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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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Schroers, Heinrich: Studien zu Giovanni da Fiesole, [4]
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Schnütgen, Alexander: Neue Silberagraffe von Brom in Utrecht
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https://doi.org/10.11588/diglit.3834#0214

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343

1898. —ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

344

Barmherzigkeit ihnen bot. Man50; denkt nun
an die klösterliche Mildthätigkeit im Geiste des
Evangeliums: „Ich bin hungrig gewesen, und
ihr habt mir zu essen gegeben; ich bin durstig
gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben;
ich war ein Fremdling, und ihr nahmt mich auf"
(Matth. XXV, 35). Gewifs liegt dies darin, so
gut wie das Gebot des Schweigens in dem er-
hobenen Zeigefinger des hl. Petrus Martyr, und
wie das fromme Ave, das der englische Grufs
ins Gedächtnifs ruft. Doch es ist, wenn man
so sagen darf, nur die exoterische Bedeutung,
hinter der sich eine esoterische verbirgt.

Es ist schon darauf hingewiesen worden,
dafs das Kreuz auch diesem Bilde zu Grunde
liegt.51) Ferner ist nie beachtet worden, dafs
Jesus über dem Pilgerrock — er ist in hellem
Roth, der Farbe des Blutes, gehalten — ein
härenes Gewand trägt, das Zeichen der Bufse.
Der Sinn ist nun klar. Ein armer Wanderer
ist an der Pforte von S. Marco erschienen, im
Namen Christi um Herberge bittend. Als der

60) Burckhardt a. a. O. und Beissel S. 24 f.
denken an die Emmausjünger. Aufser der Zweizahl
der empfangenden Dominikaner spricht indefs nichts
dafür, wohl aber die Pilgertracht Christi und die
Stellung der Figuren, die nicht solche von Mitgehen-
den, sondern Empfangenden sind, dagegen.

51) S. oben Sp. 300.

Pilgerhut von den goldenen Locken auf die
Schultern zurücksinkt, blickt den beiden Mönchen
das in milder Schönheit erblühte Angesicht des
Heilandes entgegen, und freudestrahlend wollen
sie den göttlichen Pilger aufnehmen. Aber er
stellt den zum Kreuze werdenden Stab vor sie
hin und weist auf sein härenes Kleid. In S.
Marco kehrt Jesus nur als Kreuzträger und
Prediger der Bufse ein. Werde ich in eurer
Mitte eine Stätte finden, lautet die inhaltschwere
Frage. Und statt der Antwort legt der Prior
seine Rechte auf die Hand des Heilandes und
vollendet so über dem Stabe die Form des
Kreuzes, und ergreift mit der anderen Hand
bewillkommnend den Arm des Fragenden,
während sein Gefährte den theuern Fremdling
freundlich um die Schultern fafst S. Marco ist
für immer verbunden und vereinigt mit dem
büfsenden und gekreuzigten Gottessohne.52)

(Forts, folgt.)
Bonn. Heinrich Schrörs.

°2) Neben der Pforte befindet sich noch ein anderes
Lünettenbild, den hl. Thomas von Aquin mit geöff-
netem Buche darstellend. Da aber das Gemälde arg
gelitten hat, und die Inschrift auf dem Buche gänzlich
erloschen ist, scheint mir ein Erklärungsversuch ver-
geblich zu sein. Dafs Thomas ,,in atlo die sillogizzare"
sei, wie Tumiati pag. 165 wissen will, und dafs er
die Summa philosophica in der Hand halte, wie Su-
pino p. 107 angibt, kann ich nicht finden.

Neue Silberagraffe von Brom in Utrecht.

Mit Abbildung.

um Gebrauche bei der Prozession,
welche alljährlich vom „Begynhof"
in Amsterdam als Erinnerung an
das Hostienmirakel veranstaltet
wird, hat der zeitige Rektor Mgr. Klönne die
hier abgebildete Chormantelagraffe von 155 mm
Durchmesser dem Goldschmied Jan Brom in
Auftrag gegeben, der sie entworfen, ge-
zeichnet und ausgeführt hat. Die Originalität
der Darstellung wie die Korrektheit und Fein-
heit der Durchführung rechtfertigen deren Ab-
bildung und nähere Beschreibung.

Bis in das Jahr 1345, da Amsterdam noch
ein Fischerdorf war, reicht der Vorfall zurück,
an welchen die Darstellung anknüpft, indem
sie eine mitten im Herdfeuer unversehrt
schwebende konsekrirte Hostie zeigt. Diese
hat wegen der an dem Kaiser Maximilian be-

wirkten wunderbaren Heilung, der Stadt Amster-
dam als sein Geschenk die Kaiserkrone ge-
bracht und zu schnellem Aufblühen verholfen.
In hohen Ehren hält sie daher die alte Tradition,
der Brom berufen ward, auf einer Agraffe Aus-
druck zu verleihen. Diese ungewöhnliche,
schwierige Aufgabe hat er vortrefflich gelöst,
sowohl durch die getriebene Füllung wie durch
die aus verschnittenem Laubwerk gebildete
Umrahmung. Zwei herunterschwebende rauch-
fafsschwingende Engel beten die hl. Hostie
an, die sich inmitten brennender Holzscheite
behauptet. Geschickt sind letztere auf einer
herauskragenden ausgeschweiften Konsole ge-
lagert, die durch die emaillirten Wappen-
schildchen der Kirchenprovinz, der Stadt und
des zeitigen Rektors verziert wird. Der glück-
lichen Art, mit der so die untere Parthie markirt
 
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