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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 5.1894

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Quaglio, Eugen: Aus der Werkstatt des Theatermalers
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https://doi.org/10.11588/diglit.3804#0149

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AUS DER WERKSTATT DES THEATERMALERS.

das weitere Malen und auf die Haltbarkeit der Ma-
lerei großen Einfluss.

In zwölf Stunden ist der Grund getrocknet und
nun beginnt das Aufzeichnen. Mit stramm gespann-
ter, kohlegeschwärzter Schnur wird die ganze Fläche
in metergroße Quadrate geteilt und nach dem Modell
jedes Stück der Dekoration ins Große auf die Lein-
wand übertragen. Der Künstler muss dabei stehen-
den Fußes arbeiten, seine Zeichenkohle und seine
Pinsel sitzen an Stäben von etwa einem Meter Länge.
Auch die für gerade Linien nötigen Lineale und die
Maßstäbe haben in der Mitte einen meterlangen,

die weitere Ausführung die Zeichnung noch genau
erkennen lassen.

Zum Malen verwendet man in Wasser ange-
riebene Farben, welche mit Leimwasser so weit als
nötig verdünnt werden. Sie werden so dünn ge-
halten, als irgend thunlich ist, oft nur als Lasuren,
denn je weniger Farbkörper auf der Leinwand sitzt,
desto dauerhafter ist die Malerei, an deren Haltbar-
keit durch das ofte Auf- und Zurollen und den
häufigen Transport bedeutende Anforderungen ge-
stellt werden. Aus diesem Grunde ist ein pastoses
Malen, wie bei Ölbildern, ganz unstatthaft, denn

Schenke zum Hosenband im I. u. II. Akte des Falstaff. Entworfen und für das kgl. Opernhaus in Berlin ausgeführt von E. Quaglio.

beweglichen Stiel. Sie werden mit dev. linken Hand
regiert, während die rechte Kohle und Pinsel führt.
Falsche oder überflüssige Kohlenlinien werden mit
dem „Abklopfer", einem gleichfalls an einem Stab
befestigten Leinwandstücke, entfernt. Ist die Zeich-
nung mit Kohle richtig aufgetragen, so wird sie, da
die Kohle zu leicht verwischt, mit stark geleimter
oder einer tintenartigen dunklen Farbe ausgezogen.
Beide Farben haben nicht nur den Zweck, die Zeich-
nung augenblicklich festzuhalten, sondern sie bieten
auch gleichzeitig den Vorteil, dass sie, mit nicht
zu dicker Farbe überlegt, nach dem Trocknen dieser
ersten Anlage deutlich durchscheinen und somit für

dick aufgesetzte Farben würden beim erstmaligen
Rollen, noch ehe die Dekoration auf die Bühne
käme, zum größten Teile abblättern. Das Betreten
schon bemalter Stellen ist natürlich nicht zu ver-
meiden; daher tragen die Maler hackenlose, möglichst
glattsohlige Schuhe, um das Sichtbarwerden der
Fußtritte thunlichst zu verhindern.

Da natürlich eine aus vielen Teilen zusammen-
gesetzte Dekoration nicht auf einmal aufgespannt
und gemalt werden kann, auch selten von einem
Maler allein fertiggestellt wird, so ist vor Beginn
der Ausführung als Ergänzung des, meist nur die
Zeichnung und die Verhältnisse gebenden Modelles
 
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