DIE PORZELLANFABRIK ZU KOPENHAGEN WÄHREND DES 18. JAHRHUNDERTS. 211
bis heute als die einzige Fabrikmarke in Gebrauch
geblieben.
Wiewohl einzelne Stücke bereits vor Eröffnung
der Fabrik entstanden sind, kam die fabrikmäßige
Herstellung des Porzellans doch nur allmälich in Gang.
Die Anlagen waren erst zu schaffen, die Versuche
zur Herstellung der Masse, der Farben u. s. w. erst
weiterzuführen. Vor allem galt es, ein sachverstän-
diges Personal zusammenzubringen. Mit Thatkraft
und Verständnis trat der zum Leiter der Anstalt
ernannte Inspektor Müller an diese Aufgaben heran.
Eine Reihe von Abhandlungen hat er darüber ge-
schrieben; in verhältnismäßig
kurzer Zeit waren alle jene
Fragen unter schwierigen Ver-
hältnissen gelöst.
Die Rohmaterialien für die
Massenbereitung wurden zuerst
von der Insel Bornholm bezo-
gen; nur das Kaolin scheint
später von Sachsen gebracht
worden zu sein. Das gefer-
tigte Porzellan schilderte Mül-
ler in der ersten Freude des
Gelingens zwar dem altjapani-
schen ähnlich, durchscheinend
obwohl matt im Bruch, auch
sollte es stärkere Hitze als jedes
andere europäische Porzellan
vertragen, dabei im Brande an
Volumen und Glasur verlieren;
aber die graue Farbe des Pro-
dukts und andere Fehler mach-
ten immer noch neue Ver-
suche nötig. Statt der säch-
sischen Porzellanerde gab man
später der von Limoges den Vorzug. Als Bornholm
nicht mehr genügenden Feldspat lieferte, wurde dieser
von Arundel in Norwegen bezogen.
Überaus schwierig war die Beschaffung der nö-
tigen Arbeitskräfte. Bei Eröffnung des Betriebes
hatte der Inspektor zwei Former und zwei Dreher zur
Verfügung, während die übrigen Arbeiter einfach
vom Militär kommandirt wurden. Eine künstlerische
Kraft wurde zwar in dem Bildhauer A. Tvede ge-
wonnen, aber die militärische Hilfe konnte für die
Dauer doch nicht genügen, und es galt nun, aus dem
Auslande zuverlässige Arbeiter zu gewinnen.
In Kopenhagen befand sich damals der Ober-
jägermeister von Langen, welcher von 1749—1763
die Fürstenberger Fabrik geleitet hatte. Um Rat
Fig. 4. Porzellanvase. (Rosenborg.)
gefragt, wies dieser auf den Fürstenberger Mo-
delleur A. C. Luplau hin, der infolgedessen 1776
für die Fabrik gewonnen wurde. Indess hatte Müller
schon vorher sein Augenmerk auf die Meißener
Fabrik gerichtet und dem dänischen Geschäfts-
träger in Dresden waren die entsprechenden Auf-
träge gegeben worden. Bald fanden sich fünf Ar-
beiter der sächsischen Fabrik zur Übersiedelung nach
Kopenhagen bereit.
Über die Arbeiter der Fabrik, ihre Leistungen
und Schicksale soll später berichtet werden. Bezüg-
lich dieser sächsischen Arbeiter sei somit hier nur
bemerkt, dass sie 1776 in Ko-
penhagen mit einer Freude
empfangen wurden, der nur
zu schnell die Ernüchterung
folgte; sie entsprachen nicht
den übertriebenen Erwartungen
und wurden der Anlass zu er-
bitterten Streitigkeiten in der
Fabrik.
Übrigens führte die Ab-
reise der Arbeiter von Meißen
beinahe zu diplomatischen Ver-
wickelungen. Dies hinderte
aber den dänischen Gesandten
nicht, sich, während er die un-
freundlichsten Noten aus dem
sächsischen Ministerium em-
pfing, eine genaue Beschreibung
der ganzen Meißener Fabrik,
sowie ihrer Betriebs- und Ar-
beiterverhältnisse zu verschaf-
fen. Gleichzeitig mit diesem
Aktenstück sandte er aber auch
die Warnung nach Kopenhagen,
dass dort nun der sächsische Gesandte alles dar-
ansetze, seine Landsleute zur Rückkehr zu bewegen.
Da die Sachsen stets zu Veränderungen geneigt
seien, so wären solche Einwirkungen sehr gefähr-
lich; und wirklich kehrten zwei Arbeiter, darunter
der Modellmeister Matthäi, den man als einen
ganz besonders guten Fang bezeichnet hatte, in
kürzester Zeit nach Meißen zurück. In demselben
Jahre wurde indes schon wieder Ersatz angeboten;
diesmal waren es der junge, sehr tüchtige Maler
Ehrlich, der mit Anlage und Behandlung der
Öfen auf das genaueste vertraute Dreher Klügel
nebst Sohn und der berühmte Schlachtenmaler Groß-
mann, von dem besonders hervorgehoben wurde, dass
er im Auftrage der Meißener Fabrik sechs Monate
27*
bis heute als die einzige Fabrikmarke in Gebrauch
geblieben.
