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KLEINE MITTEILUNGEN.
der pädagogisch - methodischer Stoff bearbeitung mit ziem-
lichem Geschick lösen. Architekt Franz Schwertner, Pro-
fessor an der k. k. Staatsgewerbeschule zu Czernowitz, hat
in sauberster und korrektester Darstellung 100 Tafeln 4° Vor-
lagen (lithograph. Druck, tiefschwarz) für die Einführung
in das Ornamentzeichnen geschaffen, welche es wohl ver-
dienen, auch an deutschen gewerblichen Unterrichtsanstalten
Beachtung und Einführung zu finden. Von Blatt zu Blatt
schwieriger werdend, ist hier besonders der strengen Bogen-,
Kurven- und Spirallinie ein weites Feld eingeräumt; anschlie-
ßend hieran sind griechische,
römische und Renaissancebei-
spiele gegeben, die an sche-
matisch aufgerissenen Natur-
formen, wie Blättern und Ran-
ken, weitere Erklärung finden.
Es ist bei diesem Lehrgang
beabsichtigt, die Steifheit der
praktisch arbeitenden Hand
zu beseitigen, das Auge zu
schulen und das Gefühl für
schöne Linienführungen und
strenge Ornamentformen zu
wecken. Welche große Bedeu-
tung trotz aller Gegenströ-
mung heute immer noch dem
stilisirten Akanthusblatt, der
Ranke und -Blüte beigelegt
wird, mag aus der Thatsache
gekennzeichnet werden, dass
nicht weniger als zwanzig
Vorlagen dieser Stilpflanze ge-
widmet sind, daneben sind
natürlich Lotosblume, Palmet-
te und Blütenrosette ausrei-
chend vertreten. Sicher sind
diese mit großem Fleiß zusam-
mengestellten Vorlagen für
die Unter- und Mittelstufe eine
gute Grundlage für das Orna-
mentzeichnen. — Der Preis
dieser 100 Blatt in Mappe be-
trägt M. 12.—, wofür sich die
Anschaffung von selbst em-
pfiehlt. — Das geometrische
Gegenstück zu vorstehendem
Werke lieferte Karl Schei-
neclcer, Bürgerschul- und Ge-
werbeschul - Fachlehrer in
Wien, in seinen „121 gerad-
linigen Ornamenten ans allen
Stilarien" (in gleichem Ver-
lage erschienen), auf 100 Ta-
feln kl. 4° verteilt, denen ein be-
schreibender Text auf 64 Seiten
beigegeben ist. Auch bei diesem Werke ist Druck und Aus-
führung tadellos, Aufgabe und Wert desselben jedoch dem
ersten Werke nicht gleichkommend. Ich habe vielfach die
trübe Erfahrung gemacht, dass ein übermäßiges geometri-
sches Zeichnen, das Zeichnen von Mäandern und sonstigen
Flechtmustern und Bändern in Netzen, also das forcirte
Zeichnen mit Schiene und Winkel, die Hand verdirbt und
damit das Freihandzeichnen schädigt. Nun erstrebt aller-
dings der Verfasser hierbei Vermeidung jeglichen Hilfsmittels
wie Schiene, Winkel und Zirkel, wodurch meines Erachtens
Vase.
das Übel jedoch nicht beseitigt wird. Man sollte hier ganz
besonders Maß und Ziel halten und sich mit den notwendig-
sten Übungen zufrieden geben. Unstreitig ist das Gebiet
sehr erschöpfend behandelt und haben Muster aller Stilarten
vollste Würdigung gefunden. Für die kleinen Flächen er-
scheint die Schraffür etwas hart, wodurch die Zeichnung un-
ruhig wird; auch die Netzlinien hätten schwächer sein
können. Das Werk dürfte in erster Linie Webeschulen und
technischen Lehranstalten neben dem eigentlichen Fachzeich-
nen nützen. Der Preis von M. 6.— ist nun aber ein so
außerordentlich billiger, dass
schon eine bescheidene Aus-
wahl — der Stoff lässt sich
auf eine ganze Reihe von Klas-
sen verteilen — die Anschaf-
fung lohnt. — Im Verlage von
Georg Siemens, Berlin 1893,
erschien gleichfalls ein Werk,
welches dem Zeichenunter-
richt gewidmet ist: „Orna-
mentale Vorlageblätter für
das Freihandzeichnen", ent-
worfen und gezeichnet von
Heinrich Heyl, Maler und
Zeichenlehrer in Berlin. Heft
I, 20 Tafeln in 40. M. 4,50
in Mappe. In braunem Voll-
druck bieten die Tafeln Flach-
muster in Blatt- und Ranken-
werk, Kompositionen von Ein-
zelgebilden in klarer und
ziemlich großer Wiedergabe,
alten Mustern nachempfunden
in gefälliger Zeichnung und
Formengebung. Sie können
fortgeschritteneren Schülern
in Volks-, Mittel- und Fort-
bildungsschulen von großem
Nutzen sein, weil gerade die
Ausführung der Muster den
ersten Farbenübungen, An-
legen schwieriger Flächen mit
einer Farbe, viel Vorschub
leistet. — Ein sehr praktisch
und vielseitig angelegtes
Werk: Zeichen - Wandvor-
lagen, eine Formensammlung
in zwanglosen Heften, ließ
soeben Herrn. Batike, ordentl.
