ÜBER ECHTE BRONZEN UND PATINA.
187
Bronze von der Societe anonyme des Bronces in Paris,
modellirt von Angles.
noch die wenigen Feinheiten des Bronzegusses und
des Modells verloren.
Man vergleiche doch mit diesen glänzenden, ge-
schliffenen Bronzen diejenigen Bronzen erster Meister,
welche bei Vermeidung einer gänzlichen Überarbei-
tung und infolge eines vorzüglichen Bronzegusses
noch die beim Guss sich ergebende Oberfläche des
Modells zeigen, in welchen man den Künstler und
seine Eigenart noch mit Sicherheit erkennen kann,
und man wird mit einigem Kunstverständnis keinen
Augenblick im Zweifel sein, welches die reiz- und
wertvollere Darstellung ist. Nicht bloß in der For-
mengruppe im großen und ganzen, in der Gesamt-
anordnung des Bildwerkes, sollen und wollen wir
den Künstler sehen, sondern auch in seiner Dar-
stellungsweise, in der verschiedenen Oberflächen-
behandlung zum Zweck der verschiedenen Fleisch-
und Stoffwirkung.
Diesen Reiz kann in hohem Grade auch ein
durchaus skizzenhaft behandeltes Modell eines Künst-
lers aufweisen, welches in seiner Eigenart und der
Darstellung der künstlerischen Gedanken seines
Schöpfers bisweilen sehr viel wertvoller ist als
manche bis in die kleinsten Einzelheiten ausgeführ-
ten Bildwerke vieler Durchschnittskünstler; gerade
bei solchen Meisterschöpfungen ersterer Art ist es
Aufgabe der „Bronze", die Eigenarten des Vorbildes
(des Originals) möglichst getreu wiederzugeben, was
um so besser geschehen kann, je weniger eine Über-
arbeitung der Gussoberfläche stattfindet, weshalb
man sogar in besonderen Fällen auf jede Nacharbeit
verzichtet und lieber kleine Gussfehler oder stehen-
gebliebene feine Gussnähte eines Sandgusses mit in
den Kauf nimmt, als sich der Gefahr aussetzt, mit
diesen kleinen Mängeln auch Feinheiten des Modells,
der Modellskizze, zu beseitigen. Für solche Arbeiten
eignet sich die Wachsausschmelzung ganz besonders,
namentlich dann, wenn der Künstler sein Gebilde
unmittelbar in Modellirwachs gearbeitet oder einen
nach einem Gipsmodell genommenen Wachsabguss
persönlich nachgearbeitet hat.
Wegen des bei der Wachsformerei (durch das
Ausschmelzen) verloren gehenden Modells nennt
man das Verfahren auch: Guss mit verlorener Form.
Hat schon an sich die reine natürliche Bronze
einen dem Auge wohlthuenden, warmen, goldgelben
bis braunroten Farbenton, so wird derselbe infolge
der oxydirenden Einwirkung der Luft und ihrer Bei-
mischungen durch die Bildung von Rost auf der
Oberfläche, dem sogenannten Edelrost oder der
Patina, noch vorteilhaft verändert. Diese soge-
nannte „schöne Patina" oder der Edelrost einer Bronze
ist „die durch Zeit und äußere Einflüsse eintretende
chemische und physikalische Veränderung der reinen
Metalloberfläche unter Übergehen des ursprünglichen
gelbroten reinen Metallbronzetons ins Grüne oder
Braune, bei gleichzeitiger allmählicher Entstehung
einer glatten, eigentümlich reizvollen, matt glänzen-
den, durchscheinenden, fast speckigen Oberfläche,
welche über das darunter befindliche echte Metall
keinerlei Zweifel lässt."
Diese glänzende, durchscheinende Patinaober-
fläche ist also nicht das Ergebnis einer vorausgegan-
genen glatten Bearbeitung der Bronzeoberfläche,
sondern die Folge der Patinabildung; ebensowenig
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Pierrette; Bronze von der Socißte anonyme des Bronces in Paris,
modellirt von R. Allard.