Wiewohl einzelne Stücke bereits vor Eröffnung
der Fabrik entstanden sind, kam die fabrikmäßige
Herstellung des Porzellans doch nur allmälich in Gang.
Die Anlagen waren erst zu schaffen, die Versuche
zur Herstellung der Masse, der Farben u. s. w. erst
weiterzuführen. Vor allem galt es, ein sachverstän-
diges Personal zusammenzubringen. Mit Thatkraft
und Verständnis trat der zum Leiter der Anstalt
ernannte Inspektor Müller an diese Aufgaben heran.
Eine Reihe von Abhandlungen hat er darüber ge-
schrieben; in verhältnismäßig
kurzer Zeit waren alle jene
Fragen unter schwierigen Ver-
hältnissen gelöst.
Die Rohmaterialien für die
Massenbereitung wurden zuerst
von der Insel Bornholm bezo-
gen; nur das Kaolin scheint
später von Sachsen gebracht
worden zu sein. Das gefer-
tigte Porzellan schilderte Mül-
ler in der ersten Freude des
Gelingens zwar dem altjapani-
schen ähnlich, durchscheinend
obwohl matt im Bruch, auch
sollte es stärkere Hitze als jedes
andere europäische Porzellan
vertragen, dabei im Brande an
Volumen und Glasur verlieren;
aber die graue Farbe des Pro-
dukts und andere Fehler mach-
ten immer noch neue Ver-
suche nötig. Statt der säch-
sischen Porzellanerde gab man
später der von Limoges den Vorzug. Als Bornholm
nicht mehr genügenden Feldspat lieferte, wurde dieser
von Arundel in Norwegen bezogen.
Überaus schwierig war die Beschaffung der nö-
tigen Arbeitskräfte. Bei Eröffnung des Betriebes
hatte der Inspektor zwei Former und zwei Dreher zur
Verfügung, während die übrigen Arbeiter einfach
vom Militär kommandirt wurden. Eine künstlerische
Kraft wurde zwar in dem Bildhauer A. Tvede ge-
wonnen, aber die militärische Hilfe konnte für die
Dauer doch nicht genügen, und es galt nun, aus dem
Auslande zuverlässige Arbeiter zu gewinnen.
In Kopenhagen befand sich damals der Ober-
jägermeister von Langen, welcher von 1749—1763
die Fürstenberger Fabrik geleitet hatte. Um Rat
Fig. 4. Porzellanvase. (Rosenborg.)
gefragt, wies dieser auf den Fürstenberger Mo-
delleur A. C. Luplau hin, der infolgedessen 1776
für die Fabrik gewonnen wurde. Indess hatte Müller
schon vorher sein Augenmerk auf die Meißener
Fabrik gerichtet und dem dänischen Geschäfts-
träger in Dresden waren die entsprechenden Auf-
träge gegeben worden. Bald fanden sich fünf Ar-
beiter der sächsischen Fabrik zur Übersiedelung nach
Kopenhagen bereit.
Über die Arbeiter der Fabrik, ihre Leistungen
und Schicksale soll später berichtet werden. Bezüg-
lich dieser sächsischen Arbeiter sei somit hier nur
bemerkt, dass sie 1776 in Ko-
penhagen mit einer Freude
empfangen wurden, der nur
zu schnell die Ernüchterung
folgte; sie entsprachen nicht
den übertriebenen Erwartungen
und wurden der Anlass zu er-
bitterten Streitigkeiten in der
Fabrik.
Übrigens führte die Ab-
reise der Arbeiter von Meißen
beinahe zu diplomatischen Ver-
wickelungen. Dies hinderte
aber den dänischen Gesandten
nicht, sich, während er die un-
freundlichsten Noten aus dem
sächsischen Ministerium em-
pfing, eine genaue Beschreibung
der ganzen Meißener Fabrik,
sowie ihrer Betriebs- und Ar-
beiterverhältnisse zu verschaf-
fen. Gleichzeitig mit diesem
Aktenstück sandte er aber auch
die Warnung nach Kopenhagen,
dass dort nun der sächsische Gesandte alles dar-
ansetze, seine Landsleute zur Rückkehr zu bewegen.
Da die Sachsen stets zu Veränderungen geneigt
seien, so wären solche Einwirkungen sehr gefähr-
lich; und wirklich kehrten zwei Arbeiter, darunter
der Modellmeister Matthäi, den man als einen
ganz besonders guten Fang bezeichnet hatte, in
kürzester Zeit nach Meißen zurück. In demselben
Jahre wurde indes schon wieder Ersatz angeboten;
diesmal waren es der junge, sehr tüchtige Maler
Ehrlich, der mit Anlage und Behandlung der
Öfen auf das genaueste vertraute Dreher Klügel
nebst Sohn und der berühmte Schlachtenmaler Groß-
mann, von dem besonders hervorgehoben wurde, dass
er im Auftrage der Meißener Fabrik sechs Monate
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