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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 62.1928

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Schürer, Oskar: Deutsche Kunst Düsseldorf 1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.9251#0237

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Deutsche Kunst Düsseldorf 1928

bei Kohlers feinen Stücken doch noch Zweifel
am Halt dieser zweifellosen Begabung bleiben.)
In Hess (München) und Faistauer (Wien) ist
diese neue Einstellung auf reiche Farbigkeit von
zwei Seiten her fixiert. Hess findet nun den
lauten Widerhall, den er seit langem verdient.
In Faistauer spitzt sich eine überlegene Farb-
empfindung fast schon ins Pretiöse zu (was in
dem „Damenporträt" auch noch durch die Form
unterstrichen wird). Gefolgsmannen dieser Ein-
stellung — und Gründer! — wären zu Dutzenden
zu nennen: Ahlers-Hestermann (Hamburg),
Bretz (Düsseldorf), Peiffer-Watenphul
(Essen), Kerschbaumer (Berlin), der in der
Form noch roh ist gegenüber den anderen,
Crodel(Halle), Schrötter (Prag), dessen „Bas-
kische Bar" allerdings über das hier breit Ange-
legte hinauszielt, Hanns Katz (Frankfurt), des-

O. SCHLIESSLER-
SCHWETZINGEN
BILDNIS COHEN

sen Selbstbildnis eine schöne Farbigkeit fast
wider Willen zugibt. Boss (Bern), Ami et
(Oschwand) in französischer Leichtigkeit.

Zweifellos — dies Streben nach ausge-
wogener Farbigkeit ist zunächst einmal Reak-
tionserscheinung auf Vorhergegangenes. Und
trägt die Gefahren solcher Reaktion in sich.
Aber doch in Ansätzen auch ein Vorwärts. Man
muß die klaren Sprecher dieses Vorwärts an-
rufen, um das im breiten Streben latente zu
markieren. Max Beckmann stößt imponierend
vorwärts. Glück und Tragik dieser Zeit sind
in seinem Bilde ausgesprochen für jeden, der zu
sehen weiß. Das Glück, tiefgespannte Be-
ziehungen zwichen den Einzelwelten zu ent-
decken, — die Tragik, darüber das Mensch-
liche, das Gestalthafte zu verlieren. Bau-
meister (Stuttgart) ist einer der wenigen, die

XXXI. Juli 1928. 3
 
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