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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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Beissel, Stephan: Das Evangelienbuch des Erzbischöflichen Priesterseminars zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.3834#0014

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1898. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

der Zierblätter ist sehr verschieden. Vor
dem Evangelium des hl. Matthaeus ist die
Rückseite eines Blattes (19 v.) leer. Das folgende
Blatt ist auf der vordem Seite (20 r.) mit Purpur
gefärbt und mit Versen in Goldschrift versehen,
auf der Rückseite (20 v.) aber leer geblieben.
Leer blieb auch die Vorderseite des Blattes 21,
dessen Rückseite das Bild des Evangelisten
Matthaeus trägt. Ihm gegenüber steht der Titel
des ersten Evangeliums (22 r.). Es folgen zwei
leere Seiten (22 v. und 23 r.), dann auf Purpur-
grund in Goldschrift mit einer grofsen Initiale
der Anfang des Textes: Liber generationis
(23 v.). Hier sind also alle Malereien so aus-
geführt, dafs zwei bemalte Seiten (21 v. und
22 r.) sich gegenüberstehen, jede der vier be-
malten Seiten aber auf ihrer Rückseite leer
blieb. Bei Marcus sind, wie schon oben be-
merkt wurde, die Blätter der Lage unregel-
mäfsig geheftet. Ihre Ausstattung ist diese:
Blatt 83 blieb auf beiden Seiten leer, 84 r. trägt
Verse auf Purpurgrund, 84 v. ein Evangelisten-
bild, 85 r. den Titel auf Purpur (Incipit lib(er)
s(an)c(t)i evangelii s(e)c(un)d(u)m Marcum), 85 v.
den Beginn des Evangeliums (Initium) mit grofser
Initiale, 86 r. beginnt der Text. Bei Lucas
schliefst Blatt 121 r. das Inhaltsverzeichnifs,
121 v. gibt die Verse, ihnen gegenüber 122 r.
das Evangelistenbild, 122 v. den Anfang des
Textes mit einer grofsen Initiale und zwanzig
Zeilen in Goldschrift auf Purpur. Vor dem
Evangelium des hl. Johannes blieben drei
Seiten (175 v., 176 r. und v.) leer. 177 r. enthält
die Verse in Goldschrift auf Purpur. 177 v. und
178 r. stehen sich das Bild des Evangelisten
und der Titel auf Purpurgrund (Incipit lib(er)
s(an)c(t)i evangelii secundu(m) Johanne(m)) gegen-
über. Ebenso entspricht dem reichen Ziertitel
der Seite 178 v. (Abb. 4) der in Gold auf Purpur
auf Seite 179 v. geschriebene Anfang des Evan-
geliums in fünfzehn Zeilen. 179 v. blieb wieder-
um leer, 180 r. folgt gewöhnlicher Text.

Die Zahl der bemalten oder reich behan-
delten Seiten einerseits, andererseits jener der
leeren Blätter beträgt also bei Matthaeus 4 + 5,
bet Marcus 4 + 2, bei Lucas 3 + 0, bei Johannes
5 + 4. Wahrscheinlich hat der Maler die Zier-
titel zu Matthäus und Johannes angefertigt,

Jhesus a Juda traditur. (A)llocutio Pilati ad Judaeos de
(Jhesu) et Barrabba, Passio Jhesu et sepultura et resur-
rectionis (hiefs vielleicht in der Vorlage resurrectio ejus).

bevor der Text geschrieben wurde, d. h. zu
einer Zeit, als es ihm frei blieb, die Rückseite
der Malereien leer zu lassen. Die übrigen Zier-
titel dürften erst nach Vollendung des Textes
entstanden sein, welcher zuletzt mehr Seiten
füllte, als man berechnet hatte. Der Irrthum
in dieser Veranschlagung zwang bei Lucas, die
Ziertitel und Bilder zusammenzudrängen und
deren Zahl sogar bis auf 3 zu beschränken, bei
Marcus aber, Blätter einzufügen.

Die auf Seite 20 r., 84r., 121 v. und 177 r. vor
den Evangelistenbildern in Goldschrift auf Pur-
purgrund eingetragenen Verse lauten:

/. Inter apostolicos Domini numeratus amicos
Hie est, qui primus sanetoque carismate plenus,
Clara salutiferi scripsit miracula Christi.
Ipsius et sacris junxit pia dogmata /actis,
Dignus evangelista Dei, cognomine Levi,
Matheus, ostendens verum hunc hominemque
Deumque.

II. Doctor apostolicus hoc pingitur ordine Marcus,
Qui Petri natus fuit in baptismate sanclus
Atque evangelii, quod didicit ore magistri,
Veridicus scriptor, quod summus postea pastor
Praedicat in magnis Alexandri moeniius urliis,
In qua nunc meritis martyr veneralur opimis.

III. Aeclesie lampas sacer hie est nomine Lucas,
Qui vir apostolicus divino famine plenus,
Hoc evangelium Domino tribuente sacratum
Scripsit et in totutn sparsit latissime mundum.
Ipse sequens sanctum per plurima vineula Paulum,

Bithiniaque docens migravit ad ardua celebs.

IV. Inter preeipuos parzdyn quatuor amnes
Hie est verbi potens celis1) imnista I ohanncs,
Qui sacra divini reserans misteria Verbi,
Planus haec sripsit, per mundi climata sparsit,
Inter mirificos actus etiam ad celestia raptus,
MonstraftJ venturae qualis sit gloria vitae.

Die Abschnitte I, III und IV sind mit
karolingischen Majuskeln geschrieben, vielleicht
aber doch von verschiedenen Händen. Im

I. Abschnitt sind alle E und alle M rund. Nur
einmal kommt ein A mit geraden Strichen vor,
in allen anderen Fällen ist die erste Hälfte ge-
rundet und mit einer Schleife versehen. Kein
Buchstabe, aufser den am Anfange der Verse
stehenden, geht über die andern heraus. Im

II. Abschnitt ist alles in Minuskeln geschrieben
wie der Text der Evangelien und wie die Zier-
blätter 122 v. und 179 r. Im III. Abschnitt ist
die Ausführung fast wie im I., doch sind mehr
Buchstaben nach unten hin geschwänzt, einige
treten innerhalb der Zeilen nach oben hin über

7) Der Schreiber spielt durch „coelis hymnista"
auf die Apocalypse an.
 
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