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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 5.1894

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Bode, Wilhelm von: Moderne Kunst in den Vereinigten Staaten von Amerika, [2,2]: Die Architektur und das Kunsthandwerk
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https://doi.org/10.11588/diglit.3804#0167

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MODERNE KUNST IN DEN VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA.

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Amerikanischer Eicbenholzstulil mit Polsterung.

stattlichem Umfang entwickelt ist.
Die Tageszeit, in der der Amerikaner
sein Haus besonders benutzt und recht
eigentlich genießt, ist der Abend; denn
von früher Morgenstunde an ist er
außerhalb im Bureau beschäftigt. Da-
her ist die Dekoration der Innenräume
vornehmlich auf den Abend berech-
net, und die Beleuchtungsfrage und
die Beleuchtungskörper spielen eine
hervorragende Rolle dabei. In den
meisten amerikanischen Städten hat
nun das elektrische Licht schon die
Überhand, in einzelnen hat es das Gas
schon ganz verdrängt; die neueren
Bauten, namentlich die, welche auf
künstlerische Durchbildung Anspruch
machen, werden wohl ausnahmslos
durch Elektricität und zwar durch
Glühlampen beleuchtet. In der An-
bringung derselben, in ihrer Form
und Farbenwirkung haben die Ameri-
kaner ihren praktischen Sinn eben-
so glänzend bewährt wie ihren Ge-
schmack und ihre Phantasie. Während

man in Europa sich dabei fast ausnahms-
los, entgegen der Natur des Glühlichts,
durch die Tradition der alten Lichtkörper
für Gas und Kerzen hat irre leiten lassen,
Kronleuchter, Armleuchter oder Lampen da-
für adaptirt oder neu komponirt hat, hat
man in Amerika von vornherein den Cha-
rakter des Glühlichts richtig erfasst und
daraus in der mannigfachsten und phantasie-
vollsten, oft selbst phantastischen Weise die
Lampen angebracht und gestaltet. Volles,
ruhiges und gleichmäßiges Licht allen Teilen
des Zimmers zuzuführen und zugleich das
Auge vor der Blendung zu schützen, diese
Aufgabe erfüllt der Amerikaner in der aus-
giebigsten und vielseitigsten Art. Die Lämp-
chen sind regelmäßig vereinzelt oder in
kleinen Gruppen angebracht, vornehmlich in
der Stuckdekoration der Decke und in den
Thürstürzen, die etwas vertieft liegen, um
die Lichter nicht sofort sehen zu lassen.
Bald bilden sie die Blumen in den Rosetten
der Stuck Ornamente, hängen als Früchte,
als Büschel, als Tropfen, als kleine Körb-
chen von der Decke herunter, bald sind
sie hinter schwebenden Vögeln oder großen

Amerikanischer Stuhl in liohrgeflecht.
 
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