24*
187
Bronze von der Societe anonyme des Bronces in Paris,
modellirt von Angles.
noch die wenigen Feinheiten des Bronzegusses und
des Modells verloren.
Man vergleiche doch mit diesen glänzenden, ge-
schliffenen Bronzen diejenigen Bronzen erster Meister,
welche bei Vermeidung einer gänzlichen Überarbei-
tung und infolge eines vorzüglichen Bronzegusses
noch die beim Guss sich ergebende Oberfläche des
Modells zeigen, in welchen man den Künstler und
seine Eigenart noch mit Sicherheit erkennen kann,
und man wird mit einigem Kunstverständnis keinen
Augenblick im Zweifel sein, welches die reiz- und
wertvollere Darstellung ist. Nicht bloß in der For-
mengruppe im großen und ganzen, in der Gesamt-
anordnung des Bildwerkes, sollen und wollen wir
den Künstler sehen, sondern auch in seiner Dar-
stellungsweise, in der verschiedenen Oberflächen-
behandlung zum Zweck der verschiedenen Fleisch-
und Stoffwirkung.
Diesen Reiz kann in hohem Grade auch ein
durchaus skizzenhaft behandeltes Modell eines Künst-
lers aufweisen, welches in seiner Eigenart und der
Darstellung der künstlerischen Gedanken seines
Schöpfers bisweilen sehr viel wertvoller ist als
manche bis in die kleinsten Einzelheiten ausgeführ-
ten Bildwerke vieler Durchschnittskünstler; gerade
bei solchen Meisterschöpfungen ersterer Art ist es
Aufgabe der „Bronze", die Eigenarten des Vorbildes
(des Originals) möglichst getreu wiederzugeben, was
um so besser geschehen kann, je weniger eine Über-
arbeitung der Gussoberfläche stattfindet, weshalb
man sogar in besonderen Fällen auf jede Nacharbeit
verzichtet und lieber kleine Gussfehler oder stehen-
gebliebene feine Gussnähte eines Sandgusses mit in
den Kauf nimmt, als sich der Gefahr aussetzt, mit
diesen kleinen Mängeln auch Feinheiten des Modells,
der Modellskizze, zu beseitigen. Für solche Arbeiten
eignet sich die Wachsausschmelzung ganz besonders,
namentlich dann, wenn der Künstler sein Gebilde
unmittelbar in Modellirwachs gearbeitet oder einen
nach einem Gipsmodell genommenen Wachsabguss
persönlich nachgearbeitet hat.
Wegen des bei der Wachsformerei (durch das
Ausschmelzen) verloren gehenden Modells nennt
man das Verfahren auch: Guss mit verlorener Form.
Hat schon an sich die reine natürliche Bronze
einen dem Auge wohlthuenden, warmen, goldgelben
bis braunroten Farbenton, so wird derselbe infolge
der oxydirenden Einwirkung der Luft und ihrer Bei-
mischungen durch die Bildung von Rost auf der
Oberfläche, dem sogenannten Edelrost oder der
Patina, noch vorteilhaft verändert. Diese soge-
nannte „schöne Patina" oder der Edelrost einer Bronze
ist „die durch Zeit und äußere Einflüsse eintretende
chemische und physikalische Veränderung der reinen
Metalloberfläche unter Übergehen des ursprünglichen
gelbroten reinen Metallbronzetons ins Grüne oder
Braune, bei gleichzeitiger allmählicher Entstehung
einer glatten, eigentümlich reizvollen, matt glänzen-
den, durchscheinenden, fast speckigen Oberfläche,
welche über das darunter befindliche echte Metall
keinerlei Zweifel lässt."
Diese glänzende, durchscheinende Patinaober-
fläche ist also nicht das Ergebnis einer vorausgegan-
genen glatten Bearbeitung der Bronzeoberfläche,
sondern die Folge der Patinabildung; ebensowenig
■Hfl""".......""......■"■m.nn.nntmnimmHimHia
Pierrette; Bronze von der Socißte anonyme des Bronces in Paris,
modellirt von R. Allard.
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