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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 62.1928

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Pfister, Kurt: Münchener Glaspalast 1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.9251#0368

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PER KROHG—PARIS

»DER STIERKAMPFER«

MÜNCHENER GLASPALAST 1928

VON DR. KURT PFISTER

Das Problem der Monstre-Ausstellungen
müßte endlich zur Diskussion gestellt und
nicht die Errichtung von immer neuen Kunst-
palästen als zwingende Notwendigkeit (oder gar
als Lösung der Kunstkrise) vor der Öffentlich-
keit propagiert werden. Es geht nicht an, aus
Gründen der Bequemlichkeit die Entwicklung
weiter treiben zu lassen.

Die Reform des Münchener Glaspalastes,
die Fritz Behn im vergangenen Jahr in Angriff
genommen hatte, ist leider durch seinen vor-
zeitigen Sturz unterbrochen worden. Man
kann gegen Behns Tätigkeit mancherlei ein-
wenden, seine Mittel und Helfer waren wohl
nicht immer die richtigen, die Ergebnisse mußten
naturgemäß bei dem ersten Versuch in vielen
Punkten problematisch und unzulänglich bleiben:
erfreulich war immerhin die Aktivität, mit der
er die allenthalben lastende Stagnation be-
kämpfte, erfreulich der (nicht immer ans Ziel
gelangte) Wille, die Besten der älteren und
jüngeren Künstlergenerationen zu vereinigen,
zukunftweisend seine Tendenz, das eintönige
Nebeneinander der gleichmäßigen Ausstellungs-
räume durch wertvolle Einzelkollektionen, ge-
schlossene Komplexe (religiöse Kunst!) und

neuartige Ausstellungsobjekte, wie Fresken und
Sgrafittos, zu unterbrechen und zu beleben.
Der von Kreis gestaltete Raum mit den Bild-
werken Kolbes konnte als beispielhafte Lösung
für die ausstellungstechnisch schwierige Frage
der Aufstellung von Bildwerken gelten.

Die neue Ausstellungsleitung, die unter dem
Präsidium des Architekten Prof. H ö n i g steht, hat
in manchen Punkten an die Reform Behns an-
geknüpft; beispielsweise hat man eine Reihe
von Wänden für freskale Versuche (E. Steppes,
Jakob Karl Holzer, Colombo Max, Eberle,
Beringer, Schmidt) beibehalten, ebenso den
Kreis-Saal, der leider durch verschiedene Re-
tuschen viel von seiner ursprünglichen Raum-
wirkung verloren hat, für die Bildwerke reser-
viert. Im übrigen hat man durch verschiedene
und gewichtige Komplexe — eine Retrospektive
der Altmünchner Malerei, eine Böcklin-Aus-
stellung, eine Schau älterer und neuerer Schwei-
zer Künstler, mehrere namhafte Einzelkollek-
tionen — gewisse bedeutende Schwerpunkte
geschaffen, die hinreichen, um für dieses Jahr
dem Glaspalast ein beträchtliches Format zu
sichern und den flüchtigen Besucher über zahl-
reiche Belanglosigkeiten hinwegzuretten. Wir

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