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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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Schnütgen, Alexander: Neues Sängerpult von Holz im spätgothischen Stil
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Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.3834#0133

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207

1898. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

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namentlich Zuverlässigkeit der Profile. — Für
die Gefälligkeit endlich werden leichter Auf-
bau, durchsichtige Behandlung, edles Orna-
ment von entscheidender Bedeutung sein.

Diesen Anforderungen dürfte das hier ab-
gebildete Exemplar entsprechen, welches Bild-
hauer Mengelberg entworfen hat. Es ist so
klar disponirt und so bestimmt gezeichnet, dafs
zu seiner Erläuterung keine lange Beschreibung
nöthig ist. Aus einem festaufliegenden gut
profilirten quadratischen Sockel wachsen, ganz
zuverlässig eingezapft, vier über Eck gestellte
identische Strebepfeiler kräftiger Bildung heraus,
die sich, einfach aus einer 1V2 zölligen Planke
herausgesägt, in harmonischen Abstufungen ver-
jüngen, um durch die oben wiederzugewinnende
Ausladung den Uebergang zu dem quadratischen
Brette zu erlangen, welches die unmittelbare
Unterlage für das Pultdach bildet. Die fenster-
artige Durchbrechung nimmt den Strebepfeilern
ihre Schwere, und ihren Vereinigungspunkt
finden sie in dem sogenannten Köcher, d. h.
dem aus vier blendenverzierten Brettern ge-
bildeten Kern, der unten aus einer Schräge
sich entwickelt und oben durch einen star-
ken Sims zu dem quadratischen Deckbrett
überleitet.

Dieses durchaus konstruktive und feste, trotz
seiner Solidität leichte und gefällige Gefüge
dient dem eigentlichen Pult als Träger, denn
auf dem Deckbrette, welches ihn abschliefst,
baut sich das Gestell auf, welches auf unserer
Zeichnung als abgestutztes Dreieck erscheint,
die Giebelseite des Daches zukehrend. Diese

Giebelseite verzieren anmuthige, in den ge-
gebenen Raum geschickt hineinkomponirte
Maafswerkdurchbrechungen, die für beide Seiten
gleich gedacht sind, und der Stumpf, der sie
als Abschlufs des Ganzen überragt, deutet den
bekrönenden Kamm, etwa in Gestalt eines
Lilienfrieses an. Auch die beiden rechteckigen
Pultflächen können (wenn sie nicht mit Stoff
belegt werden sollen) mit durchbrochenen Or-
namenten versehen werden, die von angenehmer
Wirkung sind, ohne die Kosten wesentlich zu
erhöhen. Aber diese Durchbrechungen würden
ebensowenig wie diejenigen der beiden Giebel-
seiten zu hinterlegen sein, während die Bogen-
verzierungen des Köchers, der geschlossen und
fest wirken mufs, als Blenden zu behandeln
sind. Diese Blenden werden am besten, wie
auch die Hohlen der Profile abwechselnd blau
und roth gestrichen, in welchen Farben auch
die Rosetten zu halten wären, die namentlich
für die unteren Schmiegen als Verzierung
sich empfehlen würden. Das Uebrige könnte
im Naturton des Holzes belassen werden, sei
es, dafs Eichenholz zur Verwendung käme, auf
welches diese Zeichnung zunächst berechnet
ist, sei es, dafs Tannen- oder Fichtenholz ver-
wendet werden sollte, in welchem Falle etwas
stärkere Dimensionen erforderlich wären. —
Auch ein minder gewandter Bildhauer ist im
Stande, dieses Möbel auszuführen, wenn die
Schreinerarbeit durchaus zweifellos, er selber
im Stande ist, die Zeichnung genau zu ver-
stehen, und gewillt, ihr bis in die kleinsten
Einzelheiten zu folgen. Schnütgen.

Nachrichten.

„Die Vereinigung zur Förderung der
Zeitschrift für christliche Kunst" hielt ihre

diesjährige Vorstandssitzung und im Anschlüsse an
diese die Generalversammlung der Inhaber von Pa.
tronatsscheinen am 26. August in Bonn ab.

Der stellvertretende Vorsitzende, Herr Reichstags-
und Landtags-Abgeordneter A. v. Grand Ry, gedachte
zunächst des schweren Verlustes, den der Vorstand
durch das Hinscheiden seines langjährigen Vicepräsi.
denten, des Oberbürgermeisters a. D. Leopold Kauf,
mann, erlitt und widmete seinem Andenken V7orte der
Verehrung und Anerkennung. Kaufmann war eine
poetisch gestimmte, feinsinnige Natur; sein Leben von
vielseitigen, geistigen Interessen beherrscht. Als Sohn
der kunstfrohen Rheinlande und in seiner Jugend noch
angeregt durch den Geist der Romantik, wandte er
frühzeitig seine Begeisterung der wieder erwachenden

deutschen und christlichen Kunst zu. Mit den Häup-
tern der Düsseldorfer Schule, namentlich Karl Müller,
verband ihn die Freundschaft eines langen Lebens
und die Gemeinsamkeit künstlerischer Anschauungen.
Aber auch der Geschichte der altern Kunst wandte er
seine begeisterte Hingabe und liebevolles Studium zu,
besonders galt er als ein hervorragender Kenner Albrecht
Dürer's. So war er durch seine Kenntnisse und seinen
geläuterten Geschmack für die Zeitschrift, der er von
Anfang an seine wärmste Theilnahme schenkte, stets
ein werthvoller Beralher und Mitarbeiter. Die Erinne-
rung an ihn wird nicht erlöschen.

Auch der vor wenigen Tagen verstorbene Baurath

Vincenz Statz in Köln, in dem die Zeitschrift einen

Mitarbeiter verliert, fand pietätvolle Erwähnung. Ist

i mit ihm doch ein bahnbrechender Meister der neuern

j gothischen Architektur geschieden, der in engster
 
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