AUS DER WERKSTATT DES THEATERMALERS.
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forderlichen Ab- und Zugänge, Thüren, Fenster, bei
Landschaften Hügel, Felsspitzen, Wasser etc. müssen
bestimmt werden. Dazu kommt die Rücksicht auf
die übrigen Dekorationen derselben Vorstellung, die
unter Umständen so schwer aufzustellen sind, dass
sie zu Beginn des Aktes schon ganz oder teilweise
stehen müssen. Ist dies alles so weit klargelegt,
dass Störungen im Auf- und Abbau nicht zu be-
fürchten sind, dass auch eine übermäßige Ausdeh-
nung der Zwischenakte vermieden werden kann, dann
erst tritt an den Maler die Aufgabe heran, den
künstlerischen Entwurf der Dekoration zu machen.
bemalenden Leinwandflächen unmöglich ist, eine
ganze Dekoration sofort im Großen zu entwerfen, so
geht der Ausführung stets die Herstellung einer
Skizze voran. Es wird ein genaues Abbild der De-
koration mit allen ihren Teilen in kleinem Maßstabe
aus Karton angefertigt und ebenso aufgestellt, wie
später die Dekoration stehen soll.
Nun erst kann mit der Ausführung der Dekora-
tion auf der Leinwand begonnen werden. Die Lein-
wand, meist zweieinhalb Meter breit, wird auf die
nötige Größe zugeschnitten und mit Hand- oder Ma-
schinennaht an den Webekanten zusammengenäht.
Burghof - Dekoration aus ilem II. Akte des Lohengrin. Entworfen und für das kgl. Opernhaus in Berlin ausgeführt von E. Quaglio.
Bei den Entwürfen sind dann vorerst die Regeln
der Perspektive zu beachten, zumal es sich in 90
von 100 Fällen um Architekturbilder, teils äußere,
teils innere handelt, während rein landschaftliche
Dekorationen weit seltener vorkommen. Die Bühnen-
perspektive baut sich im allgemeinen auf den Prin-
zipien der gewöhnlichen malerischen Perspektive
auf, weicht aber besonders dadurch wesentlich von
ihr ab, dass das Bild nicht auf einer Fläche, sondern
auf verschiedene Flächen verteilt darzustellen ist.
Es würde zu weit führen, die einzelnen Gesetze hier
darzulegen.
Da es bei den kolossalen Dimensionen der zu
Diese oft gewaltigen Leinwandflächen werden nun
im Malersaal Mach am Boden ausgelegt und an den
vier Seiten mit kurzen Drahtstiften aufgespannt.
Jetzt folgt das Grundiren; dieGrundirungsflüssigkeit,
mit starkem abgekochten Leim versetzte Kreide,
kurzweg „Grund" genannt, wird in heißem Zustande
mittelst einer großen, an langem Stiel befestigten
Bürste aufgetragen. Es erfordert ziemlich viel Kraft
und Gewandtheit, den Grund gleichmäßig auf der
Fläche zu verteilen; für den ferneren Fortgang der
Arbeit kommt es sehr darauf an, dass der Grund
gut ausgefallen ist. Ein zu wenig oder zu viel ge-
leimter, zu dünner oder zu dicker Grund hat auf
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forderlichen Ab- und Zugänge, Thüren, Fenster, bei
Landschaften Hügel, Felsspitzen, Wasser etc. müssen
bestimmt werden. Dazu kommt die Rücksicht auf
die übrigen Dekorationen derselben Vorstellung, die
unter Umständen so schwer aufzustellen sind, dass
sie zu Beginn des Aktes schon ganz oder teilweise
stehen müssen. Ist dies alles so weit klargelegt,
dass Störungen im Auf- und Abbau nicht zu be-
fürchten sind, dass auch eine übermäßige Ausdeh-
nung der Zwischenakte vermieden werden kann, dann
erst tritt an den Maler die Aufgabe heran, den
künstlerischen Entwurf der Dekoration zu machen.
bemalenden Leinwandflächen unmöglich ist, eine
ganze Dekoration sofort im Großen zu entwerfen, so
geht der Ausführung stets die Herstellung einer
Skizze voran. Es wird ein genaues Abbild der De-
koration mit allen ihren Teilen in kleinem Maßstabe
aus Karton angefertigt und ebenso aufgestellt, wie
später die Dekoration stehen soll.
Nun erst kann mit der Ausführung der Dekora-
tion auf der Leinwand begonnen werden. Die Lein-
wand, meist zweieinhalb Meter breit, wird auf die
nötige Größe zugeschnitten und mit Hand- oder Ma-
schinennaht an den Webekanten zusammengenäht.
Burghof - Dekoration aus ilem II. Akte des Lohengrin. Entworfen und für das kgl. Opernhaus in Berlin ausgeführt von E. Quaglio.
Bei den Entwürfen sind dann vorerst die Regeln
der Perspektive zu beachten, zumal es sich in 90
von 100 Fällen um Architekturbilder, teils äußere,
teils innere handelt, während rein landschaftliche
Dekorationen weit seltener vorkommen. Die Bühnen-
perspektive baut sich im allgemeinen auf den Prin-
zipien der gewöhnlichen malerischen Perspektive
auf, weicht aber besonders dadurch wesentlich von
ihr ab, dass das Bild nicht auf einer Fläche, sondern
auf verschiedene Flächen verteilt darzustellen ist.
Es würde zu weit führen, die einzelnen Gesetze hier
darzulegen.
Da es bei den kolossalen Dimensionen der zu
Diese oft gewaltigen Leinwandflächen werden nun
im Malersaal Mach am Boden ausgelegt und an den
vier Seiten mit kurzen Drahtstiften aufgespannt.
Jetzt folgt das Grundiren; dieGrundirungsflüssigkeit,
mit starkem abgekochten Leim versetzte Kreide,
kurzweg „Grund" genannt, wird in heißem Zustande
mittelst einer großen, an langem Stiel befestigten
Bürste aufgetragen. Es erfordert ziemlich viel Kraft
und Gewandtheit, den Grund gleichmäßig auf der
Fläche zu verteilen; für den ferneren Fortgang der
Arbeit kommt es sehr darauf an, dass der Grund
gut ausgefallen ist. Ein zu wenig oder zu viel ge-
leimter, zu dünner oder zu dicker Grund hat auf