schränkte Ausstellung angewiesen, welche durch private
Initiative wohl zu erreichen sei; der Vorstand bringe diesem
Unternehmen seine volle Sympathie entgegen. Für das
Kunstgewerbe insbesondere sei es aber möglich, mit Hilfe
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jedoch durch keine besonders harmonische Farbenzusammen-
stellung aus. Die dekorativen Figuren, die sich, nebenbei
bemerkt, wohl nur zu Wanddekorationen eignen würden, sind
ausschließlich mit hellbrauner Schattirung versehen. Wir
möchten sowohl dem Herausgeber dieser Vorlagen, als auch
vielen anderen dringend empfehlen, den figürlichen Darstel-
lungen nicht gar zu viel Platz in ihren Werken einzuräumen,
sondern sich mehr an stilisirte Pflanzen und Früchte zu
halten. Dem Charakter der Brandtechnik entsprechen stili-
sirte deutsche Pflanzenornamente, sowie das spätgotische
und das Rokokoornament, frei in Bewegung und Konzep-
tion, bei weitem am meisten. Rein geometrische Ornamente,
sowie das bereits viel mehr gebundene italienische Laub-
werk eignen sich, da ihnen die kräftigen Konturen und die
ornamentirter Gegenstände nur Motive zu Kreis- und Flächen-
füllungen, Friesverzierungen etc. gebracht hätten, Alsdann
wäre ein jeder im stände gewesen, sich selbst seine Muster
ohne besondere Mühe zu jedem beliebigen Gegenstand zu-
sammenstellen zu können, ohne wie jetzt gezwungen zu sein,
bei Auswahl der Gegenstände die Vorlagen zu Rate ziehen
zu müssen.
VEREINE.
-u- Berlin. Der Verein für deutsches Kunstyeicerbc
nahm in seiner Generalversammlung am 10. Januar Stel-
lung zur Beteiligung des Vereins an der geplanten Aus-
stellung des Verbandes deutscher Kunstgewerbevereine in
Berlin 1896. Der Vorstand legte die Sache folgendermaßen
Truhenschloss. Deutsche Arbeit in St. Michael (Eggau) in Tirol, gezeichnet von Fr. Paukeet.
freie Auffassung mangeln, bedeutend weniger hierzu. Zwar
werden auch Vögel, Amoretten, Genrebilder, Schmetterlinge
u. s. f. hin und wieder für kleine Gegenstände recht gut
verwendbar sein; was aber zum Beispiel der in Vorlage
Nr. 17 auf einem Bierseidel sitzende Kater und der ihm vis-
a-vis in einem Blütenkelch schwebende saure Häring auf einer
Stuhllehne zu suchen haben, wird wohl jedem unbegreiflich
bleiben. Wir empfehlen dem Herausgeber Professor J. Trap-
per's „Entwürfe zu praktisch verwendbaren Objekten der
Holzbrandtechnik", in denen er geeignetere Muster für Stuhl-
lehnen finden wird. Besonders schwierig sind die vorliegen-
den Musterblätter nicht. Man kann annehmen, dass allen
geübteren Dilettanten die Ausführung derselben gut gelingen
wird. Für Anfänger eignen sie sich nicht, sind für dieselben
wohl auch kaum bestimmt. Praktischer aber und ungleich
empfehlenswerter wären sie gewesen, wenn sie statt fertig
dar: Das Berliner Kunstgewerbe wünsche eine Ausstellung
in Berlin in jeder erreichbaren Form. Nachdem die Mög-
lichkeit einer Weltausstellung gefallen sei, habe sich der
Verein für eine große nationale Ausstellung ausgesprochen,
obwohl eine solche fast den Umfang einer Weltausstellung ein-
nehmen würde und nur unter thatkräftiger Mitwirkung der
Reichsregierung in Angriff genommen werden könne. Neuerdings
hätten die Leiter der Reichsregierung und des preußischen
Ministeriums zu verstehen gegeben, dass die Staatsbehörde
zur Zeit auch eine nationale Ausstellung zu unterstützen
nicht in der Lage sei; das Berliner Kunstgewerbe in weiterem
Umfange sehe sich daher auf eine wesentlich auf Berlin be-
schränkte Ausstellung angewiesen, welche durch private
Initiative wohl zu erreichen sei; der Vorstand bringe diesem
Unternehmen seine volle Sympathie entgegen. Für das
Kunstgewerbe insbesondere sei es aber möglich, mit Hilfe