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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 5.1894

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Falke, Otto von: Zur Entwicklungsgeschichte des muhammedanischen Ornaments
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https://doi.org/10.11588/diglit.3804#0204

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174 DIE ENTWICKLUNGSGESCHICHTE DES MUHAMMEDANISCHEN ORNAMENTES.

mentik überhaupt — eine ausgesprochene Hinnei-
gung zu naturalisirenden Formen. Sie äußert sich
einerseits in einer Vorliebe für animalische Motive
und in einer freieren Behandlung der Tiere und der
menschlichen Gestalt, andererseits in der Ausbildung
der vegetabilen Muster. Schon in den ältesten da-
tirten persisch-islamitischen Denkmälern ist diese
Richtung zu erkennen. Es sind dies die Fayence-
füesen und Gefäße mit Verzierung in Goldlüster,

Ducane Godman", London 1891, von demselben
Autor. Die Tiere auf diesen Fliesen zeigen bei aller
Flüchtigkeit der Zeichnung doch eine treue Natur-
beobachtung in ihren Bewegungen. Die Arabeske
ist nur vereinzelt und sehr spärlich verwendet; an
ihrer Stelle steht ein regelloses Blattwerk oder aus
einer Wurzel aufstrebende Stauden mit Blättern und
Blüten, flüchtige aber unverkennbare Nachbildungen
lebender Pflanzen in ihrer natürlichen Erscheinung.

Abb. 6. Moscheelampe aus Fayence vom Jahre 1549,

verziert mit Arabesken und sogenanntem chinesischen Wolkenband.

(Kunstgewerbemuseum in Berlin.)

welche durch Inschriften und Fundort als persische
Arbeiten des 13. und 14. Jahrhunderts gekennzeich-
net sind (Abb. 1). Ein großer Teil dieser Fay-
encen ist besprochen und publizirt von Henry Wal-
lis in drei Abhandlungen') und in dem glänzend
ausgestatteten Katalog der Godman Collection in
London ,.Persian ceramic Art in the Collection of

1) Notes on some examples of early persian lustreware.
London, Quaritch, 1889.

Abb. 7. Fayencevass aus Damaskus (?),

16. Jahrh., mit Rankenwerk unter chinesischem Einfluss.

(British Museum in London.)

In einzelnen Fällen ist die Schwertlilie wiederge-
geben, die auch späterhin ein beliebtes Motiv der
persischen Pflanzen Ornamentik bleibt.

Zur Entfaltung von Rankenwerk mit regelmäßi-
gem Rapport bieten die Sternfliesen und die Lüster-
gefäße keine genügende Fläche. Wir finden die
ersten datirten Beispiele dafür in den zinnglasirten
Fayencefliesen der grünen Moschee in Brussa (Ab-
bildungen bei Parvillee, Architecture et decoration
turques au XVe siecle. 1874) und in den Mosaik-
 
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