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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 5.1894

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Hausding, A.: Über echte Bronzen und Patina
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https://doi.org/10.11588/diglit.3804#0224

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ÜBER ECHTE BRONZEN UND PATINA.

Dieses „Nachwachsen" der Patina kann bei allen
Bronzen durch Abwaschen derselben mit Wasser
und Seife und nachheriges Überwischen mit einem
Tropfen Ol, bei kleineren Bronzen in vorteilhafter
Weise durch öfteres Überwischen mit der flachen
Hand oder dem Daumen gefördert werden. Deshalb
zeigen auch alle im Freien aufgestellten Bronzedenk-
mäler, soweit deren Teile der Berübrung durch die
menschliche Hand (dem Anfassen der Beschauer)
zugänglich sind, die schöne braune, durchscheinende
schmalzartige Patina, und aus gleichem Grunde sind
die unvermeidlichen Warnungstafeln: „Das Berühren
dieser Gegenstände ist verboten" in den Bronzeab-
teilungen unserer Museen und Kunstausstellungen
nicht am Platze. An den auf dem Becken des Schloss-
brunnens lagernden Frauen gestalten zeigt sich die
Mitwirkung der Beschauer auf eine rasche und reiz-
volle Patinabildung (von der Wirkung der sandigen
Stiefelsohlen abgesehen) schon jetzt in vorteilhaftester
Weise, und dieselben Gruppen zeigen, dass die Patina-
bildung nicht, wie vielfach in Unkenntnis der Vor-
gänge behauptet worden, glatt und sauber bearbei-
tete Bronzeoberflächen zur notwendigen Voraus-
setzung hat, sondern dass die glatte, durchscheinende,
schmelzartige Bronzeoberfläche die Folge der Patina-
bildung ist. Den schlagendsten Beweis für diese
Thatsache giebt auch das Denkmal des Großen Kur-
fürsten auf der Langen Brücke in Berlin, welches
bis in die siebziger Jahre als Muster schöner Patina-
bildung angesehen wurde und thatsächlich auch an-
gesehen werden konnte. Die Ursache davon wurde
auch hier (irrigerweise) in der bei seiner Herstellung

vorgenommenen glatten Bearbeitung der Bronze-
oberfläche gesucht. Inzwischen aber (und nament-
lich seit der letzten Abwaschung) ist auch hier
die schöne Patina vollständig verschwunden; an dem
Standbilde, mit Ausnahme der von den Vorüber-
gehenden öfter angefassten Kniescheiben, Finger und
Zehen der Sklavengestalten, ist keine Spur davon
mehr zu finden; es ist ebenso schwarz und stumpf
wie alle übrigen Bronzedenkmäler Berlins, in wel-
chem die rauch- und schmutzgeschwängerte Atmo-
sphäre der Bildung schöner Patina nicht mehr för-
derlich ist. Die früher für die Patinabildung geeig-
nete Metalloberfläche dieses Denkmals hat doch
inzwischen Niemand geraubt, ebensowenig wie
die bei Aufstellung des Schlossbrunnens unverstan-
denermaßen bemängelte „rauhe Gussoberfläche" der
Becken-Frauengestalten, auf der sich mittlerweile
durch die erwähnten günstigen Umstände eine schöne
glatte Patina gebildet hat, nachträglich von niemand
geglättet oder gedichtet worden ist. Bei erste-
rein Denkmale ist also trotz der vermeintlichen
glatten Bearbeitung der Oberfläche die bereits ge-
bildete Patina infolge der ungünstigen atmosphä-
rischen Einflüsse verschwunden, und bei den Schloss-
brunnenfiguren hat sich innerhalb kurzer Zeit, trotz
der, vom künstlerischen Standpunkte übrigens nur
zu billigenden, „rauhen Gussoberfläche" (genau dem
künstlerischen Modelle entsprechend), infolge der
äußeren günstigen Umstände eine schöne braune
Patina und damit eine durchscheinende glatte Metall-
haut gebildet. Man muss hier nicht Ursache und
Wirkung mit einander verwechseln.

Auf dem Ball. Bronze von der Societe anonyme des Bronces in Paris
modellirt von G. von der Stkaeten.
 
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