DIE PORZELLANFABRIK ZU KOPENHAGEN WÄHREND DES 18. JAHRHUNDERTS. 219
Die Thätigkeit seines tüchtigen Nachfolgers
L. Manthey liegt außer dem Bereiche dieser Arbeit.
Erwähnung jedoch verdient ein Bericht, den dieser
im Jahre 1799 als Ergebnis einer langen Studien-
reise über verschiedene fremde Porzellanfabriken ver-
fasst hat. Manthey ging zuerst nach Paris, wo er
viele blühende Fabriken vorfand und Aiifschluss
über die wichtigeren neuen Erfindungen erhielt. In
Wien, das er der dort verwendeten Öfen wegen
aufsuchte, gelang es ihm, die Modelle derselben
zu bekommen. Die Berliner Fabrik fand er in be-
wunderungswürdigem Zustande. Die dort verwandte
Porzellanmasse war dieselbe wie in Meißen, wo man
gegen früher nicht mehr so kleinlich in dem Verheim-
lichen der Einrichtungen war. Die Fabriken zu
Gotha, Fürstenberg u. a. gaben Gelegenheit zu nütz-
lichen Vergleichen, auch
war dort manches zu be-
obachten, was jene großen
Fabriken nicht sehen
ließen.
3. Die Erzeugnisse, deren
Formen und Verzierung.
Die Fabrik fertigte in
dem hier behandelten Ab-
schnitte die gleichen Ge-
genstände, wie die übri-
gen europäischen Fabri-
ken. Es sollte zwar immer
der Hauptnachdruck auf die
Herstellung eines möglichst
vollkommenen und dabei ganz wohlfeilen Gebrauchs-
geschirrs gelegt werden, aber das eigentliche Luxus-
gerät, Figuren und Gruppen, Vasen und größere
Prachtstücke scheinen zur Zeit der Blüte doch über-
wiegend gemacht worden zu sein. Der Geschmack
jener kapriziösen Zeit, mit ihrem Sinn für leichten
Schmuck und zärtliche Tändelei, forderte hier eben
auch sein Recht.
Unter den Erzeugnissen dänischen Kunstfleißes
nimmt das Porzellan unbedingt die erste Stelle ein.
Nicht alle aus der Fabrik hervorgegangenen Ar-
beiten waren von gleichem Werte, aber die besten
Erzeugnisse stehen keineswegs gegen die Leistungen
der übrigen europäischen Fabriken zurück. Dieses
Urteil wurde schon damals von Sachverständigen
gefällt.
Durch die Akten der Fabrik sind wir über die
Lagerbestände in den Jahren 1780 und 1784 unter-
richtet. Als im Jahre 1777 einer Dame des Hofes
Fig. 14. Sogenanntes Muschelmuster der Porzellanfabrik.
das erste Porzellan überreicht wurde, bestand das
Geschenk aus einer kleinen Kaffeekanne mit Sahne-
töpfchen, einer Thee- und einer emaillirten Büchse,
zwei Tassen und einem Bauernjungen in Biscuit.
Mit ähnlichen bescheidenen Dingen füllte sich das
Lager bis zu dem 1780 eröffneten Verkaufe. Früh-
stücks- und Tafelgeschirre, Lampen, Flaschen, Kin-
derbecher und Schreibzeuge, dazu Stockknöpfe, Nadel-
büchsen in Beinform oder als Wickelkinder, Finger-
hüte, Pfeifen in Form von Türken-, Neger- und
Judenköpfen bildeten die Hauptgegenstände. Ganz
überwiegend hatten diese Stücke blaue Bemalung.
Dass daneben aber schon große Stücke gemacht
wurden, zeigt unter anderem das Verzeichnis der
Darbietungen an die königliche Familie. Beispiels-
weise wurden im Jahre 1778 dem Könige und dem
Kronprinzen zum Geburts-
tage je sieben große Vasen,
dem Erbprinzen zwei Va-
sen überreicht. Noch rei-
cher wird die Königin-
Witwe, die stets hilfreiche
Gönnerin der Anstalt, be-
dacht.
Von eigentlicher Por-
zellanplastik scheint aber
um 1780 noch kaum die
Rede zu sein; anders in
dem Lagerverzeichnis von
1784. Zahllose figürliche
Arbeiten sind dort aufge-
führt: Handwerker aller
Art, dänische, norwegische und deutsche Bauern,
Matrosen und Krämer, Richter, Türken und Chinesen;
die Elemente, die Weltteile, die Tages- und Jahres-
zeiten sowie Allegorieen der Geduld, der Vorsicht,
der Zeit, des Ruhmes und anderer; biblische Figuren
und ovidisühe Gruppen, antike Götter und bacchische
Darstellungen; Tiere aller Art; endlich Büsten und
Relief bilder. Am zahlreichsten und mannigfaltigsten
sind mit 250 Stück, worunter 50 buntbemalten, die
Cupidofigürchen des Bildhauers Tvede vertreten.
Die besten Arbeiten der Fabrik und den ihr
eigentümlichen Charakter findet man jedoch weder
in diesen plastischen Werken noch in den damals
oft gepriesenen Riesenvasen. Ihre feinsten und ori-
ginellsten Leistungen sind die Tischgeschirre, vor
allem das große Tischzeug mit dem Flora-Danica-
Muster.
