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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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Schroers, Heinrich: Studien zu Giovanni da Fiesole, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3834#0211

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337

1898.

ZEITSCHRIFT FÜR CRHISTLICHE KUNST — Nr. 11.

einer einfach rhythmischen, aber lebendigen und
von schöner Linienführung geleiteten Anordnung.
Künstlerisch bedeutender noch ist die Charakte-
ristik dieser Heroen des Mönchthums, die ge-
schichtliche und seelische Individualisirung.

Welch' eine von Zerknirschung und Aszese
durchgearbeitete Gestalt ist Hieronymus! Das
ist wahrhaft der Einsiedler aus der Wüste Chalcis.
Nur das Bufshemd umhüllt die abgehärmten
Glieder, der Strick ist fest um die Lenden ge-
schnürt, der edle Gelehrtenkopf von geistigem
Schmerze durchbebt. Was hat dieses leiden-
schaftliche Herz auf die Knie gezwungen und

dischen Aszeten, ihn hinweist. Als ein Vater
blickt er auf den Knieenden herab; denn er
schrieb ja sein Regelbuch, das er in der Hand
hat, auch für Hieronymus und seine palästinen-
sischen Mönche. Eine feierliche Erscheinung
ist Augustinus.44) Er trägt die Abzeichen des
Bischofs, aber unter dem Mantel wird das von
einem Riemen umgürtete Kleid jenes Ordens
sichtbar, der seinen Namen führt. In dem
mächtigen Kopfe arbeiten die grofsen Gedanken
des Theologen und ziehen die Stirne in Falten.
Sie kommen ihm vom Kreuze, auf das sein
Blick, wie in tiefe Spekulation versenkt, ge-

Fig. 3.

ihm die Hände gefaltet, wie einem flehenden
Kinde? Das Kreuz, auf das der vor ihm stehende
Basilius,48) der Geistesführer der morgenlän-

43) Cartier (pag. 285), Burckhardt (»Der
Cicerone«, 6. Aufl. Leipzig 1893. II, 558) und Ron-
do n i (Guida pag. 5) sehen darin den hl. Zanobius,
Bischof von Florenz; Godkin (»The Monastery of
San Marc«. 3. Ed. Florence 1890. p. 85) Augustinus;
die meisten aber den hl. Ambrosius. Allein weder
dieser noch Zanobius war Ordensstifter oder auch
nur Mönch. Angelico hat die Figur deutlich als
griechischen Bischof kennzeichnen wollen, indem er
in die Krümme des Stabes ein sog. griechisches
Kreuz und drei solcher auf die Stola malle, wie er es
auf dem Florentiner Unionskonzil bei den griechischen
Prälaten beobachtet haben mochte. Daher ist nur
an den hl. Basilius zu denken, den er von seinem
Prior als den Vater des orientalischen Mönchthums
kannte. S. Antoninus »Chronicor. opus« P. II

richtet ist. Die Feder in der Hand ist bereit,
sie dem Buche anzuvertrauen, das in seiner
Linken ruht. So ward der Gesetzeskodex, nach
dem so viele Orden, und auch der des hl. Do-
minikus lebten, vom Gekreuzigten eingegeben.
Wie ein Patriarch unter seinen Söhnen steht
der hl.Benedikt bei den Begründern von Citeaux,
Camaldoli und Vallombrosa. Sie sind ja nur
die Sprossen seines eigenen Ordens. Darum
ist sein ernstes und würdevolles Gesicht ihnen
zugewandt. Sie stellten die alte Reinheit des

Tit. IX pag. 57: „Pater dicitur monachorum in Ori-
ente, sicut Benediclus in oeeidente. Regulam vivendi
eis scripsit."

44) Wird von einigen (Rondoni pag. 5) für den
hl. Ambrosius gehalten, der doch mit dem Ordens-
stande nichts zu schaffen hat. Godkin 1. c. denkt an
Albert den Grofsen.
 
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