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DAS HAMBURGISCHE MUSEUM FÜR KUNST UND GEWERBE.
herrschender durchweg zur Geltung zu gelangen hätte,
auch dazu führen könnte, die so sehr heliehten Ord-
nungen nach technologischen Gesichtspunkten immer
mehr schwinden zu lassen und dafür, nach dem Vorbilde
ethnographischer Museen, die treibenden und schaffenden
Kräfte eines Volkes auf irgend einer Stufe seiner Kultur
für die Aufstellung technisch verschiedener Denkmäler
zu Grunde zu legen, das führt Brinckmann an einigen
sehr hübscheu Beispielen auf Seite VII der Einleitung aus.
Was uns betrifft, so sind wir der Ansicht, dass,
Das ist es auch, was Brinckmann gewiss mit berück-
sichtigt wissen will, wenn er der Scheidung von Kunst
und Kunstgewerbe entgegentretend und den Schwerpunkt
in möglichst lebendige Wirkungen legend, sagt: „Man
wird sich nicht begnügen, leere Eahmen als Vorbilder an
die Wände zu hängen, sondern man wird sich sagen, dass
ein Rahmen ein Bild enthalten muss, um richtig gewür-
digt zu werden; man wird nicht mehr nur die Keste
alter Seiden und Sammete bewahren, wie der Botaniker
Pflanzen im Herbarium, sondern man wird sich sagen,
Bronzener Drache als Wasserspeier einer Quellenleitung. Japan, XVII. Jahrh. Länge des Kopfes von der
Zungen- zur Hörnerspitze 34 cm. (Aus dem Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg.)
wo es geht, es so zu geschehen hat. Es kommt dabei
ebensosehr auf den vorhandenen Bestand wie auf die
gegebenen Räumlichkeiten an. Vorläufig, meinen wir,
braucht jedoch weder die eine noch die andere Anschauung
konsequent durchgeführt zu werden; es wird z. Z. in
den meisten Museen genügen, wenn nur an der einen oder
andern Stelle in der Aufstellung das kulturgeschichtliche
Prinzip vor dem technologischen den Vorzug bekommt.
Aber in dem einen wie dem anderen Falle bleibt
eine Hauptsache die, dass der Aufstellende bemüht sei,
einen dem Auge künstlerisch wohlgefälligen Aufbau zu
erzielen. Ein Museum soll mit seinen Schätzen nicht
bloß den Geist belehren, sondern auch das Auge erfreuen.
dass erst die Verwendung eines Gewebes in der Tracht,
für die es bestimmt war, dasselbe verständlich macht,
und man wird den Geweben alte Kostüme oder docli
alte farbige Trachtenbilder hinzufügen".
Gewiss: Leben und Schönheit müssen in einem Museum
herrschen, sie allein sind im Stande, es vor dem schon
so oft getadelten Charakter eines unwirtlichen Magazins,
eines Ladens, einer Trödelbude, und wie diese liebens-
würdigen Ausdrücke sonst noch heißen mögen, dauernd
zu bewahren.
Gleich das erste Kapitel des Buches beginnt mit
einem Gebiet, das im Museum einen Glanzpunkt dar-
stellt und unter den Händen des Direktors seit Jahr
DAS HAMBURGISCHE MUSEUM FÜR KUNST UND GEWERBE.
herrschender durchweg zur Geltung zu gelangen hätte,
auch dazu führen könnte, die so sehr heliehten Ord-
nungen nach technologischen Gesichtspunkten immer
mehr schwinden zu lassen und dafür, nach dem Vorbilde
ethnographischer Museen, die treibenden und schaffenden
Kräfte eines Volkes auf irgend einer Stufe seiner Kultur
für die Aufstellung technisch verschiedener Denkmäler
zu Grunde zu legen, das führt Brinckmann an einigen
sehr hübscheu Beispielen auf Seite VII der Einleitung aus.
Was uns betrifft, so sind wir der Ansicht, dass,
Das ist es auch, was Brinckmann gewiss mit berück-
sichtigt wissen will, wenn er der Scheidung von Kunst
und Kunstgewerbe entgegentretend und den Schwerpunkt
in möglichst lebendige Wirkungen legend, sagt: „Man
wird sich nicht begnügen, leere Eahmen als Vorbilder an
die Wände zu hängen, sondern man wird sich sagen, dass
ein Rahmen ein Bild enthalten muss, um richtig gewür-
digt zu werden; man wird nicht mehr nur die Keste
alter Seiden und Sammete bewahren, wie der Botaniker
Pflanzen im Herbarium, sondern man wird sich sagen,
Bronzener Drache als Wasserspeier einer Quellenleitung. Japan, XVII. Jahrh. Länge des Kopfes von der
Zungen- zur Hörnerspitze 34 cm. (Aus dem Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg.)
wo es geht, es so zu geschehen hat. Es kommt dabei
ebensosehr auf den vorhandenen Bestand wie auf die
gegebenen Räumlichkeiten an. Vorläufig, meinen wir,
braucht jedoch weder die eine noch die andere Anschauung
konsequent durchgeführt zu werden; es wird z. Z. in
den meisten Museen genügen, wenn nur an der einen oder
andern Stelle in der Aufstellung das kulturgeschichtliche
Prinzip vor dem technologischen den Vorzug bekommt.
Aber in dem einen wie dem anderen Falle bleibt
eine Hauptsache die, dass der Aufstellende bemüht sei,
einen dem Auge künstlerisch wohlgefälligen Aufbau zu
erzielen. Ein Museum soll mit seinen Schätzen nicht
bloß den Geist belehren, sondern auch das Auge erfreuen.
dass erst die Verwendung eines Gewebes in der Tracht,
für die es bestimmt war, dasselbe verständlich macht,
und man wird den Geweben alte Kostüme oder docli
alte farbige Trachtenbilder hinzufügen".
Gewiss: Leben und Schönheit müssen in einem Museum
herrschen, sie allein sind im Stande, es vor dem schon
so oft getadelten Charakter eines unwirtlichen Magazins,
eines Ladens, einer Trödelbude, und wie diese liebens-
würdigen Ausdrücke sonst noch heißen mögen, dauernd
zu bewahren.
Gleich das erste Kapitel des Buches beginnt mit
einem Gebiet, das im Museum einen Glanzpunkt dar-
stellt und unter den Händen des Direktors seit Jahr