Lehrer an der königl. Kunst-
und Kunstgewerbeschule in
Breslau, im Verlage der Schle-
sischen Buchdruckerei, Kunst-
und Verlagsanstalt, Akt.-Ges.
vorm.S. Schottländer-Breslau,
erscheinen. Es liegen bereits vor: Heft I mit 5 Wandtafeln
90 X 120 cm in Schwarzdruck sowie 5 Tafeln Erläuterungs-
skizzen in 4° für Lehraufgaben zum Preise von M. 5.—; Heft II
mit G Wandtafeln in gleicher Größe, zum Teil in Zweifarben-
druck und ebenfalls 6 Tafeln Erläuterungsskizzen zum Preise
von M. 7.50. Es handelt sich hier um streng gezeichnete Natur-
formen und ihre stilistische Verarbeitung in der Antike, im
Mittelalter und in der Renaissance, denen zum Teil künst-
liche Formen wie Lyra, Krone, Schild und Dreizack ergän-
zend beitreten. Behandelt sind folgende Blattformen: Hanf,
Aus der kgl. PorzellanmanufaUtur zu Berlin.
(Chicago.)
KLEINE MITTEILUNGEN.
der pädagogisch - methodischer Stoff bearbeitung mit ziem-
lichem Geschick lösen. Architekt Franz Schwertner, Pro-
fessor an der k. k. Staatsgewerbeschule zu Czernowitz, hat
in sauberster und korrektester Darstellung 100 Tafeln 4° Vor-
lagen (lithograph. Druck, tiefschwarz) für die Einführung
in das Ornamentzeichnen geschaffen, welche es wohl ver-
dienen, auch an deutschen gewerblichen Unterrichtsanstalten
Beachtung und Einführung zu finden. Von Blatt zu Blatt
schwieriger werdend, ist hier besonders der strengen Bogen-,
Kurven- und Spirallinie ein weites Feld eingeräumt; anschlie-
ßend hieran sind griechische,
römische und Renaissancebei-
spiele gegeben, die an sche-
matisch aufgerissenen Natur-
formen, wie Blättern und Ran-
ken, weitere Erklärung finden.
Es ist bei diesem Lehrgang
beabsichtigt, die Steifheit der
praktisch arbeitenden Hand
zu beseitigen, das Auge zu
schulen und das Gefühl für
schöne Linienführungen und
strenge Ornamentformen zu
wecken. Welche große Bedeu-
tung trotz aller Gegenströ-
mung heute immer noch dem
stilisirten Akanthusblatt, der
Ranke und -Blüte beigelegt
wird, mag aus der Thatsache
gekennzeichnet werden, dass
nicht weniger als zwanzig
Vorlagen dieser Stilpflanze ge-
widmet sind, daneben sind
natürlich Lotosblume, Palmet-
te und Blütenrosette ausrei-
chend vertreten. Sicher sind
diese mit großem Fleiß zusam-
mengestellten Vorlagen für
die Unter- und Mittelstufe eine
gute Grundlage für das Orna-
mentzeichnen. — Der Preis
dieser 100 Blatt in Mappe be-
trägt M. 12.—, wofür sich die
Anschaffung von selbst em-
pfiehlt. — Das geometrische
Gegenstück zu vorstehendem
Werke lieferte Karl Schei-
neclcer, Bürgerschul- und Ge-
werbeschul - Fachlehrer in
Wien, in seinen „121 gerad-
linigen Ornamenten ans allen
Stilarien" (in gleichem Ver-
lage erschienen), auf 100 Ta-
feln kl. 4° verteilt, denen ein be-
schreibender Text auf 64 Seiten
beigegeben ist. Auch bei diesem Werke ist Druck und Aus-
führung tadellos, Aufgabe und Wert desselben jedoch dem
ersten Werke nicht gleichkommend. Ich habe vielfach die
trübe Erfahrung gemacht, dass ein übermäßiges geometri-
sches Zeichnen, das Zeichnen von Mäandern und sonstigen
Flechtmustern und Bändern in Netzen, also das forcirte
Zeichnen mit Schiene und Winkel, die Hand verdirbt und
damit das Freihandzeichnen schädigt. Nun erstrebt aller-
dings der Verfasser hierbei Vermeidung jeglichen Hilfsmittels
wie Schiene, Winkel und Zirkel, wodurch meines Erachtens
Vase.