Dieses Geschirr verdankt seinen Ruhm dem
Blumendekor Bayer's. Die künstlerische Vollendung
28*
Die Thätigkeit seines tüchtigen Nachfolgers
L. Manthey liegt außer dem Bereiche dieser Arbeit.
Erwähnung jedoch verdient ein Bericht, den dieser
im Jahre 1799 als Ergebnis einer langen Studien-
reise über verschiedene fremde Porzellanfabriken ver-
fasst hat. Manthey ging zuerst nach Paris, wo er
viele blühende Fabriken vorfand und Aiifschluss
über die wichtigeren neuen Erfindungen erhielt. In
Wien, das er der dort verwendeten Öfen wegen
aufsuchte, gelang es ihm, die Modelle derselben
zu bekommen. Die Berliner Fabrik fand er in be-
wunderungswürdigem Zustande. Die dort verwandte
Porzellanmasse war dieselbe wie in Meißen, wo man
gegen früher nicht mehr so kleinlich in dem Verheim-
lichen der Einrichtungen war. Die Fabriken zu
Gotha, Fürstenberg u. a. gaben Gelegenheit zu nütz-
lichen Vergleichen, auch
war dort manches zu be-
obachten, was jene großen
Fabriken nicht sehen
ließen.
3. Die Erzeugnisse, deren
Formen und Verzierung.
Die Fabrik fertigte in
dem hier behandelten Ab-
schnitte die gleichen Ge-
genstände, wie die übri-
gen europäischen Fabri-
ken. Es sollte zwar immer
der Hauptnachdruck auf die
Herstellung eines möglichst
vollkommenen und dabei ganz wohlfeilen Gebrauchs-
geschirrs gelegt werden, aber das eigentliche Luxus-
gerät, Figuren und Gruppen, Vasen und größere
Prachtstücke scheinen zur Zeit der Blüte doch über-
wiegend gemacht worden zu sein. Der Geschmack
jener kapriziösen Zeit, mit ihrem Sinn für leichten
Schmuck und zärtliche Tändelei, forderte hier eben
auch sein Recht.
Unter den Erzeugnissen dänischen Kunstfleißes
nimmt das Porzellan unbedingt die erste Stelle ein.
Nicht alle aus der Fabrik hervorgegangenen Ar-
beiten waren von gleichem Werte, aber die besten
Erzeugnisse stehen keineswegs gegen die Leistungen
der übrigen europäischen Fabriken zurück. Dieses
Urteil wurde schon damals von Sachverständigen
gefällt.
Durch die Akten der Fabrik sind wir über die
Lagerbestände in den Jahren 1780 und 1784 unter-
richtet. Als im Jahre 1777 einer Dame des Hofes
Fig. 14. Sogenanntes Muschelmuster der Porzellanfabrik.
das erste Porzellan überreicht wurde, bestand das
Geschenk aus einer kleinen Kaffeekanne mit Sahne-
töpfchen, einer Thee- und einer emaillirten Büchse,
zwei Tassen und einem Bauernjungen in Biscuit.
Mit ähnlichen bescheidenen Dingen füllte sich das
Lager bis zu dem 1780 eröffneten Verkaufe. Früh-
stücks- und Tafelgeschirre, Lampen, Flaschen, Kin-
derbecher und Schreibzeuge, dazu Stockknöpfe, Nadel-
büchsen in Beinform oder als Wickelkinder, Finger-
hüte, Pfeifen in Form von Türken-, Neger- und
Judenköpfen bildeten die Hauptgegenstände. Ganz
überwiegend hatten diese Stücke blaue Bemalung.
Dass daneben aber schon große Stücke gemacht
wurden, zeigt unter anderem das Verzeichnis der
Darbietungen an die königliche Familie. Beispiels-
weise wurden im Jahre 1778 dem Könige und dem
Kronprinzen zum Geburts-
tage je sieben große Vasen,
dem Erbprinzen zwei Va-
sen überreicht. Noch rei-
cher wird die Königin-
Witwe, die stets hilfreiche
Gönnerin der Anstalt, be-
dacht.
Von eigentlicher Por-
zellanplastik scheint aber
um 1780 noch kaum die
Rede zu sein; anders in
dem Lagerverzeichnis von
1784. Zahllose figürliche
Arbeiten sind dort aufge-
führt: Handwerker aller
Art, dänische, norwegische und deutsche Bauern,
Matrosen und Krämer, Richter, Türken und Chinesen;
die Elemente, die Weltteile, die Tages- und Jahres-
zeiten sowie Allegorieen der Geduld, der Vorsicht,
der Zeit, des Ruhmes und anderer; biblische Figuren
und ovidisühe Gruppen, antike Götter und bacchische
Darstellungen; Tiere aller Art; endlich Büsten und
Relief bilder. Am zahlreichsten und mannigfaltigsten
sind mit 250 Stück, worunter 50 buntbemalten, die
Cupidofigürchen des Bildhauers Tvede vertreten.
Die besten Arbeiten der Fabrik und den ihr
eigentümlichen Charakter findet man jedoch weder
in diesen plastischen Werken noch in den damals
oft gepriesenen Riesenvasen. Ihre feinsten und ori-
ginellsten Leistungen sind die Tischgeschirre, vor
allem das große Tischzeug mit dem Flora-Danica-
Muster.
Dieses Geschirr verdankt seinen Ruhm dem
Blumendekor Bayer's. Die künstlerische Vollendung
28*