Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 5.1894

DOI Artikel:
Bode, Wilhelm von: Moderne Kunst in den Vereinigten Staaten von Amerika, [2,2]: Die Architektur und das Kunsthandwerk
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3804#0172

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
146

MODERNE KUNST IN DEN VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA.

deutschen Prachtarbeit in Renaissance- oder Rokoko-
stil auffallend einfachen und bescheidenen Schmiede-
arbeiten der Amerikaner zeichnen sich durch die Man-
nigfaltigkeit der Moti-
ve, durch die geschickte
Unterordnungunterdie
Architektur und die
Zweckmäßigkeit der
Verwendung gerade
vor jener prahlerischen
und technisch hoch voll-
endeten Arbeit sehr
vorteilhaft aus. Ebenso
kräftig wie ihr Schmie-
deeisen im Anschluss
an die Außenarchitek-
tur ist, ebenso zierlich
ist ihr Gitterwerk im
Innern, namentlich in
den Elevators, deren
regelmäßige Dekora-
tion leicht gedrehte und
geschlagene Eisenstäb-
chen und Drähte von
der verschiedenartig-
sten,anmutigstenZeich-
nung bilden.

Diese Übersicht
über das Kunsthand-
werk in den Vereinig-
ten Staaten konnte nur
eine kurze, zum Teil
lückenhafte sein, da
sie nur auf einem kur-
zen Besuch Amerikas
beruht. Doch war es
mir vergönnt, gerade
mit verschiedenen der

hervorragendsten
Künstler in ihrem Fa-
che, den eigentlichen
Leitern der modernen Bestrebungen nach dieser
Richtung, bekannt zu werden und unter ihrer Füh-
rung auch die bedeutendsten und eigenartigsten Leis-

Rcarabäen-Spiegel von Tiffatiy & Co. in New York.

tungen abseits der Ausstellung kennen zu lernen.
Ihnen verdanke ich es, dass ich in den Geist der
modernen amerikanischen Kunst, in den Zusammen-
hang ihrer einzelnen
Zweige und ihrer kur-
zen Entwickelung bes-
ser eingeweiht worden
bin, als es ein längerer
führerloser Aufenthalt
ermöglicht haben wür-
de. Mag auch nacli
mancher Richtung das
amerikanische Hand-
werk noch unentwik-
kelt sein, mag es hier
und da dem europäi-
schen noch nicht ge-
wachsen sein, mag auch
hier (wie in allen ame-
rikanischen Dingen)
Unfertiges und Rohes
neben Überfeinerung
nebenhergehen, so hat
es doch durch den künst-
lerischen Sinn, der es
beherrscht, durch die
Frische und Eigenar-
tigkeit der Erfindung
und die stilvolle und
technisch vollendete
Ausführung schon jetzt
einen wesentlichen Vor-
sprung vor unserem
Handwerk. Vor diesem
hat es obenein durch
die Entwickelung fes-
ter nationaler Gewohn-
heiten die Basis einer
gesunden Weiterbil-
dung voraus. Möge die
Erkenntnis dieser That-
sachen mit dazu bei-
tragen, für unser nationales Handwerk eine gesundere
Entwickelung, als wir sie in den letzten Jahrzehnten
durchgelebt haben, einzuleiten.

m^—-
 
Annotationen