das Übel jedoch nicht beseitigt wird. Man sollte hier ganz
besonders Maß und Ziel halten und sich mit den notwendig-
sten Übungen zufrieden geben. Unstreitig ist das Gebiet
sehr erschöpfend behandelt und haben Muster aller Stilarten
vollste Würdigung gefunden. Für die kleinen Flächen er-
scheint die Schraffür etwas hart, wodurch die Zeichnung un-
ruhig wird; auch die Netzlinien hätten schwächer sein
können. Das Werk dürfte in erster Linie Webeschulen und
technischen Lehranstalten neben dem eigentlichen Fachzeich-
nen nützen. Der Preis von M. 6.— ist nun aber ein so
außerordentlich billiger, dass
schon eine bescheidene Aus-
wahl — der Stoff lässt sich
auf eine ganze Reihe von Klas-
sen verteilen — die Anschaf-
fung lohnt. — Im Verlage von
Georg Siemens, Berlin 1893,
erschien gleichfalls ein Werk,
welches dem Zeichenunter-
richt gewidmet ist: „Orna-
mentale Vorlageblätter für
das Freihandzeichnen", ent-
worfen und gezeichnet von
Heinrich Heyl, Maler und
Zeichenlehrer in Berlin. Heft
I, 20 Tafeln in 40. M. 4,50
in Mappe. In braunem Voll-
druck bieten die Tafeln Flach-
muster in Blatt- und Ranken-
werk, Kompositionen von Ein-
zelgebilden in klarer und
ziemlich großer Wiedergabe,
alten Mustern nachempfunden
in gefälliger Zeichnung und
Formengebung. Sie können
fortgeschritteneren Schülern
in Volks-, Mittel- und Fort-
bildungsschulen von großem
Nutzen sein, weil gerade die
Ausführung der Muster den
ersten Farbenübungen, An-
legen schwieriger Flächen mit
einer Farbe, viel Vorschub
leistet. — Ein sehr praktisch
und vielseitig angelegtes
Werk: Zeichen - Wandvor-
lagen, eine Formensammlung
in zwanglosen Heften, ließ
soeben Herrn. Batike, ordentl.
Lehrer an der königl. Kunst-
und Kunstgewerbeschule in
Breslau, im Verlage der Schle-
sischen Buchdruckerei, Kunst-
und Verlagsanstalt, Akt.-Ges.
vorm.S. Schottländer-Breslau,
erscheinen. Es liegen bereits vor: Heft I mit 5 Wandtafeln
90 X 120 cm in Schwarzdruck sowie 5 Tafeln Erläuterungs-
skizzen in 4° für Lehraufgaben zum Preise von M. 5.—; Heft II
mit G Wandtafeln in gleicher Größe, zum Teil in Zweifarben-
druck und ebenfalls 6 Tafeln Erläuterungsskizzen zum Preise
von M. 7.50. Es handelt sich hier um streng gezeichnete Natur-
formen und ihre stilistische Verarbeitung in der Antike, im
Mittelalter und in der Renaissance, denen zum Teil künst-
liche Formen wie Lyra, Krone, Schild und Dreizack ergän-
zend beitreten. Behandelt sind folgende Blattformen: Hanf,
Aus der kgl. PorzellanmanufaUtur zu Berlin.
(Chicago.)